Jetzt wissen wir es aber wirklich ganz genau: Wir kennen die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland, wenn man die bisherigen Sozialhilfe-Empfänger mitzählt. Und wir kennen die Zahl der Erwerbslosen, wenn man jene mit Kurzzeitjobs von ein paar Stunden pro Woche abzieht. Wir sind schlauer, aber wir finden kein wirksames Mittel gegen die Arbeitslosigkeit.Es hilft nichts, sich über die Statistiker und ihre Auftraggeber lustig zu machen. Möglichst genaue und vergleichbare Zahlen auszurechnen ist sinnvoll. Schließlich hängen daran politische Entscheidungen über Geld, und das wird dem einen oder anderen helfen.
Doch die allmonatliche Diskussion über angebliche Tricks oder tatsächliche Verbesserungen der Statistik enttäuschen jene, auf deren Beschäftigung die Experten ihre ganze Kraft verwenden müssten. Auch wenn es nach internationaler Statistik in Deutschland 1,2 Millionen Arbeitslose weniger gibt als nach nationaler Zählung: Die gefühlte Arbeitslosigkeit bleibt jedenfalls riesig. Zugleich bleibt das gefühlte Wirtschaftswachstum gering – und schon melden sich auch Ökonomen zu Wort, die der deutschen Wirtschaft die Wachstumschancen für dieses Jahr absprechen.
Allerdings haben sie kaum auf Sachsens Auto- und Chipfabriken, nicht auf die Metall- und Chemiebranche geschaut. Mit sechs bis acht Prozent mehr Umsatz rechnen in diesem Jahr die Metall- und Elektrobetriebe im Freistaat. Die neuen Werke von BMW und AMD, die Call-Center in der Lausitz und die wachsenden Silizium-Fabriken in Freiberg beweisen, dass es noch neue Chancen gibt.
In der Baubranche aber, in so manchem Laden und Büro wird es auch dieses Jahr an Aufträgen fehlen. Umso schlimmer, wenn dann die Agenturen für Arbeit vor lauter Reform bei Beratung und Vermittlung monatelang gebremst werden. Wenigstens die 12 000 offenen Stellen in Sachsens Karteien müssen rasch besetzt werden. Sonst verlieren die Arbeitgeber das Interesse, ihre Angebote überhaupt dem Amt und der Statistik zu melden.