Streit wegen Umleitungsstrecke

Vergangenen Januar hatte die wochenlange Umleitung für Radfahrer wegen des Skiweltcups für viel Kritik gesorgt. Am Donnerstag präsentierten die Organisatoren und die Stadtverwaltung eine neue Umleitungsstrecke – garniert mit dem Satz: „Wir freuen uns sehr, hier einen Kompromiss mit der Stadt Dresden und dem ADFC gefunden zu haben, der für alle Seiten die bestmögliche und vor allem für Radfahrer eine sichere Lösung darstellt.“
Nils Larsen, Sprecher von eben jenem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Dresden, fühlt sich hintergangen. Von einer gemeinsamen Lösung kann ihm zufolge keine Rede sein. Ebenso wenig wie von einer sicheren Lösung. Larsen bestätigt, dass es im August einen gemeinsamen Vor-Ort-Termin mit den Skiweltcup-Organisatoren und Straßen- und Tiefbauamtschef Reinhard Koettnitz gegeben hat. „Wir hatten nach dem Gespräch einen sehr positiven Eindruck, aber man muss befürchten, dass für uns Theater gespielt wurde, damit wir nicht protestieren.“

Demnach sei eigentlich besprochen worden, dass die Radfahrer nicht in Höhe der Augustusbrücke auf die andere Seite der Großen Meißner Straße wechseln müssen. Denn dort werde der Fußweg spätestens auf der Köpckestraße am Museum für Sächsische Volkskunst sehr eng. „Entgegenkommende Radfahrer und noch dazu Fußgänger haben dort keinen Platz“, sagt Larsen. Reinhard Koettnitz erklärt zu der Kritik auf SZ-Anfrage: „Das ist nicht eine optimale Lösung, aber der machbare Kompromiss. Es gibt leider keine andere, noch bessere und sichere Lösung.“
Der ADFC hatte vorgeschlagen, die Umleitung außerhalb des Wettkampfwochenendes über die Wiesentorstraße und den Parkplatz des Finanzministeriums zu führen. Während des Wettkampfwochenendes sei davon die Rede gewesen, sogar eine Autospur auf der Köpckestraße zu sperren und jeweils noch vor der Carolabrücke auf den Elberadweg zurückzuleiten. Laut Larsen waren alle Beteiligten damals davon angetan. Vier Monate später sagt Koettnitz: „Diese Vorschläge haben wir geprüft. Am Ende ergab sich, dass wir aus verkehrsrechtlichen Gründen nicht alle Vorschläge umsetzen können. Insbesondere können wir nicht eine Fahrspur auf der Köpckestraße sperren.“
So müssten auch die Grundstückseigentümer und Veranstalter mit der Lösung einverstanden sein, ergänzt er. Skiweltcup-Organisator Torsten Püschel versteht die Kritik des ADFC – schiebt sie aber darauf, dass es „eben ein Lobbyverein“ sei. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Sperren einer Spur der Köpckestraße funktionieren würde. Dort herrscht ja immer Dauerstau.“
Dass sich der ADFC hintergangen fühlt, kann er wiederum nicht nachvollziehen. Es seien lediglich Ideen diskutiert worden und es war demnach klar, dass deren Machbarkeit noch geprüft werden müsse. Die Entscheidung habe schließlich das Straßen- und Tiefbauamt getroffen. Die Skiweltcup-Organisatoren hätten damit nichts mehr zu tun, so Püschel.

Ganz so wenig Einfluss wird das Organisationsteam auf die Entscheidung aber wohl doch nicht gehabt haben. Aus einer Mail, die Püschel an den ADFC verfasst hat, geht hervor, dass er eben jene Umleitung vorgeschlagen hat, die nun umgesetzt werden soll. Im Nachgang sagt Püschel nun: „Dass alle einen Kompromiss machen müssen, ist klar. Und stellen Sie sich mal vor das Rudolf-Harbig-Stadion, wenn Tausende auf die Straße stürmen.“ Man müsse eben auch gegenseitig Rücksicht nehmen.
Das stimmt. Larsen vom ADFC befürchtet nur, dass die Radfahrer dann doch wieder auf die Straße ausweichen. Und das sei alles andere als eine sichere Lösung.
Bei der zweiten Auflage des Skiweltcups am 12. und 13. Januar müssen Radfahrer wieder Umleitungen fahren. Im Gegensatz zur Premiere der Veranstaltung, als die Radler 27 Tage lang das Spektakel umkurvten, sollen die Umleitungen diesmal nur 18 Tage dauern - vom 7. bis 24. Januar.
