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Zgorzelec bekommt ein neues Herz

Die Nachbarstadt baut eine Fußgängerzone in der Innenstadt. Die wird teuer. Doch Hilfe kommt aus Brüssel.

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© Stadt Zgorzelec

Von Katarzyna Wilk-Sosnowska und Katrin Schröder

Zgorzelec. Eins fehlt Zgorzelec bisher: Ein richtiges Stadtzentrum. Nun will die polnische Neißestadt sich eins bauen. Die Bohaterow-Getta-Straße soll nach den Plänen der Stadtverwaltung zur Flaniermeile werden. Die Lage der „Straße der Ghetto-Helden“ – so die deutsche Übersetzung des Namens – gibt das her: Auf 250 Metern erstreckt sie sich zwischen zwei zentralen Kreuzungen, bisher als zweispurige Einbahnstraße, die Autofahrer von der Stadtbrücke zur Armia-Krajowa-Straße führt, einer der großen Ausfallstraßen in Richtung Jelenia Gora und Boleslawiec. Doch anstelle des Autoverkehrs sollen dort künftig die Fußgänger zu ihrem Recht kommen. Die Fahrbahn wird auf eine Spur verengt, der Taxistand fällt weg, dafür wird ein Radweg geplant.

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So trist sieht die Bohaterow Getta heute aus.
So trist sieht die Bohaterow Getta heute aus. © Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Die Straße soll so den Charakter einer Fußgängerzone erhalten, erklärt der Zgorzelecer Bürgermeister Rafal Gronicz. „Das Umbauprojekt wurde sehr sorgfältig ausgearbeitet, unter Beachtung der historischen Details“, betont der Stadtchef – zum Beispiel mit hängenden Straßenlaternen. Weichen müssen die alten Buden für Handel und Dienstleistung, die durch minimalistisch gestaltete Pavillons mit begrünten Dächern ersetzt werden. An der Kreuzung, an der die Bohaterow-Getta-Straße auf vier weitere trifft – Daszynski-, Okrzei-, Warszawska- und Staszica-Straße – soll ein Kreisverkehr errichtet werden, den in der Mitte ein Brunnen zieren soll. In einer Ecke der Kreuzung, die bisher unansehnliche Buden verschandeln, wird laut Plan eine Terrasse mit Aussichtspunkt errichtet. Darunter finden öffentliche Toiletten sowie die Blumenhändlerinnen, die bisher die alten Buden bewirtschaften, ihren Platz.

Neues Zentrum soll Touristen locken

Durch den grundlegenden Umbau erhofft sich der Bürgermeister eine Belebung der Innenstadt: „Ich rechne damit, dass Cafés, kleinere Dienstleistungsbetriebe und Läden zurückkehren, die wiederum die Leute anziehen“, so Gronicz. Sein erklärtes Ziel: „Ich möchte, dass die Einwohner diese Straße zurückbekommen als einen Treffpunkt und als Ort, an dem sie einkaufen, und dass künftig nicht nur die Neißevorstadt Gäste anzieht, sondern auch die Innenstadt.“ Denn bisher ist das aufwändig sanierte Quartier entlang des Grenzflusses der repräsentativste und gepflegteste Teil der Stadt. Touristen, die Görlitz besuchen und einen Ausflug auf die polnische Seite unternehmen, kommen meist kaum weiter als bis ans Neißeufer. Das soll sich mit dem neuen Stadtzentrum ändern, hoffen die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung.

Dafür nehmen sie viel Geld in die Hand. Rund 3,2 Millionen Euro kostet die Modernisierung der Bohaterow-Getta-Straße. Die EU gibt etwa die Hälfte der Summe, den Rest zahlt die Stadt aus ihrem eigenen Budget. Die Umgestaltung der zentral gelegenen Straße ist eines der letzten Vorhaben, die Zgorzelec über das Interreg-Programm bis 2020 umsetzen kann. Zuvor hatten sich Görlitz und Zgorzelec eine Liste von Vorhaben in der jeweiligen Stadt verständigt, die sie gemeinsam bei der Europäischen Union beantragt hatten. In Görlitz zählten die Arbeiten im Stadtpark, im Park des Friedens und an der Uferpromenade unterhalb der Stadthalle sowie der Bau der Kahlbaumalle dazu, in Zgorzelec die Sanierung der Parkanlagen rund um das Dom Kultury.

Im Frühjahr soll die Ausschreibung für die Bohaterow Getta starten. Dann werde sich zeigen, wann die Bauarbeiten beginnen können, erklärt Renata Burdosz von der Zgorzelecer Stadtverwaltung. „Bevor die Ausschreibung beendet und die Firma ausgewählt sind, ist es schwierig, über Termine zu sprechen – auch wenn uns daran liegt, rasch vorwärts zu kommen.“