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Wolfsriss in Streitfeld?

Nicht zum ersten Mal ist ein getötetes Tier in der Gegend gefunden worden. Vermutlich waren drei Graupelze beteiligt.

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© privat

Von Romy Altmann-Kühr

Streitfeld. Vor einer Woche ist es gewesen, dass Dietmar Hempel von Nachbarn in Streitfeld zur Hilfe gerufen wurde. Die Anwohner hatten in der kleinen Ortschaft bei Lawalde ein totes Reh entdeckt, übel zugerichtet. Hempel ist Jäger, konnte allerdings für das Tier nichts mehr tun. Er ist überzeugt: Wölfe haben das Reh gerissen. Was er dabei besonders erschreckend findet: Der Angriff auf das Reh muss sich in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern abgespielt haben. Das tote Tier wurde in der Nähe von Häusern auf einer Wiese entdeckt. Anwohner riefen Dietmar Hempel an. „Das ist zwar nicht mein Revier, aber ich bin Jäger und wohne in Streitfeld“, sagt er. Deshalb suchten die Nachbarn seinen Rat. Den Spuren nach zu urteilen sind sogar mehrere Wölfe hier zugange gewesen. Dietmar Hempel schätzt ein, dass es ein Altwolf und zwei Jungtiere gewesen sind. „Das kann man gut an den Spuren sehen. Da lag ja noch etwas mehr Schnee“, erzählt der Jäger aus Streitfeld. Der Jäger und pensionierte Forstingenieur kennt sich mit Spuren von Wildtieren gut aus. Wie Dietmar Hempel berichtet, seien kurz vor diesem Vorfall in der näheren Umgebung bereits zwei weitere getötete Rehe sowie ein Fuchs gefunden worden. Das berichten auch andere Streitfelder Einwohner.

Den Jäger aus Streitfeld stimmt das besorgt. Er stellt fest, dass es in der Gegend immer weniger Rehe gibt und führt das auch auf die gestiegene Anzahl der Wölfe zurück, die in der Region leben, beziehungsweise hier durchwandern. Dietmar Hempel hat sein Jagdrevier am Hohwald. Dort gibt es ein bestätigtes Wolfspaar. „Ich habe schon fast zwei Jahre dort kein Reh mehr gesehen“, erzählt der Jäger. Auch das Muffelwild, das in der Gegend um Lawalde lebte, sei beinahe ausgerottet, sagt er. Früher, erzählt Dietmar Hempel, habe man im Winter viel mehr Rehe auf den Feldern gesehen. Jetzt seien es nur noch vereinzelte. Hempel weist darauf hin, dass Wölfe nicht nur immer wieder Nutztiere von Landwirten reißen. „Auch die Jäger müssen mit hohen Verlusten und Einbußen an Wild leben.“

Eine Lösung, so Dietmar Hempel, wäre es, den Wolfsbestand in einem bestimmten Rahmen zu halten. Er plädiert dafür, eine Zahl festzulegen, wie viele Wölfe in Deutschland leben sollen. Tiere darüber hinaus sollten geschossen werden dürfen. Andere Länder hätten derartige Regelungen. In Schweden beispielsweise wird das auch wissenschaftlich begleitet. Ziel ist es, maximal 210 Wölfe und mindestens 20 Rudel im Land zu erhalten. Eine ähnliche Vorgehensweise wünscht Dietmar Hempel sich auch für Deutschland. „Ich will ja nicht, dass der Wolf wieder ausgerottet wird. Nun ist er hier angesiedelt und wir müssen uns damit arrangieren. Aber das Gleichgewicht sollte gewahrt bleiben.“ Es dürfe nicht so sein, dass der Wolf das Sagen über die Natur hat. „Man muss sich Gedanken machen, in welcher Anzahl die Wölfe in Deutschland noch optimal sind“, so Dietmar Hempel. Eine solche Entscheidung über Wolfsabschüsse müsse aber auch auf europäischer Ebene getroffen werden, so der Streitfelder. Die EU habe den Schutz des Wolfes geregelt. Um da etwas zu erreichen, müssten Politiker Druck machen.

Das getötete Reh von voriger Woche in Streitfeld ist von Mitarbeitern des Rietschener Kontaktbüros „Wölfe in Sachsen“ abgeholt worden. Es wird untersucht. Vor Abschluss der Untersuchungen könne man nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es sich tatsächlich um einen Wolfsriss handelt, teilt das Wolfsbüro auf Nachfrage der SZ mit. Allein anhand der Fotos könne das nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Generell ist die Verfahrensweise so, dass ein Wildtierbeauftragter – also ein geschulter Jäger – das getötete Wild vor Ort begutachtet, fotografiert und alles dokumentiert. Die endgültige Bewertung, ob es sich um einen Wolfsriss handelt, wird vom Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland vorgenommen.