Dippoldiswalde
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Zehn Millionen Euro für einen Bach

Fast 160 Brücken, Mauern und Bäche wurden in Dipps in Ordnung gebracht. Doch bei fünf Hochwasser-Baustellen in Reichstädt klemmt es noch.

Von Franz Herz
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Beigeordneter Peter Antoniewski (l.) und Bauingenieur Stefan Kadler erklären den Stand der Hochwasserarbeiten in Dipps seit 2013.
Beigeordneter Peter Antoniewski (l.) und Bauingenieur Stefan Kadler erklären den Stand der Hochwasserarbeiten in Dipps seit 2013. © Egbert Kamprath

Im Stadtgebiet von Dippoldiswalde waren 162 Hochwasser-Baustellen abzuarbeiten. So viele Schäden hatte das Unwetter im Juni 2013 allein am Eigentum der Stadt angerichtet. Die meisten Arbeiten sind abgeschlossen oder laufen derzeit, nur fünf Maßnahmen haben noch gar nicht begonnen. Wo liegen da, fast sechs Jahre nach dem Hochwasser, die Schwierigkeiten?

Sadisdorf und besonders Reichstädt waren zwei Unwetter-Schwerpunkte, dort prasselten damals Hagel und Starkregen nieder. Das führte zu Überschwemmungen und schweren Schäden am ganzen Bachlauf, an Brücken, Straßen und Häusern. Entsprechend aufwendig waren auch die Instandsetzungsarbeiten. Allein für die Arbeiten entlang dem Reichstädter Bach hat die Stadt Dippoldiswalde mithilfe von Bund und Land rund zehn Millionen Euro ausgegeben. In anderen Ortsteilen von Dippoldiswalde wie Dönschten, Hennersdorf, Obercarsdorf, Reinholdshain, Seifersdorf oder Ulberndorf sind die Hochwasserarbeiten bereits abgeschlossen.

Die fünf Bauvorhaben, die bisher noch gar nicht losgehen konnten, sind Arbeiten am Bach in Reichstädt. Drei Maßnahmen sind im Oberdorf geplant. Dort soll jeweils der Bachlauf neu gestaltet und erweitert werden. Gittersteine, die zu DDR-Zeiten am Ufer verlegt wurden, sollen entfernt werden und das Gewässer mehr Raum bekommen. Aber ein Anlieger ist damit gar nicht einverstanden. Das führte nun bis zu dem Punkt, dass eine Planfeststellung erforderlich wird. „Das ist das komplizierteste Verfahren, welches das Baurecht kennt“, sagt Stefan Kadler, der für das Ingenieurbüro ICL die Hochwasserarbeiten in Dippoldiswalde koordiniert. In der Regel wird es bei Großprojekten wie den Hochwasserschutzdämmen in der Region oder dem Autobahnneubau angewendet. Nun geht es in Reichstädt auch nicht anders. Am Ende eines solchen Verfahrens kann sogar eine Enteignung stehen.

Diese Steinbogenbrücke in Mittel-Reichstädt wird ersetzt.
Diese Steinbogenbrücke in Mittel-Reichstädt wird ersetzt. © Karl-Ludwig Oberthür

Die anderen beiden Problembaustellen sind zwei historische Bogenbrücken. Eine führt in der Mitte von Reichstädt beim Gasthof über den Dorfbach. Die andere überquert den Bach im Unterdorf. Beide stehen unter Denkmalschutz und müssten deswegen eigentlich erhalten bleiben.

Aber erstens sind beide nicht groß genug, um ein Hochwasser durchzuleiten, wie es im Schnitt alle hundert Jahre einmal vorkommt. Für eine solche Flut ist der Reichstädter Bach ansonsten ausgebaut worden. Zweitens sind die Brücken auch nicht mehr tragfähig genug für heutige Fahrzeuge. Die Bauwerke halten keine Fahrzeuge mit mehr als zwölf Tonnen Gewicht mehr aus.

Hier hat die Stadt Dippoldiswalde inzwischen einen Kompromiss mit den Denkmalschützern ausgehandelt. Die Brücke am Gasthof darf abgebaut werden. Steine von dort werden an der unteren Brücke wiederverwendet. Am Gasthof wird dieses Jahr eine neue Brücke gebaut, die sowohl groß genug ist, um ein Hochwasser durchzuleiten, als auch massiv genug, um den heutigen Verkehr zu ertragen.

Die untere Bogenbrücke wird eine Doppelkonstruktion, wie Peter Antoniewski, der Baubeigeordnete der Stadt Dippoldiswalde, erklärt. Der alte Bogen bleibt erhalten. Damit sind die Anforderungen des Denkmalschutzes erfüllt. Aber darüber kommt eine Stahlkonstruktion. Die wird von außen nicht sichtbar sein, kann aber dennoch auch einen Traktor oder Lkw aushalten. Damit funktioniert die Überquerung des Bachs auch für den heutigen Verkehr. Jedoch wird die Brücke dadurch nicht größer im Querschnitt und kann also kein „hundertjähriges Hochwasser“ durchleiten. Da die Brücke jedoch im Unterdorf steht, richtet es keinen großen Schaden mehr an, wenn hier der Bach über die Ufer tritt. Also haben sich auch die Hochwasserplaner auf diesen Kompromiss eingelassen. Insgesamt sind die Hochwasserplaner mit dem Ausbau des Reichstädter Bachs zufrieden. Wenn nicht gerade ein ganz außerordentliches Unwetter kommt, sollte ein Hochwasser in Reichstädt keine großen Schäden mehr anrichten.

Dieser denkmalgeschützte Bogen im Unterdorf von Reichstädt bleibt erhalten.
Dieser denkmalgeschützte Bogen im Unterdorf von Reichstädt bleibt erhalten. © Karl-Ludwig Oberthür

Diesen Stand haben die Bauleute in Dippoldiswalde am Kreuzbach nicht erreicht. Er fließt eingeengt durch die Stadt. Da müssten Häuser und Kleingärten weichen, um genug Platz für den Bach zu schaffen. Daher haben die Planer das Bachbett zwar etwas ausgebaut, trotzdem wird der Krezbach auch in Zukunft schon bei einem kleineren Hochwasser über seine Ufer treten.

Insgesamt sind Kadler und Antoniewski aber optimistisch, dass die Stadt es schafft, alle Hochwasserschäden instandzusetzen und so auch rechtzeitig bis 2020 abzurechnen, damit die Gelder von Bund und Land fließen. „Zeitweise haben bei uns sieben Ingenieure daran gearbeitet“, sagt Kadler, dessen Firma im Auftrag der Stadt die vielen Arbeiten für die Instandsetzung nach dem Hochwasser gesteuert hat. Es ging dabei um Baumaßnahmen für 30 Millionen Euro im gesamten Dippser Stadtgebiet.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/dippoldiswalde vorbei.

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