Von Alexander Kempf und Sabine Ohlenbusch
Niesky.Dem Metallgestell im Hinterhof der Bautzener Straße ist deutlich anzusehen, dass es ein Provisorium ist. Die Treppe erinnert an ein Baugerüst auf Zeit. Ab September soll die Konstruktion sicherstellen, dass es einen weiteren Fluchtweg aus dem Lehrlingswohnheim gibt. Denn dann zieht wieder Leben in das Gebäude ein. Die Jungen und Mädchen aus der Kindertagesstätte Knirpsenland sollen hier spielen, bis ihr eigentliches Domizil in der Schleiermacherstraße innen vollständig saniert ist. Denn die dort geplanten Arbeiten lassen einen parallelen Kita-Betrieb nicht zu.
Doch auch in das Ausweichquartier in der Bautzener Straße ist bereits investiert worden. „Das Gebäude wurde nach den Empfehlungen des Freistaates hergerichtet“, lässt Vorstand André Maywald vom Kreisverband Görlitz des Deutschen Roten Kreuzes ausrichten. So musste nicht nur der Brandschutz verbessert werden, auch die Sanitärräume wurden kindgerecht hergerichtet. Zudem sind Räume des ehemaligen Lehrlingswohnheimes der Diakonissenanstalt Emmaus auch gemalert worden. Das Zwischenquartier bietet 65 Kindern Platz. Wer die Kosten für die Ertüchtigung des Gebäudes in der Bautzener Straße trägt, diese Frage beantwortet das Deutsche Rote Kreuz auch auf Nachfrage nicht.
In der Schleiermacherstraße, wo nach dem Auszug der Kinder ab September die Bauarbeiten beginnen können, ist das Deutsche Rote Kreuz nur Mieter. Das Gebäude gehört der Stadt Niesky. Die informiert im jüngsten Technischen Ausschuss, dass die Firma von Frank Bretschneider aus Nieder Seifersdorf das wirtschaftlichste Angebot für die Abbrucharbeiten vorgelegt hat. Für etwas weniger als 9 300 Euro will das Unternehmen unter anderem die Fußböden in der Schleiermacherstraße entsorgen. Auch die Heizungsanlage und Wände in den Sanitärbereichen werden entfernt.
Stadtrat Sandro Simmank von der Bürgerbewegung Niesky erscheinen die Kosten für die Abbrucharbeiten zu hoch. Gefühlt könne dafür ein ganzes Haus abgerissen werden, kritisiert er. Doch Stadtrat Bernd Funke widerspricht ihm und weist darauf hin, dass alle Arbeiten im Innenbereich händisch erbracht werden müssten. Der Abbruch koste entsprechend Zeit und Geld. Auch die Verwaltung zeigt sich mit dem Angebot zufrieden. Denn die Planer haben für den Teilabschnitt ursprünglich eine Summe von 10 700 Euro einkalkuliert.
Bevor in der Schleiermacherstraße gebaut werden kann, müssen nun alle Spielsachen in die Bautzener Straße gebracht werden. Von Montag bis Mittwoch soll der Umzug kommende Woche über die Bühne gehen. „Die Eltern wurden umfassend zum Umzug und zur Sanierung der Schleiermacherstrasse in einem Elternabend und in einem Elternbrief informiert. Tagaktuelle Anfragen von den Eltern werden immer von den Erzieherinnen beantwortet“, schreibt DRK-Vorstand André Maywald.
Eine Frage, welche die Eltern sicher umtreibt, ist die nach der Parksituation in der viel befahrenen Bautzener Straße. „Die Parkmöglichkeiten sind begrenzt“, heißt es dazu vom Deutschen Roten Kreuz. In den anliegenden Seitenstraßen, wie etwa der Gartenstraße, sei das Kurzzeitparken aber möglich. Der Betreiber der Kindertagesstätte will aus der Not eine Tugend machen. „Der Weg zum Spielplatz wird auch gleich genutzt, um den Kindern das richtige Verhalten im Strassenverkehr zu vermitteln“, schreibt André Maywald.
Das Deutsche Rote Kreuz ist dem Emmaus schon jetzt sehr dankbar dafür, dass sich die Kinder aus der Kita Knirpsenland ab September den Spielplatz mit der Kita Samenkorn, die zur Diakonissenanstalt gehört, teilen. Jeweils zwei Erzieher sollen die Jungen und Mädchen täglich auf dem Weg in die nahe Lessingstraße begleiten. Oberin Sonja Rönsch bestätigt auf Nachfrage, dass die Diakonissenanstalt das Gebäude in der Bautzener Straße an das Deutsche Rote Kreuz vermietet. Die Kosten für die Sanierung des ehemaligen Lehrlingswohnheimes trägt das Emmaus indes nicht.