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Wollen die Sebnitzer den Tag der Sachsen?

Die CDU-Fraktion im Stadtrat will das Fest erneut nach Sebnitz holen. Darüber entscheiden sollen aber die Bürger.

Von Dirk Schulze
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Mit einem Regen aus weißen Papierblüten über dem vollbesetzten Marktplatz wurde am 5. September 2003 der Tag der Sachsen in Sebnitz eröffnet. 20 Jahre später könnte sich das Spektakel wiederholen.
Mit einem Regen aus weißen Papierblüten über dem vollbesetzten Marktplatz wurde am 5. September 2003 der Tag der Sachsen in Sebnitz eröffnet. 20 Jahre später könnte sich das Spektakel wiederholen. © Archivfoto: Ronald Bonß

Für die Stadt an der tschechischen Grenze war es die wohl größte Veranstaltung, die sie je gesehen hat. Über 250 000 Menschen feierten laut offizieller Zählung drei Tage lang den Tag der Sachsen in Sebnitz. Das war im September 2003. Nun sei es an der Zeit, des Freistaats größtes Volksfest erneut in die Kunstblumenstadt zu holen – findet die CDU-Fraktion im Sebnitzer Stadtrat. „Wir glauben jedenfalls, dass Sebnitz 20 Jahre nach dem Tag der Sachsen wieder reif dazu ist“, sagte Stadträtin Annegret Schowalter in einer in der jüngsten Ratssitzung verlesenen Erklärung. Der Tag der Sachsen 2003 sei ein Riesenerfolg gewesen und habe allen gezeigt, was in der Stadt und ihren Ortsteilen steckt. Dadurch habe Sebnitz viel Anerkennung erfahren. Das soll wiederholt werden.

Ob sich Sebnitz tatsächlich erneut um die Ausrichtung des Festes bemüht, sollen aber die Einwohner selbst entscheiden. Per Bürgerbegehren und anschließendem Bürgerentscheid mögen die Sebnitzer darüber abstimmen. Im ersten Schritt – dem Bürgerbegehren – werden dafür rund 1 000 Unterschriften gebraucht. Sind diese beisammen, wird ein offizieller Bürgerentscheid auf den Weg gebracht, bei dem die Einwohner ihre Stimme für oder gegen eine Bewerbung um den Tag der Sachsen abgeben können.

Unterschriftensammlung ab Januar

Frühestens 2023, also 20 Jahre danach, könnte es dann soweit sein. Die Unterschriftenlisten sollen ab Anfang Januar flächendeckend ausliegen.

Nötig wäre die Unterschriftensammlung nicht. Der Stadtrat kann laut sächsischer Gemeindeordnung auch von sich aus einen Bürgerentscheid ansetzen. Zwei Drittel der Stadtratsmitglieder müssten dafür stimmen. In Sebnitz, wo Ratsentscheidung bis auf ganz wenige Ausnahmen einstimmig fallen, dürfte dies kein unlösbares Problem darstellen. Ein gewisses Risiko aber bleibt, schließlich kostet eine Veranstaltung dieser Größe auch eine Stange Geld.

Den Initiatoren gehe es aber in erster Linie darum, die Einwohner von Anfang an zu beteiligen. „Wir finden es wichtig, dass die Bürger darüber entscheiden sollen“, sagte Annegret Schowalter. Das Vertrauen in die Demokratie sei in Teilen der Stadtgesellschaft beschädigt, viele fühlten sich nicht mitgenommen. Die Entscheidung für oder wider eine Bewerbung soll deshalb nicht von oben kommen. „Wir wollen die Bürger mitnehmen und wollen das gemeinsam beschließen“, sagt die Vorsitzende des CDU-Stadtverbands. Und im Anschluss dann gemeinsam feiern.

Sebnitz’ Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) hatte bereits 2016 eine erneute Bewerbung um den Tag der Sachsen öffentlich ins Spiel gebracht. Bezug nehmend auf den Deutschen Wandertag im gleichen Jahr in Sebnitz sagte er, ein solches Großevent alle zwei Jahre würde der Region guttun. Im Herbst 2016 fuhr Ruckh dann zum Tag der Sachsen nach Limbach-Oberfrohna, um sich vor Ort ein Bild machen. Nur wenig später erhielten die Ambitionen allerdings einen Dämpfer, als bekannt wurde, dass die Ausrichterstadt ein Minus von 1,1 Millionen Euro eingefahren hatte. In Löbau ein Jahr später fiel die Abrechnung dann mit rund 600 000 Euro zulasten der Stadtkasse schon wesentlich kostengünstiger aus. Erst vor wenigen Tagen hat Freital beschlossen, sich um den Tag der Sachsen 2021 zu bewerben.