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Wie sich eine Frauenrechtlerin aus Meißen mit der Obrigkeit anlegte

Im 19. Jahrhundert ist Louise Otto-Peters Repressionen ausgesetzt worden. Eine Ausstellung erinnert jetzt an die mutige Frau.

Von Stephan Hönigschmid
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Mit viel Liebe zum Detail hat die Meißner Museumsleiterin Martina Fischer Gegenstände aus der Zeit zusammengetragen, in der Louise Otto-Peters lebte.
Mit viel Liebe zum Detail hat die Meißner Museumsleiterin Martina Fischer Gegenstände aus der Zeit zusammengetragen, in der Louise Otto-Peters lebte. © Claudia Hübschmann

Meißen. Schriftstellerin, Journalistin, Frauenrechtlerin – die Meißnerin Louise Otto-Peters war ein wahres Multitalent. Vor allem aber hatte sie ihren eigenen Kopf. In einer Zeit, als Frauen in der Gesellschaft nichts zu sagen hatten und sich lieber Küche, Kirche und Kindern widmen sollten, eckte sie an und startete Mitte des 19. Jahrhunderts ihr politisches Engagement.

Das blieb nicht ohne Folgen. Louise Otto-Peters‘ Roman „Schloss und Fabrik“ von 1846, in dem sie vor dem Hintergrund des Vormärz und der Industrialisierung erzählt, wie die Arbeitertochter Pauline und die junge Gräfin Elisabeth gemeinsam für die Rechte der Frauen und Arbeiter eintreten, wurde von der königlich-sächsischen Zensurbehörde zensiert.

Lange schlummerte dieses damals hochbrisante Dokument im Verborgenen, jetzt erblickt es in Meißen erstmals das Licht der Öffentlichkeit. Anlass ist eine Ausstellung zum 200. Geburtstag von Louise Otto-Peters im Stadtmuseum. 

„Die Akte stammt aus dem Chemnitzer Staatsarchiv. Sie umfasst insgesamt elf Schriftstücke und dokumentiert, welche Repressionen Louise Otto-Peters wegen ihres Romans ausgesetzt war“, sagt die Leiterin des Meißner Stadtmuseums, Martina Fischer und fügt an: „Gefährlich war das auch für ihren Verleger Carl Schumann aus Schneeberg. Weil er den zweiten und dritten Band des Buches bereits gedruckt hatte, ohne die Entscheidung der Zensurbehörde abzuwarten, war er drauf und dran, seine Konzession zu verlieren.“

Wer tief in diese längst vergangene Zeit eintauchen möchte, hat in der neuen Ausstellung ab dem 9. März Gelegenheit dazu. Unter anderem hat die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft aus Leipzig zahlreiche Schautafeln beigesteuert, die einen Einblick in den Alltag der Menschen im 19. Jahrhundert geben. Neben den Texttafeln ist auch eine Nachbildung des Wohnzimmers von Louise Otto-Peters zu sehen. 

„Die Möbel stammen allerdings nicht von ihr selbst. Wir haben das Zimmer mithilfe einer Zeichnung von ihr nachgestellt. Diese hat sie 1851 für ihren Mann Otto angefertigt, der in Baden im Gefängnis saß“, erklärt Fischer. Der Raum enthält typische Einrichtungsgegenstände des biedermeierlichen Bürgertums. Dinge wie ein Tafelklavier, ein Schreibsekretär und ein zur gepflegten Konversation notwendiges Sofa sind dort zu finden. Spannend ist auch eine wenige Meter von dem Zimmer entfernte Glasvitrine, in der sich ein schwarzes Kleid befindet.

„Das ist das gleiche Kleid, das Louise Otto-Peters auf einem Bild neben einer Buchwidmung anhat“, sagt Martina Fischer, die darauf verweist, dass man derartige Kleider zu dieser Zeit auch zum Heiraten benutzt hat. „Schwarz war eine gebräuchliche Farbe“, sagt Fischer, die auch Haushaltsgegenstände wie Tassen und Teller zeigen will. Darüber hinaus hat sie Filmplakate im Fundus. In der DDR wurde das Leben von Louise Otto-Peters 1958 verfilmt. Auf den Abbildungen sind unter anderem Größen wie Eva-Maria Hagen oder Helga Göring zu sehen.

Abgerundet wird die Schau von Gastvorträgen. So ist am 13. März, dem Todestag von Louise Otto-Peters, die Leipziger Journalistin Doris Kothe zu Gast. Sie redet über Frauengenerationen im Journalismus.

Die Ausstellung ist vom 9. März bis 19. Mai dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Stadtmuseum zu sehen. Der Eintritt kostet 3 Euro, ermäßigt 2 Euro.