Merken

Zählung für neuen Zebrastreifen

Die Moritzburger kämpfen um einen dritten Überweg an der Schlossallee – und wollen die Dringlichkeit beweisen.

Teilen
Folgen
© Arvid Müller

Von Uta Büttner

Moritzburg. Freitag, 16 Uhr. Schlossallee, in Höhe Waldstraße. Ein Auto am anderen. Wenn jetzt ein Fußgänger kommt, hat er kaum eine Chance, die Straße zu überqueren. Zwei Kinder stehen mit ihren Fahrrädern an der Kreuzung. Eine Lücke. Sie rennen schnell auf die andere Straßenseite. Ein paar Minuten später kommt eine Frau, kurz darauf eine weitere. Beide müssen etwa eine Minute warten. Kein Auto hält für sie an.

Zehn nach vier wird es gefährlich. Zwei Seniorinnen warten schon etwa zwei Minuten, sie haben keine Chance, die Schlossallee zu queren. Dann haben sie Glück. Ein Pkw-Fahrer aus Richtung Schloss kommend will in die Waldstraße biegen. Die Autos dahinter stauen sich. Der Gegenverkehr rollt weiter. Dann eine kleine Lücke. Hastig laufen die beiden älteren Damen zwischen den haltenden Autos hinter dem Linksabbieger hindurch. Ziemlich riskant.

Weitere Fußgänger folgen. Eine Frau mit einem kleinen Kind, Kinder mit Fahrrädern. Angelika Lilie und Margit Camille haben alle Hände voll zu tun. Sie sitzen in der Nähe der Bahnschranken und zählen Autos und Fußgänger. Grund ist das Ansinnen der Moritzburger, auch an dieser Stelle der Staatsstraße einen Fußgängerüberweg zu schaffen. Schon mehrfach hatte sich die Gemeinde darum bemüht, doch auch die bislang letzte Zählung 2015 ergab laut Verkehrsamt des Landkreises Meißen, dass die festgelegten Zahlen von Autos und Fußgängern an dieser Stelle nicht erreicht werden, um einen Zebrastreifen oder gar eine Fußgängerampel zu rechtfertigen. Und da die Schlossallee eine Staatsstraße ist, liegt die Entscheidung allein beim Landkreis.

Reichen die Fußgängerzahlen?

Doch die Moritzburger kämpfen weiter. So hat der kürzlich gewählte Ortschaftsrat die Zählung von Autos und Fußgängern an drei Tagen organisiert. Vorigen Freitag von 12 bis 18 Uhr, am Sonnabend von 9 bis 18 Uhr und am heutigen Dienstag noch einmal von 6.30 bis 10 Uhr.

„Wir wurden von älteren Leuten angesprochen, ob nicht doch einmal ein Überweg in der Nähe der Bahnschranken entstehen könnte. Auch wurde beobachtet, dass Schulkinder Schwierigkeiten beim Überqueren der Straße hatten, wenn viel los ist“, sagt Ortschaftsrätin Angelika Lilie. Zeit zum Gespräch mit den beiden Frauen gibt es kaum, denn ein Auto nach dem anderen rollt an ihnen vorüber. Und beim Zählen sind sie ganz gewissenhaft.

Nach etwa einer halben Stunde ebbt der Verkehr langsam ein wenig ab. So können zwei Passanten ganz bequem die Straße queren. Nach einer Dreiviertelstunde das Ergebnis: Mehr als 300 Auto wurden gezählt. In dieser Zeit haben 50 Personen die Straße überquert.

Nach den Regelungen des Verkehrsamtes müssten es in den Spitzenstunden des Fußgänger-Querverkehrs an einem durchschnittlichen Werktag mindestens 50 bis 100 Fußgänger sein, bei gleichzeitig 200 bis 300 Kraftfahrzeugen. Empfohlen, so die Einschränkung, würden Überwege sogar erst bei 450 bis 600 Fahrzeugen. Demnach liegen die erreichten Zahlen am Freitag zwischen 16 und 16.45 Uhr gerade an der festgelegten Grenze, um Fußgängern den Vorrang zu geben.

Auch am Samstag war der Verkehr ähnlich. „Doch die Zahlen werden wahrscheinlich nicht überzeugen“, vermutet Grit Saathoff, die Organisatorin der Aktion, „aber die vielen Autos zeigen, wie gefährlich die Stelle ist.“ Eine Gruppe hatte es am Sonnabend schließlich aufgegeben, die Schlossallee an dieser Stelle zu queren – kein einziges Auto hielt an, berichtet Grit Saathoff. „Schon wegen der vielen Fahrzeuge ist ein Überweg unbedingt erforderlich.“

Abzuwarten bleibt nun, was der Durchschnitt der Zählungen an allen drei Tagen ergibt. Und auch wenn die Zahlen laut Verkehrsamt wieder nicht ausreichen sollten. Eines ist Fakt: Das Queren der Schlossallee an dieser Stelle ist in Spitzenzeiten kreuzgefährlich. Ruhigen Gewissens können keine Eltern ihre Kinder die Straße passieren lassen.