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Wolf überspringt Doppelzaun

Jetzt steht fest: Drei Schafe in Cunnewitz wurden vom Wolf getötet. Der zweifache Schutz der Weide hat offenbar versagt.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Der Wolf hatte wahrscheinlich großen Hunger. Es sprang erst über einen Festzaun und dann noch über einen Elektrozaun. Dort waren die 50 Schafe von Martin Just auch in der Nacht zum Sonntag eingepfercht. „Ich hab sie hinter dem Festzaun nachts immer noch im Elektrozaun eingesperrt, weil ich sie schützen wollte“, sagt der nebenberufliche Landwirt.

Es war zunächst unklar, ob tatsächlich ein Wolf die drei Schafe gerissen hatte. Ein Rissgutachter bestätigte dem Schäfer Martin Just aber am Montagnachmittag, dass tatsächlich das Raubtier am Werk war. Es gab auch Beschwerden beim Veterinäramt, weil die drei toten Schafe bis dahin auf der Weide lagen. „Doch was soll ich denn machen. Ich muss warten, bis sich der Rissgutachter alles angeschaut hat“, sagt der Schäfer. Immerhin geht es um Entschädigungszahlungen des Freistaats. Die bekommt der Landwirt nur, wenn er die geforderten Mindest-Schutzvorrichtungen eingehalten hat.

Martin Just hat aber weit darüber hinaus vorgesorgt. Er hat seine Tiere sogar mit zwei Zäunen geschützt. Der Wolf musste damit Hürden springen, um zu den Schafen zu gelangen. Ein Fakt könnte den Landwirt im Nachhinein aber noch in Erklärungsnöte bringen. Die Experten des Kontaktbüros hatten immer wieder betont, dass Flatterband einen wirksamen zusätzlichen Schutz vor dem Wolf darstelle. Martin Just hatte das Band aber nur um den äußeren Festzaun gezogen und dort aus technischen Gründen so befestigt, dass es nur eingeschränkt flattern konnte. Diese Vorgehensweise hatten Rissgutacher beim letzten Riss auf der Weide vor mehr als einem Jahr bemängelt. Damit verliere das Flatterband an Abschreckungskraft, hieß es. „Jeder hat andere Ansichten, wie das Flatterband zu befestigen ist“, sagt Martin Just. „Es geht darum, dass der Wolf immerhin zwei Zäune übersprungen hat.“ Jetzt werde es wieder um die Frage gehen, wie viel Schutzvorrichtungen den Landwirten überhaupt zuzumuten sind.

Der Bautzener Landrat Michael Harig (CDU) hatte nach den letzten Rissen im Herbst vergangenen Jahres gefordert, dass das Rosenthaler Rudel geschossen werden soll. Es gilt als Problemrudel, weil Tiere aus der Gruppe gelernt haben, hohe Zäune zu überspringen. Der Abschuss war vom Ministerium abgelehnt worden. Die Diskussion dürfte nun in eine neue Runde gehen. „Die Saison geht jetzt erst wieder los“, sagt Martin Just mit Blick auf die Statistik.