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Ziegenglück in Wahnsdorf

Drei Freunde wollen eine Käserei mitsamt Hofladen eröffnen. Die Idee kam ihnen auf Korsika.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Das Gemeckere ist groß. Kaum ist Alexander Krah über den Zaun gestiegen, kommen seine Damen schon angelaufen. Aurelia, Dana und Inés sind darunter. Die Ziegen, die auf einer Weide in Wahnsdorf grasen, haben alle einen Namen. Die jungen Zicklein sind noch etwas scheu. Dafür kommen ihre Mütter zum Schmusen an. Die Älteste, Amanda, ist schon 13 Jahre alt.

Alexander Krah züchtet die Thüringer Waldziegen – eine besonders schöne Rasse mit weißem Bart und weißen Beinen – zusammen mit zwei Freunden. Die Idee dazu hatten sie auf einer gemeinsamen Urlaubsreise. Vor 15 Jahren waren die drei Männer, die sich noch viel länger kennen, auf einer Wandertour in Korsika unterwegs. Das Beste an dem Trip: die Rasten auf dem bekannten G20-Fernwanderweg. Denn dort gab es zur Stärkung meist Rotwein und frischen Ziegenkäse. „Wir haben uns gefragt, was braucht man eigentlich mehr?“, erinnert sich Krah. Ab diesem Moment wuchs die Idee, das auch zu tun.

Gesagt, getan: 2004 schafften sich die Männer zwei Ziegen an. Weinberge hatten sie da bereits. Eigenen Wein machen sie jetzt schon seit einigen Jahren. Der „Ziegenwein“ wird zum Beispiel beim Herbst- und Weinfest verkauft. Um die 5 000 Flaschen werden jedes Jahr produziert. Neuerdings auch Sekt. Und auch die Ziegenherde ist in den letzten Jahren ordentlich gewachsen. Über 20 Tiere grasen jetzt auf der Weide in Wahnsdorf.

Als Nächstes soll es nun mit der Käseproduktion klappen. Die Käserei wird mitten im alten Dorfkern von Wahnsdorf entstehen. Dort hat Alexander Krah einen Hof, zu dem auch ein Auszugshaus gehört. So wurde früher ein kleineres Gebäude bezeichnet, in das die Altbauern zogen, nachdem die Erben Hof und Haupthaus übernommen hatten. Dort hinein wird die Käserei ziehen. Bisher produzierten die Freunde ihren Käse nur für den Eigenbedarf in der eigenen Küche. Wenn sie ihr Produkt zukünftig verkaufen wollen, müssen sie sich an strenge Hygienevorschriften halten.

Zweimal im Monat muss dann eine Milchprobe ins Labor geschickt werden. Dort wird unter anderem auf Salmonellen und andere Keime getestet. Außerdem gibt es Überprüfungen, wie und wo gemolken wird und wie die Milch in die Käserei kommt. So darf die Milch laut Vorschrift nicht direkt aus der Kanne in den Käsekessel geschüttet werden, erklärt Krah. Denn die Kannen gelten als unrein. Deshalb muss eine Schleuse eingebaut werden, wo die Milch erst in einem Kühltank landet, ehe sie in die Käserei gelangt. Und das ist nur ein kleiner Teil der Auflagen. Die Waschbecken zum Beispiel müssen mit dem Fuß oder Knie bedienbar sein. Mit den Händen darf man sie aus Hygienegründen nicht berühren.

Alexander Krah bleibt trotzdem entspannt. „Das ist alles machbar“, sagt er. Mit dem Veterinäramt ist er schon jetzt im Gespräch. Schließlich soll alles ordentlich werden. „Wir wollen es von Anfang an richtig machen.“ Deshalb hat der Wahnsdorfer neulich auch ein einwöchiges Praktikum in einer Käserei in der Pfalz absolviert, um schon mal zu sehen, auf was es ankommt. Außerdem macht der gelernte Gärtner gerade eine Ausbildung zum Fachagrarwirt für handwerkliche Milchverarbeitung. Das alles neben seinem Job als Ausbilder beim Sächsischen Landesumweltamt. Auch seine Mitstreiter haben noch ander Berufe: Einer ist im Bankwesen tätig, der andere als Künstler.

Ziegen und Wein sind für die Radebeuler trotzdem nicht nur ein Hobby, sondern ein richtiges Gewerbe. Zur Käserei soll künftig auch ein Hofladen gehören. Klein und gemütlich, mit ein paar Tischen und Stühlen. Geöffnet hauptsächlich am Wochenende, wenn dort auch Wanderer vorbeikommen. Neben Wein, Ziegenkäse und Honig – die Freunde haben auch mehrere Bienenvölker – sollen regionale Spezialitäten der Wahnsdorfer Manufaktur angeboten werden. Im Herbst beginnt der Bau. Läuft alles nach Plan, können Gäste im Frühjahr 2020 den ersten selbst gemachten Käse in Wahnsdorf verkosten.