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Zehntausende bei Demos gegen Rassismus

Der brutale Tod von George Floyd bei einem Polizeieinsatz in den USA bewegt auch Deutschland. Tausende Menschen gehen am Samstag auf die Straße.

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In Frankfurt am Main beteiligten sich mehrere zehntausend Menschen an einer "Silent Demo" auf dem Römerberg. Auslöser ist der gewaltsame Tod von George Floyd am 25. Mai in der US-Stadt Minneapolis durch einen weißen Polizisten.
In Frankfurt am Main beteiligten sich mehrere zehntausend Menschen an einer "Silent Demo" auf dem Römerberg. Auslöser ist der gewaltsame Tod von George Floyd am 25. Mai in der US-Stadt Minneapolis durch einen weißen Polizisten. © Boris Roessler/dpa

Berlin. Zehntausende Menschen in Deutschland haben am Samstag gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. Allein am Berliner Alexanderplatz waren es nach Polizeiangaben rund 15.000 Teilnehmer, die Veranstalter hatten mit 1.500 Teilnehmern gerechnet. In München gingen etwa 20.000 Demonstranten auf die Straße. Auslöser war der Tod des Schwarzen George Floyd in den USA bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai. Kritik gab es am Samstag, weil mancherorts der wegen der Corona-Pandemie geltende Mindestabstand nicht eingehalten wurde.

Viele der Demonstranten auf dem Alexanderplatz waren dunkel gekleidet. Bei einer Schweigeminute setzten sich die Teilnehmer, darunter viele Jugendliche, auf den Boden. Sie dauerte genau 8 Minuten und 46 Sekunden. So lange hatte ein Polizist Floyd am 25. Mai sein Knie in den Nacken gedrückt, bis dieser sein Bewusstsein verlor und kurz darauf starb. In den Vereinigten Staaten war es daraufhin zu Protesten und teilweise auch Ausschreitungen gekommen.

Am Samstag gingen in Deutschland auch in Städten wie Hamburg, Frankfurt am Main, Mannheim und Stuttgart Tausende auf die Straße. Im Internet waren Aufrufe zu "Silent Demos" ("Stille Demos") veröffentlicht worden. "Nein zu Rassismus" und "Black Lives Matter" ("Schwarze Leben zählen"), hieß es dort. Die Demonstranten sollten in schwarzer Kleidung erscheinen. Man wolle während der Demonstration still und schweigend an den Tod Floyds erinnern.

KÖLN: Teilnehmer einer Kundgebung demonstrieren auf der Deutzer Werft am Rhein gegen Rassismus und Polizeigewalt.
KÖLN: Teilnehmer einer Kundgebung demonstrieren auf der Deutzer Werft am Rhein gegen Rassismus und Polizeigewalt. © David Young/dpa
MÜNCHEN: Mehrere tausend Menschen demonstrieren mit einem fast neun minütigen Kniefall auf dem Königsplatz in der bayerischen Landeshauptstadt während einer "Silent Demo" gegen Rassismus.
MÜNCHEN: Mehrere tausend Menschen demonstrieren mit einem fast neun minütigen Kniefall auf dem Königsplatz in der bayerischen Landeshauptstadt während einer "Silent Demo" gegen Rassismus. © Peter Kneffel/dpa
DRESDEN: Teilnehmer einer "Silent Demo" auf der Albertstraße. 
DRESDEN: Teilnehmer einer "Silent Demo" auf der Albertstraße.  © Sebastian Kahnert/dpa
FRANKFURT: Ein Demonstrant streckt seine Faust in die Höhe während einer Demo gegen Rassismus auf dem Römerberg. 
FRANKFURT: Ein Demonstrant streckt seine Faust in die Höhe während einer Demo gegen Rassismus auf dem Römerberg.  © Boris Roessler/dpa
FRANKFURT: Demo gegen Rassismus auf dem Römerberg
FRANKFURT: Demo gegen Rassismus auf dem Römerberg © Boris Roessler/dpa
MAGDEBURG: Auch in Magdeburg wurde unter dem Motto "Black Lives Matter" demonstriert. 
MAGDEBURG: Auch in Magdeburg wurde unter dem Motto "Black Lives Matter" demonstriert.  © Peter Gercke/dpa
BERLIN: Tausende kamen zur Kundgebung auf dem Alexanderplatz. 
BERLIN: Tausende kamen zur Kundgebung auf dem Alexanderplatz.  © Britta Pedersen/dpa
MÜNCHEN: Mehrere tausend Menschen demonstrieren mit Plakaten auf dem Königsplatz in der bayerischen Landeshauptstadt gegen Rassismus.
MÜNCHEN: Mehrere tausend Menschen demonstrieren mit Plakaten auf dem Königsplatz in der bayerischen Landeshauptstadt gegen Rassismus. © Peter Kneffel/dpa
HAMBURG: Statt der angekündigten 500 Teilnehmer nahmen zur Zeit der Aufnahme nach Polizeiangaben mehr als 11.000 Demonstranten an der Kundgebung in Hamburg teil.
HAMBURG: Statt der angekündigten 500 Teilnehmer nahmen zur Zeit der Aufnahme nach Polizeiangaben mehr als 11.000 Demonstranten an der Kundgebung in Hamburg teil. © Christian Charisius/dpa

In München waren immer wieder Rufe "Black Lives Matter" ("Schwarze Leben zählen") zu hören. Ein Polizeisprecher sagte: "Wir haben permanent Durchsagen gemacht, um auf die Einhaltung der Abstandsregeln hinzuweisen, die gerade anfangs oft nicht eingehalten wurden." Das Versammlungsgelände sei schließlich erweitert worden, um mehr Platz zu schaffen. Aus den angemeldeten 200 Menschen waren 20.000 Demonstranten geworden.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte sich auf Twitter kritisch: "Ich teile den Anlass des Protests voll und ganz. Aber trotzdem sind die Abstände zu klein." Die Gefahr der Corona-Pandemie sei nicht gebannt. Rassismus müsse bekämpft werden, aber ohne vermeidbare Corona-Tote.

In Hamburg sprach die Polizei von insgesamt 14.000 Teilnehmern bei zwei fast zeitgleichen Kundgebungen am Jungfernstieg und am Rathausmarkt - erlaubt waren wegen der Coronamaßnahmen zusammen nur gut 800. Die Hamburger Polizei hatte bereits vor den Demonstrationen ihre Solidarität erklärt. "Wir sind an eurer Seite!", twitterte sie vor Beginn der Kundgebungen. "Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Wir arbeiten täglich dafür, dass sich alle Menschen in Hamburg sicher fühlen können."

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erklärte, Rassismus töte, nicht nur in Amerika. "Ich danke denjenigen, die heute dagegen aufstehen und die jeden Tag leben, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Und zwar jedes Menschen."