Überall auf der Erde leben ausgewanderte Oberlausitzer
Von Australien bis Bolivien, von Norwegen bis Südafrika: Überall sind Löbau/Zittauer zu finden. 30 hat die SZ in einer Serie vorgestellt. Das sind sie.
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Die SZ stellt Menschen aus der Region Löbau/Zittau vor, die ausgewandert sind. Bisher sind folgende Serienteile erschienen:
Ein Waltersdorfer tingelt durch die Welt
Dass Auswandern nicht zwangsläufig ankommen an einem bestimmten Ort bedeutet, zeigt das Beispiel von Tino Rischawy aus Waltersdorf, der vor 19 Jahren seine Heimat verließ. Bereits als Kind träumte er sich aus seiner kleinen Welt heraus, weit weg in die Berge, wo es mehr und länger schneite als an der Lausche, und ans Meer. „Natürlich wollte ich beides auf einmal“, sagt der Waltersdorfer mit erfrischenden Lachen, der später seiner Intuition folgte, um diesen Sehnsuchtsort zu finden. Er weiß, dass viele kein Verständnis für seinen unkonventionellen Lebensstil haben. Aber auch, dass manche ihn heimlich darum beneidet und bewundert haben. Inzwischen hat er über 60 Länder bereist und ist noch lange nicht fertig.
Der gebürtige Zittauer Benjamin Rabe lebt mit seiner Frau Tomoko in deren Heimat Japan. Dass die als zurückhaltend geltenden Asiaten aber auch so richtig laut werden können, weiß er inzwischen. Mit seiner japanischen Frau wohnt er in einem Vorort von Tokio. Geht es um Fußball, schlagen zwei Herzen in seiner Brust: ein deutsches für Dynamo Dresden und den VfL Wolfsburg und ein japanisches für den J-League Club Kashiwa Reysol. Die Leidenschaft des Fußballfans ist grenzenlos. „Als Wolfsburg 2015 im Pokalfinale stand, bin ich mal kurz vom Auslandssemester in Kyoto nach Berlin gejettet. Den BVB im letzten Spiel mit Klopp 3 : 1 zu schlagen, war ein unvergessliches Erlebnis, das den Aufwand wert war“, sagt Rabe lachend. Aber auch bei allen Spielen seines japanischen Lieblingsclubs fiebert er im Zentrum der Fankurve mit.
Christian Otto wollte erfolgreicher Skisportler werden, besuchte die Kaderschmiede in Oberwiesenthal. Aus der sportlichen Karriere wurde nichts. Dafür erfülle sich der Waltersdorfer einen anderen Traum: Skifahren in den Rocky Mountains im legendären Pulverschnee, der angeblich der beste der Welt sein soll. Das kann er nun quasi jeden Tag genießen. Denn Christian Otto ist in die USA ausgewandert. Dort lebt er mit seiner ebenso sportbegeisterten Partnerin in einem mondänen Wintersport-Ort.
Eigentlich war Elisa Lindner zum Reisen und nicht zum Arbeiten nach Australien gekommen. Doch ihr Alltag in Down Under entwickelte sich ganz anders als erwartet. „Wer hier arbeitet, sollte absolut fit sein", sagt die Löbauerin. "Man muss schwere Geräte tragen und bedienen können. Außerdem ist der Job nicht ungefährlich. 13 Stunden am Stück unter Tage, das schlaucht." In einer Goldmine. Mitten in Australien. Nur unter Männern.
Elisabeth Hennig lebt mit Freund Diego und Hündin Ivy in ihrer Wahlheimat Galicien. Schon zweimal hat sich die Zittauerin für ein Leben im nordöstlichsten Zipfel Spaniens entschieden. "Hier beschweren sich die Leute nicht, weil sie zu wenig Rente bekommen, höchstens darüber, dass das Wetter schlecht ist“, nennt sie einen der Gründe dafür.
Eigentlich hätte sich Heiko Scholz aus Neugersdorf nie vorstellen können auszuwandern. Und trotzdem ging er den Schritt. Der Start in Norwegen war ganz schön holprig. Aber inzwischen ist Heiko Scholz glücklich. Dazu beigetragen hat die Hochzeit mit seiner Frau Annegret - in der Arktis. „Es war eine heimliche, sehr private Hochzeit zu Depeche Mode-Klängen - im Gothic-Style ganz in Schwarz - mit vier unserer Lieblingsmenschen als Trauzeugen“, hat sie der SZ verraten.
Als Spross der Familie, die das Zittauer Traditionsunternehmen Zweirad-Glaubitz in der vierten Generation betreibt, wird Christoph Glaubitz oft gefragt, warum er nicht in die Firma eingestiegen ist. „Unbewusst hat mich mein Vater selbst in eine andere Richtung gelenkt. Als er sich Anfang der 90er-Jahre einen Computer zulegte und voller Begeisterung erklärte, dass dieser Technologie die Zukunft gehöre, wurde mein Interesse schon sehr früh für alles, was mit Computerchips zu tun hatte, geweckt“, erinnert sich der Sohn. Heute arbeitet er als Computerspezialist in Asien.
Kürzlich hat Jörg Heinrich seine Heimat besucht. Ein wunderbares Erlebnis - bis auf die Tatsache, dass er in Deutschland in kleineren Läden, auf dem Markt oder bei Dienstleistungen ausschließlich mit Euro bezahlen konnte. Das war für ihn ungewohnt, denn Bargeld hat er seit Jahren nicht mehr in der Tasche, weil man in China mit dem Smartphone bezahlt. Schnell und unkompliziert. „Ob im Supermarkt, im Taxi, beim Friseur oder auf dem Markt - überall werden WeChat Pay oder Alipay akzeptiert. Selbst der Bettler auf der Straße hält dir seinen Code unter die Nase, in der Hoffnung, dass du ihn scannst und eine Spende überweist“, erzählt der Oberlausitzer schmunzelnd, der vor 20 Jahren nach Shanghai kam und dort Zeitzeuge des chinesischen Wirtschaftswunders wurde.
Gaby Tross stammt aus Löbau und lebt in Port Elisabeth. "Ohne die Sächsische Zeitung wäre ich vielleicht nie nach Südafrika gekommen", sagt sie - und verrät, dass sie besonders gern die Seite mit den Kontaktanzeigen gelesen habe. Dort fand sie eine Annonce von einem Deutschen in Südafrika - und ein großes Abenteuer begann. Auch wenn es am Ende nicht er war, warum sie über 10.000 Kilometer weiter in den Süden zog.
Christina Hähne aus Zittau ist nach Belgien ausgewandert. Als gelernte Rinderzüchterin hatte sie irgendwann genug von einem Bürojob und wollte sich wieder ganz den Tieren widmen. Als sie den Neustart wagen wollte und sich auf einem Online-Portal bewarb, erhielt sie Anfragen aus ganz Europa. Schon nach drei Tagen Probearbeit unterschrieb sie ihren Vertrag bei einem Betrieb in Ostbelgien. In dem Land ist sie bis heute glücklich.
Franka Blumrich aus Leutersdorf ist mit ihrem Freund in dessen französische Heimat gezogen und lebt nun in der Provence, von der Nana Mouskouri sang, dass sie der "Garten der Liebe" genannt werde. „Die herrliche Landschaft mit Weinbergen oder Lavendelfeldern in unvergleichlichem Lila ist nicht nur die perfekte Kulisse für Fotografen, sondern auch ein Paradies für Naturliebhaber und Wanderer", sagt sie. Und weil es dort so schön ist, hat direkt da, wo Franka Blumrich jetzt wohnt, früher Paul Cézanne gemalt.
Katrin Engemann aus Zittau ist schon ganz schön rumgekommen. Sie hat lange in England gelebt und gearbeitet, einen Abstecher nach Spanien gemacht und fühlt sich nun schon eine ganze Weile auf der grünen Insel wohl - auf der die Menschen völlig anders als in Großbritannien ticken. Allerdings arbeitet sie aus einem bestimmten Grund nicht mehr in ihrem erlernten Beruf als Hotelfachfrau. Und demnächst kommt sie mit vielen Iren in ihre alte Heimat.
Christin Dießner aus Neugersdorf lebt in Lettland. Sie hatte sich nach dem Abitur am Oberlandgymnasium für ein Freiwilliges Soziales Jahr in dem Land entschieden - und ist dort geblieben. Nun lebt sie ihren eigenen Traum nach einer Lebensphilosophie, die sie sich selbst ausgesucht hat - frei von beruflichen Zwängen.
Ingo Schär aus Zittau ist 2006 das erste Mal in die Vereinigten Staaten ausgewandert, weil er sich dort für das Familienunternehmen eine Zukunft versprach. Nach harten Aufbaujahren kehrte die Familie - inzwischen hatten Schär und seine Frau zwei Kinder - nach Deutschland zurück. Warum sie dann ein zweites Mal über den Teich zogen, erzählt er nun der SZ.
Elisa Jährig aus Oderwitz hatte schon immer den Traum, in Italien zu leben. Voriges Jahr hat sie in sich erfüllt - und zog an den Comer See. Hier haben neben der Auswanderin auch die Schönen und Reichen ihr Domizil. Nach einem knappen Jahr fühlt sie sich hier richtig zuhause, genießt das Leben und hat auch beruflich Fuß gefasst. Als Vorschullehrerin arbeitet sie in der nahen Schweiz und pendelt täglich dorthin zum Job.
Kristin Hofmann lebt schon 13 Jahre in Zypern. Fremde Kulturen interessierten die Großschönauerin schon immer. Nach Stationen auf Lanzarote, in Spanien und Mexiko landete sie schließlich auf der Mittelmeerinsel. Hier arbeitet sie in der Tourismusbranche. Und sie hat eine ehrenamtliche Aufgabe gefunden: Die Tierfreundin kümmert sich um herrenlose Tiere.
Eigentlich wollte Robert Kawczyk aus Löbau nur kurze Zeit nach Australien gehen, um beim Aufbau des ersten vollautomatischen U-Bahnsystem des Kontinents in Sydney zu helfen. Inzwischen lebt der 39-Jährige schon neun Jahre in DownUnder, hat eine Familie gegründet und fühlt sich in dem Multikulti-Land pudelwohl.
Lisa Hofmann aus Großschönau lebt eigentlich in Barcelona - "überwintert" aber derzeit in Kapstadt/Südafrika. Das ist bei Digitalnomaden, Influencern, Selbstständigen sowie in der Startup-Szene beliebt. „Südafrika ist einfach wunderschön, hat vergleichsweise geringe Lebenshaltungskosten und nur eine Stunde Zeitunterschied zu Deutschland, was bei der Arbeit für europäische Unternehmen sehr wichtig ist“, begründet die Sonnenanbeterin und Mitarbeiterin eines Start-up-Unternehmens aus der Gesundheitsbranche ihre Entscheidung.
Luis Heinrich aus Oberseifersdorf steht freudestrahlend auf dem Gipfel des über 5.000 Meter hohen Pico Austria in Bolivien. Doch zum Wandern ist er nicht in das südamerikanische Land gegangen. Er hilft Straßenkindern in der Hauptstadt La Paz und ist hin- und hergerissen zwischen "La pura Vida" - dem gelassenen Leben der Bolivianer - und den schweren Schicksalen, von denen er bei der Arbeit erfährt.
Schon 15 Jahre lebte Kaija Richter aus Walddorf in den USA, in Kalifornien. Dass es sie einmal ins Ausland verschlagen würde, hätte sie selbst nicht geglaubt. Denn in der Schule hatte sie arge Probleme mit der englischen Sprache. Heute ist das alles kein Thema mehr. Sie fühlt sich in den USA zu Hause, lebt dort mit ihrem Mann und drei Töchtern. Am wohlsten fühlt sich die Familie draußen in der Natur bei Aktivitäten in den schönen Nationalparks. Wie die Walddorferin im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" lebt, ist hier nachzulesen.
Als Hotelmanager wollte der Seifhennersdorfer Daniel Mista im Ausland Karriere machen - und interessierte sich besonders für Südostasien. Bis er dort einen Job bekam, dauerte es eine Weile. Für ihn ging es schließlich nach Myanmar. Inzwischen hat sich sein Leben dort wegen der Unruhen im Land verändert, er ist jetzt als Betriebsleiter in einem Center tätig. Viele seiner Bekannten verlassen zudem das Land. Er und seine Frau aber wollen bleiben und sich mit den Einheimischen solidarisch zeigen. Die ganze Geschichte gibts hier.
Matthias Wagenknecht aus Neugersdorf zog es vor 15 Jahren nach Südamerika - nach einem Schicksalsschlag. In Paraguay hat er aus einem kargen Grundstück ein grünes Paradies gemacht. Der im Oberland früher bekannte Fahrradhändler repariert auch jetzt in Südamerika Drahtesel.
Stefan Moritz aus Ebersbach ist der weltweit erste Mensch, der einen Master in der Studienrichtung "Service Design" gemacht hat - und ist seit dem ganz schön rumgekommen. Sein erster Arbeitsort war London. Inzwischen lebt er mit Frau und Kindern im deutschen Sehnsuchtsland Schweden, schätzt die Entspanntheit der Skandinavier, seine Drei-Tage-Arbeitswoche und die damit verbundene Zeit für die Familie.
Frank Jähne aus Neugersdorf - vielen im Oberland als "Malzmönch" vom Eibauer Bierzug bekannt - konnte sich sein Leben lang nicht vorstellen, die Oberlausitzer Heimat zu verlassen. Doch dann trat eine unternehmungslustige Frau in sein Leben. Mit ihr lernte er nach dem 60. Geburtstag sogar noch das Gleitschirmfliegen. Und auf der Reise zu tollen Orten, an denen man gleiten kann, verliebten sich beide in Slowenien. Wo sie heute leben.
Matthias Kuhlmeier stammt aus Großschönau und wohnt mit seiner Frau im amerikanischen Boston. Erstmals ging er während des Studiums in die Staaten. Dort lernte er seine Jennifer kennen. Irgendwann mussten sie sich entscheiden, ob sie in Deutschland oder den USA leben wollen. Den Ausschlag gab eine Wette um Barack Obama.
Seit 2011 lebt Eva Noman aus Seifhennersdorf in der jordanischen Hauptstadt Amman. Früh schon hat sie sich für das Reisen und den arabischen Kulturkreis interessiert und deshalb in Leipzig Arabistik studiert. Doch eine Festanstellung in Deutschland zu finden, war schwierig. Da bot sich die Chance, in Amman für das Goethe-Institut zu arbeiten. Eva Noman fühlt sich wohl in Jordanien und will nicht zurück.
Die Gäste beneiden sie um das Leben auf dem Katamaran in der Bucht von Santa Ponça an der Westküste Mallorcas. Aber Melanie Bauer und ihre Familie aus Zittau arbeiten hart dafür. 2020 sind sie ausgewandert und haben sich mit einem Segeltörn-Angebot selbstständig gemacht. Die Firma haben Melanie und Martin Bauers nach ihrem Sohn "SailingJona" genannt. Doch dann kam Corona ...
Martina Ramstijn hat viel von der Welt gesehen, an sozialen Brennpunkten gearbeitet und dabei an Lebenserfahrungen gewonnen, bevor sie vor 13 Jahren in den Niederlanden gestrandet ist. Zuerst war ein englischsprachiges Studium der Grund. Doch dann kamen mehrere andere dazu. Und ein Schicksalsschlag.
Viele Jahre seines Berufslebens hat Markus Hamburger aus Zittau schon im Ausland verbracht. Von 2007 bis 2009 war er in China. Seit 2013 leben der studierte Elektro-/Nachrichtentechniker und seine Familie in der 38 Millionen Einwohner-Metropolregion Tokio-Yokohama in Japan. Sein Gastgeberland, die Menschen und ihr Umgang miteinander faszinieren ihn. Und trotzdem vermisst er den Anblick der verschneiten Oberlausitzer Umgebindehäuser mit Schwibbögen und Herrnhuter Sternen in den Fenstern.
Die Neugersdorferin Ines Reichhardt ist vor ein paar Jahren für eine kranke Lehrer-Kollegin bei einem Bildungsprojekt in der Türkei eingesprungen - und verliebte sich. Anfang 2015 kam die damals 53-Jährige nach Kusadasi und blieb. Heute betreibt sie mit ihrem Mann ein Hotel - an dessen Tür die Oberlausitzfahne hängt.