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Wurde ein Bewusstloser einfach liegengelassen?

An einer belebten Haltestelle in Freital ist am Mittwochmorgen ein Mann kollabiert. Angeblich hat das niemanden gekümmert.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Petra Morgenstern ist immer noch fassungslos. „Sie haben ihn einfach liegenlassen“, sagt die Inhaberin eines Bistros und Casinos an der Ecke Dresdner Straße/Potschappler Straße in Freital. Am Mittwochmorgen sei einer ihrer Mitarbeiter auf dem Weg zur Frühschicht bewusstlos zusammengebrochen und kurze Zeit später im Krankenhaus verstorben. Petra Morgenstern hat sich an die Sächsische Zeitung gewandt, weil sie glaubt, dass ihr Angestellter noch leben könnte, wenn ihm rechtzeitig geholfen worden wäre. Denn er kollabierte an einer belebten Bushaltestelle mitten im Berufsverkehr.

Was war passiert? Der 49-Jährige, der seit dem vergangenen Jahr in dem Lokal tätig war, hatte sich am Morgen zu Fuß auf den Weg zur Arbeit gemacht. Das weiß Petra Morgenstern von einem weiteren Mitarbeiter. Dieser wartete vergeblich auf den Mann. Als dieser kurz nach dem Dienstbeginn noch immer nicht in dem Lokal aufgetaucht war, rief der Mitarbeiter bei ihm zu Hause an. Seine Frau habe nur gesagt, dass ihr Mann schon vor geraumer Zeit losgegangen sei und er längst da sein müsse, erzählt Petra Morgenstern.

„Also ist mein Mitarbeiter die paar Meter vor zur Dresdner Straße und sah ihn tatsächlich an der Haltestelle liegen. Drumherum standen zehn Leute.“ Erst ihr Mitarbeiter habe dann den Rettungsdienst gerufen. Im Laufe des Mittwochs habe sie dann erfahren, dass der Mann im Krankenhaus gestorben sei.

Wie lange der Mann tatsächlich ohne Hilfe an der Haltestelle lag, lässt sich nicht klären. Der Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes bestätigt lediglich, dass es am Mittwochmorgen gegen 7 Uhr einen Einsatz an der Haltestelle gab. Der bewusstlose Mann sei ins Freitaler Krankenhaus gebracht worden. Dort beruft man sich auf die Schweigepflicht und will den späteren Tod des Mannes weder bestätigen noch dementieren. Auch zur Todesursache gibt es keine Auskunft. Bei der Polizei ist der Fall nicht bekannt.

Petra Morgenstern will sich mit der Situation nicht zufriedengeben. Sie hat früher als Krankenschwester gearbeitet. Heute besitzt sie neben dem Bi-stro in Freital auch ein Hotel am Weißen Hirsch in Dresden. „Ich werde Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstatten“, sagt sie. Der Tod ihres Mitarbeiters und die Umstände machen sie traurig. „Kein Mensch hat sich um ihn gekümmert. Heute denkt jeder nur an sich.“