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Zirkus wehrt sich gegen Vorwürfe

„Circus William“ gastiert in Löbau. Die Tiere werden gut betreut, dementiert der Betrieb Aussagen einer Tierschützerin.

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Von Romy Altmann-Kühr

Löbau. Die weißen Tiger und Löwen, die ab heute beim Circus William im Löbauer Messegelände auftreten, stammen nicht aus Inzucht. Das stellt der Zirkus klar und reagiert damit auf einen SZ-Artikel in der gestrigen Ausgabe. Hier war zur Sprache gekommen, dass sich auch Kritik gegen Darbietungen mit Wildtieren in Zirkussen regt. Der Circus William ist bekannt für seine Dressuren, unter anderem mit weißen Löwen und Tigern. Eine Tierschützerin schrieb in einem Leserbrief, dass es sich bei weißen Tigern und Löwen um eine Qualzüchtung handle. Die weißen Tiger in Gefangenschaft seien Inzuchten, die alle von einem Tier abstammen würden, das in den 1950er Jahren in Indien gefangen wurde.

Das dementiert der Circus William entschieden. Die Tiere des Zirkusses stammen nicht aus Indien, sondern aus Sibirien, erklärt die Agentin des Familienbetriebes, Renate Schnabel. Laut Stammbaum sei der Ursprung der Tiere normalfarbig, das sei auch von Veterinären bestätigt worden. „Normalfarbige Tigereltern können aber auch weiße Tigerbabys bekommen“, erklärt der Zirkus. Das sei bei Familie Wille, die den Zirkus führt, schon vorgekommen. Und umgekehrt sei möglich, dass eine weiße Tigerdame wieder normalfarbige Tigerbabys bekommt. Auch das ist momentan im Circus William der Fall. „Hier ist keine Züchtung am Werk, sondern eine Laune der Natur, wie es sie auch bei Menschen gibt“, stellt das Zirkusunternehmen klar. Es würden sogar hin und wieder gold- oder rosafarbene Tiger geboren.

Auseinandersetzungen mit Tierschützern sind derweil für die Zirkusinhaber nichts Neues, es gibt sie immer wieder. Auch, als der Zirkus vor zwei Jahren schon einmal in Löbau gastierte, hatten eine Handvoll Tierfreunde an der Veranstaltungsstätte protestiert. Anderswo komme es sogar vor, dass Plakate und Werbemittel zerstört werden, erzählt Frau Schnabel. Für die Zirkusleute aber ist der klassische Zirkus mit Tieren ein Stück Kultur. „Die Wildtiere sind im Zirkus Botschafter ihrer Art“, sagt Frau Schnabel. Viele Tierarten seien in ihrem natürlichen Lebensraum bedroht. Dass die Population in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gesunken ist, belegen weltweite Studien. Die Zeitung „Welt“ schrieb schon 2013, dass man weltweit nur noch von 3 500 Tieren ausgeht. Noch im Jahr 2000 waren es 5000 bis 6000. Für die Zirkusleute ist deshalb klar: Ihr Überleben ist nur garantiert, wenn sie in menschlicher Obhut gehalten und gezüchtet werden. Und: „Sie stehen unter Obhut von Tierlehrern, Pflegern und der Veterinärämter“, so Zirkus-Agentin Renate Schnabel. Durch gute Pflege und Haltung leben Zirkustiere sogar länger als ihre wildlebenden Artgenossen, erklärt Circus William. Hinzu kommt, erläutert Familie Wille, dass die Zirkus-Tiere ja allesamt nicht in freier Wildbahn geboren und also auch nicht aus ihrer natürlichen Umgebung herausgerissen wurden. Sie kennen das Leben im Zirkus und werden dort durch Dressur und Training auch gefordert.

Ob ein Zirkus seine Tiere ordnungsgemäß hält, wird tatsächlich von den Behörden überprüft. Generell sind die Regeln so, dass jeder Zirkus vom Veterinäramt an seinem Hauptsitz eine Genehmigung nach dem Tierschutzgesetz benötigt. Der ist beim „Circus William“ Müncheberg bei Frankfurt/Oder. Wie das Landratsamt im Kreis Görlitz auf eine frühere Anfrage in diesem Zusammenhang der SZ mitteilte, gebe es Merkblätter und Leitlinien, die auf besondere Haltungsanforderungen der einzelnen Arten explizit hinweisen und die im Rahmen von Vorortkontrollen geprüft würden. Diese Kontrollen finden aber nicht zwingend statt. „Das Augenmerk liegt besonders auf Zirkusbetrieben, die bereits mit Auffälligkeiten in Erscheinung getreten sind“, hieß es.

Für die Zirkusfamilie Wille stehen die Tiere an erster Stelle. Ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Tieren ist ihnen wichtig. „Mit Gewalt geht gar nichts“, sagen die Dompteure, die seit vielen Jahren mit den Wildtieren arbeiten.

Vorstellungen Circus William in Löbau, Messegelände: 6. April, 17 Uhr; 7. April 15 und 19 Uhr; 8. April, um 14 Uhr. Am Freitag ist Familientag, alle Plätze kosten zehn Euro.