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Zeithainer Firma baut hoch hinaus

Klukas stellt nicht nur Gerüste, sondern auch Aufzüge oder Fluchttreppen – und ist deshalb sogar in Brüssel gefragt.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. Den roten Schriftzug „Klukas“ kennt eigentlich jeder. Er hängt aktuell unter anderem an der ehemaligen Wartburg-Gaststätte an der Riesaer Gutenbergstraße, an der Kirche Prausitz oder an dem neuen Pflegeheim neben dem Riesaer Landratsamt. Lediglich am eigenen Unternehmenssitz fehlt der Name noch. Nur ganz klein steht Klukas auf dem Briefkasten vor dem blauen Haus An der Borntelle in Zeithain, wo seit Jahren schon die Gabelstapler ETHG mbH Riesa sitzt. Seit 2012 ist dort nun auch die Klukas-Gerüste GmbH zu Hause, die 20 Jahre zuvor von den Brüdern Ralf Klukas und Thomas Gulde gegründet wurde.

Das Unternehmen baute auch am ehemaligen Hauptpostamt in Augsburg mit, wo bald das Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg einziehen soll. Klukas stellte für den Bau unter anderem den Materialaufzug.
Das Unternehmen baute auch am ehemaligen Hauptpostamt in Augsburg mit, wo bald das Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg einziehen soll. Klukas stellte für den Bau unter anderem den Materialaufzug. © privat

Der Instandhaltungsmechaniker und der Zimmermann hatten eigentlich andere Zukunftspläne, erinnert sich Ralf Klukas an die Anfänge. Doch in den Nachwendewirren Anfang der 1990er gingen die beiden kurzerhand als Gerüstbauer nach Bayern, weil das Gewerk damals dringend gesucht wurde. Nur ein halbes Jahr später machten sich die beiden Sachsen selbstständig, arbeiteten viel im Messebau, und gründeten schließlich 1992 in Riesa das eigene Unternehmen. Der erste Lkw war ein alter W 50, der erste große Auftrag das Baugerüst für die großen Wohnblocks in Großenhain an der Kreuzung von B 101 und B 98, sagt der 49-Jährige. Seitdem sind eine Menge neuer Referenzobjekte dazugekommen.

Die 27 Mitarbeiter sind in ganz Deutschland und manchmal auch darüber hinaus unterwegs. Klukas stellte schon Gerüste und Sonderkonstruktionen an der Humboldt-Universität Berlin, an der Hinrichtungsstätte Leipzig oder zuletzt auch an Sachsens Verbindungsbüro in Brüssel. „Die haben da oben einfach keinen gefunden, der das macht“, erzählt Ralf Klukas. Denn auch dort waren komplexe Maßnahmen gefragt: Neben dem üblichen Baugerüst aus Stahlrohren sorgte das Zeithainer Unternehmen unter anderem auch für einen Fußgängertunnel, ein Passantenschutzdach und dafür, dass die Natursteinfassade mit Balkonen und Erker während der Baumaßnahme keinen Schaden nimmt. Sonderlösungen nennt Ralf Klukas das, was neben dem Regelgeschäft – dem Gerüstbau – immer mehr Zeit in Anspruch nimmt. Fluchttreppen, Bauaufzüge, Wetterschutzdächer, Zugangstürme werden akribisch geplant, bevor die Mitarbeiter auf die Baustelle geschickt werden. „60 Prozent einer Baustelle entscheiden sich mittlerweile im Büro“, sagt der Geschäftsführer, „die Planungsphasen werden immer größer.“ So sitzt er beispielsweise aktuell schon mehr als zwei Wochen an der Vorbereitung einer Baustelle an einer Dresdner Grundschule, weil alle Sonderwünsche der einzelnen Gewerke durch den Gerüstbauer bedacht werden müssen. „Aber ich bin für alle Sonderwünsche offen, so lange man damit Geld verdienen kann und es Spaß macht“, erzählt der Zeithainer. Das scheint bei den Kunden gut anzukommen.

Firmen wie Feralpi, Cargill oder Elbekies greifen immer wieder auf die Gerüstbau-Experten zurück. In den vergangenen zehn Jahren konnte die Mitarbeiterzahl verdoppelt werden. 2013 wurde noch einmal kräftig investiert, und es entstand am Firmensitz eine 40 Meter lange Lagerhalle für Gerüstbauteile aus Holz und Stahl. Klukas hat Gerüste für 80 000 Quadratmeter, dazu unzählige Spezialteile wie Aufzüge, zählt Ralf Klukas auf. Das meiste sei jedoch auf den Baustellen verteilt. Die Branche boomt, „und jedem, der sein Handwerk versteht, geht es gut“, ist Ralf Klukas überzeugt.

„Unsere Bonität ist gut“, erklärt er. Das beweist unter anderen das Bonitätszertifikat der Unternehmensdatenbank Creditreform. Allerdings sei auch der Personalaufwand im Unternehmen sehr groß. Man versuche, das Personal zu pflegen, ihnen gute Löhne und Weiterbildungen zu bieten. Man kann in der Klukas GmbH trotz der hohen körperlichen Belastung alt werden, ist der Geschäftsführer überzeugt. So soll beispielsweise ein Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung nun zum Ausbilder geschult werden, um perspektivisch den eigenen Nachwuchs heranziehen zu können. Und noch ein Ziel hat Ralf Klukas für dieses Jahr: Die Fassade des blauen Firmensitzes umzugestalten – damit auch dort bald in großen Buchstaben Klukas zu lesen ist.