Von Sebastian Beutler
Görlitz. Was ist nicht alles geschrieben worden. Es sei ein Himmelfahrtskommando, sie kämen ins religiöse Nirwana und wie man sich sonst in manchen Redaktionen das nördliche Bistum Görlitz vorstellt. Doch die Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz bei Wien haben sich nicht entmutigen lassen. Zwar gab einer der vier vor einem Jahr entsandten Pater auf, doch die anderen drei werden zusammen mit drei weiteren Mitbrüdern heute von ihrer Heimatabtei ausgesandt. Dazu feiern sie um 9 Uhr einen feierlichen Gottesdienst in der Abteikirche in Heiligenkreuz. Dieser Montag ist für die Zisterzienser von besonderer Bedeutung, gedenken sie doch an jedem 20. August ihrem Ordensvater, dem heiligen Bernhard von Clairvaux.
Die sechs Mönche, die in das neue Priorat Neuzelle gehen werden, sind: Pater Prior Simeon Wester, der als Prior der Gemeinschaft vorstehen wird, Pater Kilian Müller, der als Hauptökonom die wirtschaftlichen Geschicke leiten und die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen wird, Pater Konrad Ludwig, der in der Pfarr- und Wallfahrtsseelsorge als Priester wirken wird, Pater Aloysius Zierl, der Haushalt, Küche und Sakristei führen wird, Pater Alberich Fritsche, der nach Abschluss seines Studiums an der Hochschule Heiligenkreuz im schulischen und seelsorglichen Dienst tätig sein wird und Pater Isaak Käfferlein, dem als neu geweihter Diakon insbesondere die Jugendseelsorge anvertraut wird. Wester, Müller und Zierl bildeten die Vorhut der Mönche, die seit vergangenem August die Rückkehr der Zisterzienser zusammen mit dem Bistum Görlitz vorbereiteten. Das neue Priorat Neuzelle wird am 2. September bei der Wallfahrt des Bistums durch Abt Maximilian Heim auf Einladung des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt errichtet. Ein Priorat ist eine zu einer Mutterabtei gehörige, an einem Ort lebende klösterliche Gemeinschaft, praktisch eine „Filiale des Mutterklosters“. Neben Neuzelle hat das Stift Heiligenkreuz noch zwei weitere Priorate: das Neukloster in Wiener Neustadt, dass seit 1444 ein Zisterzienserkloster ist und seit 1881 mit Heiligenkreuz verbunden ist und das Priorat Bochum-Stiepel in der Diözese Essen, das 1988 gegründet wurde. Das Priorat Neuzelle ist insgesamt die 10. Neugründung des Stiftes Heiligenkreuz seit dessen eigener Gründung 1133. Manches ist noch provisorisch in Neuzelle. So werden die sechs Mönche in den ersten Jahren im Pfarrhaus leben. Ein eigenes Gebäude hat das Priorat in Neuzelle nicht, denn der Katholischen Kirche gehören keine Gebäude in dem früheren Klosterareal, selbst die Wallfahrtskirche ist Eigentum der staatlichen Stiftung Stift Neuzelle. Möglicherweise kommen noch vor der kirchenrechtlichen Wiedergründung des Klosters das Land Brandenburg, das Bistum und die Stiftung überein, wie das künftige Kloster auf dem Gelände beheimatet wird. Gespräche sind für Ende August vorgesehen.
Das Zisterzienserkloster in Neuzelle war vor 750 Jahren gegründet worden. 1818 schloss Preußen die Anlage und vertrieb die Mönche.