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Ziegelwerk Eder holt sich Lehm aus Dresden

Der Freitaler Betrieb beginnt 2018 mit dem Abbau in Luga. Die dortigen Vorkommen sind aus zwei Gründen wertvoll.

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© Andreas Weihs

Von Nora Domschke

Freital. Luga wird wieder zum wichtigen Standort für die Ziegelherstellung. Schon im 19. Jahrhundert gab es in den Dresdner Stadtteilen südlich der Bahntrasse Ziegeleien. Ein Register aus dem Jahr 1936 listet 20 verschiedene Betriebe in der Region auf. Nicht ohne Grund, denn hier schlummern hochwertige Rohstoffe für das Baumaterial im Boden. Nun bringt das Freitaler Ziegelwerk Eder den Tagebau in den Dresdner Süden zurück. Das Unternehmen reaktiviert die stillgelegte Lehmgrube in Kleinluga südlich der Dohnaer Straße und östlich des Autobahnzubringers An der Malte.

An diesem Donnerstagabend stellte Geschäftsführer Johannes Eder seine Pläne im Bürgersaal des Prohliser Ortsamtes vor. Etwa 40 Interessierte folgten der Einladung von Ortsamtsleiter Jörg Lämmerhirt – und brachten viele Fragen mit. Dabei ist das Vorhaben nicht neu: Seit 2006 läuft das Genehmigungsverfahren, 2008 lagen die Pläne erstmals öffentlich aus. Die Anwohner kritisieren in der Infoveranstaltung, dass sie davon nichts mitbekommen hätten. Ändern können sie an dem Großprojekt nun nichts mehr – im Juni 2016 gab die Abteilung Tagebau des Sächsischen Oberbergamtes Johannes Eder grünes Licht.

Kurz nach der politischen Wende kam der Unternehmer nach Luga, übernahm 1991 die Ziegelei Waschneck an der Dohnaer Straße. Drei Jahre später wurde die Produktion eingestellt. Eder baute in Freital ein komplett neues, modernes Ziegelwerk auf, weil er dort besonders gute Rohstoffe, also Tonerden, vorfand. 1996 eröffnete der Österreicher den Standort. Heute werden dort jährlich rund 200 000 Kubikmeter Ziegel hergestellt – Baumaterial für 2 500 Einfamilienhäuser. Eder produziert 125 verschiedene Ziegelformate; der Freitaler Baustoff ist vor allem wegen der guten Wärmedämmung gefragt.

Die Geschäfte laufen gut, auch dank des Baubooms in der Region. Das sei nicht immer so gewesen, sagt Johannes Eder. Um die Jahrtausendwende brach der Markt ein, fast jedes zweite Ziegelwerk in Deutschland musste schließen. Weil die technische Ausstattung in seinem Werk relativ neu war, konnte sich Eder damals gegen die Konkurrenz durchsetzen. Mit dem Lugaer Lehm soll nun die Qualität der hochwärmedämmenden Freitaler Ziegel weiter verbessert werden. „Der Oberflächenlehm im Dresdner Süden bringt außerdem eine sehr schöne Farbe für die Ziegel“, sagt Eder. Zudem gebe es hier Tonerden, die in Freital nicht in ausreichenden Mengen vorkommen. Auf der 22,5 Hektar großen Fläche befinden sich etwa 1,65 Millionen Kubikmeter Rohstoffe in einer Tiefe von sechs bis neun Metern. Der Lugaer Lehm hat seinen Ursprung in Löß-Ablagerungen, die verwittert sind. Im Gegensatz zum Lehm in Freital – dieser ist vulkanischen Ursprungs.

Sorge vor Lärm, Dreck und Wasser

Schon im kommenden Jahr soll der Abbau in Luga beginnen, und zwar zuerst auf der Fläche östlich des jetzigen Erdbeerfeldes. Der Obstbauer wird auf ein anderes Feld umziehen, die anderen Flächen werden weiterhin landwirtschaftlich genutzt. Im ersten Abbauabschnitt entsteht eine rund 1,5 Hektar große Grube. Später werden maximal fünf bis sechs Hektar auf der Fläche offen sein, erklärt Eder. Sobald der Abbau dort beendet ist, wird das Areal wieder verfüllt. Meistens mit sogenannten mineralischen Abfällen wie etwa Bauschutt. Firmen, die auf diese Weise Material entsorgen, bezahlen dafür Geld.

Bevor der Lehm-Abbau 2018 beginnt, wird nun zunächst eine Betriebsstraße auf dem Gelände gebaut. Auf der Alten Landstraße entstehen zwei Ausweichstellen, damit die Lkw aneinander vorbeifahren können. Eder bezeichnet den Standort am Autobahnzubringer als ideal, weil es in unmittelbarer Nähe keine Wohnhäuser gibt. Beruhigen kann der Geschäftsmann die Anwohner von Luga damit allerdings nicht. Einige zeigen sich entsetzt über das Großprojekt, das ihr Wohnumfeld zweifelsohne verändern wird. Sie befürchten, dass mit dem Tagebau und bis zu 20 Lkw täglich die Belastung durch Lärm und Schmutz steigt. Und auch die Gefahr von Überschwemmungen. Denn östlich des Abbaugebietes befindet sich der Maltengraben. Bei starkem Regen – den es in den vergangenen Jahren häufig gab – fließt das Wasser der umliegenden Höhen über diesen Graben in die Elbe ab. Zwar wurde er an mehreren Stellen ausgebaut. Die Anwohner befürchten dennoch, dass das Regenwasser, das normalerweise über die gesamte Fläche des Hangs abfließt, künftig aber über den Graben abgeleitet wird, in ihre Grundstücke läuft. Eder erklärt, dass er hydrologische Gutachten für verschiedene Punkte im Umfeld der Abbaustelle habe machen müssen, um genau das zu vermeiden.

Steffen Döhner vom Sächsischen Oberbergamt räumt indes ein, dass der Tagebau sowohl Staub als auch Lärm verursachen wird. „Dafür gibt es aber Vorgaben“, erklärt er. Demnach müssten bei Trockenheit Lkw und Straßen mit Wasser besprüht werden. An Sonn- und Feiertagen sowie nachts ist der Abbau nicht erlaubt.

Trotz dieser Erklärungen bleiben die meisten Anwohner skeptisch. Deshalb soll es in zwei Jahren die nächste Informationsveranstaltung geben, schlägt Ortsamtsleiter Jörg Lämmerhirt vor.