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Zeichner Mordillo gestorben

Der argentinische Cartoonist war für seine Figuren mit Knollennasen berühmt. Er wurde 86 Jahre alt.

Von Karin Großmann
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Guillermo Mordillo galt in den 70er Jahren als einer der meist veröffentlichten Zeichner weltweit.
Guillermo Mordillo galt in den 70er Jahren als einer der meist veröffentlichten Zeichner weltweit. © Tobias Hase/dpa

Sein Lieblingstier war die Giraffe. Sein Lieblingssport war der Fußball. Seine Lieblingssprache war die Kunst ohne Worte. „Es ist die einzige, die ich ohne Akzent beherrsche“, sagte der Zeichner Guillermo Mordillo. Nun ist er mit 86 Jahren gestorben. Nach Angaben seiner Verlagsagentin starb er bereits am 29. Juni in Palma de Mallorca, wo er in den Sommern wohnte.

Seine wortlose Kunst war aus der Not geboren. Der Argentinier hatte schon eine Karriere als Kinderbuchillustrator, Werbetexter und Trickfilmzeichner in New York hinter sich, als er 1965 nach Paris zog. Weil er das Französische nicht beherrschte, verzichtete er auf Texte in seinen Cartoons. Sie sind sofort und überall zu verstehen. Das erklärt Mordillos Welterfolg nur zum Teil.

Der andere Teil hat mit den Geschichten zu tun, die auf diesen Bildern verhandeln werden. Sie sind zutiefst menschlich. Was den Figuren passiert, kann jedem passieren: das große Lieben, das große Scheitern und alles dazwischen. Immer tut sich irgendwo ein Abgrund auf, der mit tollkühner List überwunden wird. Wenn es sein muss, und es muss oft sein, radeln Mordillos Figuren über den Regenbogen, schwingen sich am Seil von Hochhaus zu Hochhaus, jagen durch die Kurven endloser Labyrinthe oder stehlen den Mond vom Himmel. Im Winter hämmern sie ein haushohes Herz aus dem Gletscher. Der Eifer wirkt sehr sympathisch und oft auch ein wenig lächerlich.

Mordillo wurde vor allem für seine Wesen mit Knubbelnasen berühmt.
Mordillo wurde vor allem für seine Wesen mit Knubbelnasen berühmt. © Arno Burgi/dpa

Für Mordillo kann es gar nicht absurd genug sein. In den Siebzigern war er einer der meist veröffentlichten Zeichner überhaupt. Seine Figuren turnen in Büchern und Zeitschriften herum, auf Turnbeuteln, Tassen und Shirts, Kalendern, Karten und Puzzlespielen. Beim Salon International de L’Humour wurde Mordillo zum besten Zeichner der Welt gekürt.

Sein Markenzeichen ist die Knollennase. Er stattete damit Mann und Frau gleichermaßen aus und pfeift auf traditionelle Rollenmuster. Die Damen lassen sich zwar gern zärtlich umwerben, doch wenn ein Angebeteter zögert, werfen sie das Lasso aus. Sie wirken wunderbar selbstbewusst in ihrer umfassenden Rundlichkeit. Es haut den stärksten Spieler auf dem Feld um, wenn sie neben dem Fußballtor stehen und ihren Mantel öffnen mit nix darunter. In einem Interview sagte Mordillo: „Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, schuf er Mann und Frau. Um das Ganze vor dem Untergang zu bewahren, erfand er den Humor.“ Für ihn ist der Humor die Zärtlichkeit im Angesicht der Angst, eine Waffe gegen den Wahnsinn der Welt. „Ich möchte eine Figur zeigen, die nie aufgibt“, sagte er. Das gilt dann auch für die Krokodile, die Mäuse und Hirsche in seinem Bilderzoo. Sie sehen genauso rundlich aus wie das übliche Personal.

Selbst in Städtebildern hielt Mordillo seinen Stil durch. Die Dresdner Frauenkirche mit ihrer Kuppel schien für ihn wie gebaut zu sein. Er brauchte nur noch die Pfeiler etwas abzurunden und einen Künstler mit Staffelei davorzusetzen. Es ist eine Maus. Leider sieht man sie nur von hinten. Aber sie hat bestimmt eine Knubbelnase.