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Zauberhaftes aus Beton

Die Dresdnerin Dana Nadvornik hat sich in Altkötzschenbroda niedergelassen, um Fans für ihre kunstvolle Idee zu gewinnen.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft und Henry Berndt

Fürs Dekorieren hatte sie schon immer eine Vorliebe, sagt die hübsche junge Frau mit den großen dunklen Augen. Mit diesem Faible ist sie beileibe nicht allein auf der Welt. Doch es dürfte nur wenige Menschen geben, die sich mit einer solch ungewöhnlichen Idee selbstständig machen wie Dana Nadvornik.

Von Haus aus ist die Dresdnerin gelernte Friseurin, hat längere Zeit in einem Salon gearbeitet. Auf der Suche nach noch mehr kreativen Aufgaben fand sie Gefallen am sogenannten Upcycling, also daran, Abfallprodukten und scheinbar Nutzlosem neues Leben zu geben. Sie hat mit verschiedenen Gläsern begonnen, ist schließlich beim Beton hängen geblieben. Durch ein Betonbuch, das ihr in einem Bücherladen mehr zufällig in die Hände fiel. Hat sich Schritt für Schritt versucht an dem Material, dem gemeinhin wenig Charme für das Verschönern von Wohnräumen zugebilligt wird. Vielleicht noch als Gestaltungselement in hypermodernen Gebäuden, in Verbindung mit Glas und Stahl – in Restaurants, Bankzentralen, Ausstellungshäusern. Doch als Wohnaccessoire? Diese graue, unförmig wirkende Masse? Eher unvorstellbar. Bis an die Schwelle zur Traumgießerei von Dana Nadvornik.

Geheimnisvoll grün und blau schimmernde Schalen erinnern an märchenhafte Gewächse. Lässt ein Teelicht sein Flackern über die Flächen gleiten, wirkt das Ganze beinahe lebendig. Ein paar Schritte weiter Kerzenhalter, Eierbecher, Vasen, Schmuckdöschen. Die einen etwas zarter, andere kräftiger von Gestalt. Und wie bekommt die 33-Jährige nur den Farbschwung und den schönen goldenen Schimmer auf die Schüssel? Da lächelt die Unternehmerin. Die Schüssel wird beim Betonieren marmoriert, erklärt sie. Für den kostbaren Eindruck ist Goldstaub zuständig. Ein Kranz kunstvoller Rosen verziert den Schrank, ein filigraner Deckel die Schmuckdose. Etwa aus Beton? Wieder schmunzelt die freundliche Frau. Ja, auch das funktioniert. Wer gern Klassisches und Moderne verbindet, findet hier ebenfalls Anregungen. Wie kürzlich die Kundin, die sich von blau-weißen Schalen verführen ließ und sie nun zu ihrem Meißner Porzellan kombiniert.

Was sich jetzt so selbstverständlich auf Tischchen und Kommode bewundern lässt, sah vor nicht all zu langer Zeit noch etwas komplizierter aus. Auch Dana Nadvornik musste manches Lehrgeld zahlen, bis sie den Bogen raus hatte. Ihre Wohnung nahe des World Trade Centers, in der sie noch heute mit ihrem Freund wohnt, war ihre erste Experimentierstube, als sie vor drei Jahren das Gewerbe anmeldete.

Wie stelle ich die Mischungen her? Wie bearbeite ich die Oberfläche? Inzwischen hat die Betonexpertin ihr Material gefunden. Sie weiß jetzt, wie sie es gießen kann, ohne dass Luftblasen entstehen. Wann es ausgehärtet, wie es zu schleifen ist. Die Formen dafür kauft sie oder stellt sie selbst her, zum Beispiel aus Latexmischung. Oder nutzt andere Gefäße wie Joghurtbecher.

Das alles gibt sie in Workshops weiter. Ebenfalls in den Räumen, die Geschäft und Werkstatt zugleich sind. Der Laden liebevoll eingerichtet wie eine kleine Wohnung – eine unwiderstehliche Einladung zum Rumgucken. Obwohl sie da viel Kraft investiert, zu Messen fährt und selbst in Bremen einen Händler gefunden hat, arbeitet sie auch noch als Friseurin. Zu viel wird ihr das nicht, sagt sie. Die Betonkunst ist und bleibt für sie Hobby und Erholung, getreu ihrem Motto: Alles Schöne von Hand.