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Zeigt her eure Weihnachtsbäume!

Kugeln, Sterne, Engel schmücken das Grün zum Fest. Ob klassisch oder modern – wir suchen die schönsten Ideen.

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© Christian Juppe

Von Nadja Laske

Vorne hui. Und hinten? Auch. Dieser Baum kann nichts verstecken, er ist von allen Seiten gut zu sehen. Sein besonderer Platz in der Weihnachtsausstellung des Kunstgewerbemuseums verlangt Rundumschmuck. Den haben die Stichelhexen mitgebracht: vier Frauen, die sich regelmäßig zu einem ebenso fröhlichen wie ideenreichen Nähzirkel zusammenfinden. Eigentlich ist die Gruppe noch viel größer, viele Hände haben das ganze Jahr über geheftet, genäht, gestickt. Den gemeinsamen Baum in der alljährlichen Schau zu verzieren, dazu hat sich nun das abgesandte Quartett verabredet.

© Christian Juppe

Seit einigen Jahren sichern sich die Stichelhexen einen von 35 Weihnachtsbäumen und gehören damit zu den treuen Schmückbrigaden. Kindergärten, Schulen, Kunsthandwerksbetriebe, Handarbeitszirkel und Privatpersonen bringen in der Woche vor dem ersten Advent ihren Baumschmuck in den Jägerhof. Kuratorin und gute Seele des Hauses, Elke Birninger, begrüßt viele wie alte Bekannte und zeigt ihnen ihr nadeliges Exemplar. Nicht ohne die kleinteiligen Anhänger aus Papier, Keramik, Stroh, oder Holz zu bewundern. Sogar aus Linoleum, alten Prospekten und Metallresten sind sie gefertigt. „Das Thema Recycling ist sehr aktuell“, sagt die Ausstellungschefin. Es gibt fast nichts, was sie noch nicht gesehen hat, in den vergangenen 30 Jahren. So lange gestaltet Elke Birninger die Schau mit, inzwischen federführend.

Zum selbst gewählten Thema „Weihnachtspost“ haben die Stichelhexen Baumschmuck gefertigt, selbstverständlich aus Stoff genäht – kleinstteilige Patchwork-Arbeiten, die von Weitem wie gemalt aussehen: Postkarten und Briefe, Päckchen, Wunschzettel, Brieftauben und Postkästen. Christel Brusch packt eine kleine Metalldose mit Nähutensilien aus. Hier und da will sie noch ein Band befestigen und vor allem einem der Brieftäubchen ein Geschenk in den Schnabel geben. Seit etwa vier Jahren trifft sie sich im Nähstübchen Emily in Pieschen mit Frauen, die ihr Hobby teilen. „Die meisten von uns sind in Rente, einige auch noch berufstätig“, sagt die 67-Jährige. Zweimal im Monat tauschen sich die Zirkeldamen über Nähtechniken, Materialien und Gestaltung aus. „Hauptsächlich reden wir über Dinge, an denen wir gerade arbeiten oder die wir versuchen wollen.“ Wirklich vor der Maschine sitzt dann später jede für sich allein zu Hause.

Sogar den gemeinsamen Termin zum Baumschmücken im Museum nutzen die vier Frauen. Michaela Möller greift nach ihrem Beutel und fördert ein Stück Stoff mit großen Softeisbildern und Muffins zutage. „Nimm, sagt sie zu einer Nähkollegin, ich habe noch so viel davon“. Im Gegenzug gibt’s für sie ein Stöffchen mit aufgedruckten Kätzchen. „Ach schön“, freut sich die 51-Jährige, „daraus nähe ich eine kleine Tasche.“ Dass das Hobby den eigenen Bedarf weit übersteigt, ist für keine Stichelhexe ein Problem. Fast jede näht für die Familie, für Freunde, aber auch für gute Zwecke. „Ich verkaufe auf Basaren und spende das Geld für zwei Projekte“, erzählt Christel Brusch. So hilft sie, das Zschonergrundbad zu erhalten und bedürftige Menschen in Rumänien zu unterstützen. Auch für die Brustkrebs-Kampagne „Herzen gegen Schmerzen“ nähen die Frauen.

„Wir werfen nichts weg“, sagt Michaela Möller, „aus jedem kleinen Fetzchen Stoff entsteht noch etwas.“ Ein Henkel, eine aufgesetzte Tasche, eine Applikation, wie die des Baumschmucks. Aus Altem machen die Näherinnen Neues, trennen auf, zerschneiden, setzen wieder zusammen. Zwar betonen sie nicht den Recyclinggedanken, den die Ausstellungsleiterin Elke Birninger von anderen Kunsthandwerkern kennt. Doch die Stichelhexen leben ihn.

Während sie die Zweige ihres Baumes emsig behängen und gut darauf achten, dass Wunschzettel, Karten und Täubchen ringsum gut verteilt sind, stehen immer wieder neue Lieferanten mit Körben und Schachteln in der Museumstür. Mehr als 60 kleine Nussknacker im Tilda-Puppen-Stil hat eine Schmückerin genäht. „Das beschäftigt mich das ganze Jahr über “, sagt sie. Früher nähte sie für ihre Kinder, nun sei sie allein und finde ihre Freude an den Mini-Püppchen.

Am Baum schräg gegenüber ist schon Ruhe eingekehrt. Dort hängen unzählige Sterne im Grün, fein geklöppelte, hauchzarte Gebilde. Sie pendeln sich still auf Weihnachten ein.

Sie schmücken Ihren Weihnachtsbaum ganz klassisch, stylish oder besonders kreativ? Vielleicht sogar retro mit Lametta? Dann schreiben Sie uns und schicken ein Foto an: [email protected] (Betreff: Baum)

„Weihnachten im Jägerhof“, Köpckestraße 1, 26. November bis 29. Januar, 10 – 18 Uhr (montags geschlossen)