Stadtforum Zittau: Geförderte Abrisse sind ein Auslaufmodell

Zittaus Entwicklung in den äußeren Bereichen wie der Kantstraße besteht größtenteils aus Abrissen. Das zumindest empfindet Thomas Göttsberger vom Stadtforum so, der den Umgang mit den Häusern kritisiert. Offensichtlich seien die Verantwortlichen der Ansicht, der demografischen Entwicklung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein und den Baubestand an die Einwohnerzahl anpassen zu müssen, teilt der stellvertretende Vorsitzende des Stadtforums mit.
"Stattdessen müsste das Stadtmarketing schon seit Jahren auf Hochtouren laufen und mit geschickten, einprägsamen und ansprechenden Werbekampagnen Zuzug nach Zittau generieren", sagt er. "Hierfür fehlt es offensichtlich an einer entsprechenden Zukunftsplanung", so der Vorstand. "Görlitz macht es mit seiner langjährigen Probewohnen-Kampagne vor."
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Mit den Aussagen nimmt Thomas Göttsberger Bezug auf das in der SZ erschienene Interview mit Uta-Sylke Standke zu dem geplanten Abriss in der Kantstraße. Laut der Geschäftsführerin der Wohnbaugesellschaft Zittau (WBG) hat die Stadt zu viel Leerstand, eine zu große Infrastruktur für zu wenige Einwohner. "Wir müssten noch viel mehr abreißen", sagt sie. Die zur WBG gehörenden fünf Häuser mit 84 Wohnungen - wovon 78 leer stehen - an der Kantstraße werden bis Ende 2023 verschwunden sein. Die ersten zwei sind bereits entkernt, kommende Woche soll der Bagger anrollen.
Den Abriss "von dauerhaft nicht mehr benötigten Wohngebäuden" fördert der Freistaat mit 28 bis 30 Prozent der Kosten, 50 Euro pro Quadratmeter. Die Gesamtausgaben teilt die WBG-Chefin nicht mit, "um den Wettbewerb unter den Baufirmen aufrechtzuerhalten." Laut dem Stadtforum liegt die Förderung bei über 179.000 Euro. Demnach muss die WBG einen Eigenanteil von rund 461.000 Euro tragen. "Mit dieser Summe hätten erforderliche Reparaturen durchgeführt werden können", so Thomas Göttsberger und nennt als Beispiel die dringend zu erneuernden Schornsteine, für die sonst eine Stilllegung gedroht hätte. "Die Wohnungen mit ihren Einzelöfen wären ideal in der heutigen Krise", sagt der stellvertretende Vorsitzende. Eine Vollsanierung - die laut WBG 8,5 Millionen Euro (Stand September 2021) gekostet hätte - wäre für ihn auch nicht opportun, da diese Wohnungen dann nicht mehr einer auf niedrige Mieten angewiesenen Klientel zur Verfügung stünden.
Verwundert ist Thomas Göttsberger auch über die Aussage von Uta-Sylke Standke, dass sich der Investor für die Kantstraße nicht bei ihr gemeldet hat. Schließlich hätte sie in einer E-Mail an das Stadtforum einen Verkauf der Gebäude kategorisch ausgeschlossen. Ihm seien auch keine Verkaufsbemühungen der letzten Jahre bekannt, so der Vorstand. "Offensichtlich wurde von Anfang an der Abriss dieser Gebäude präferiert."
Dem Stadtforum habe die WBG-Chefin auch mitgeteilt, dass "Materialien des Rückbaus weiterverwendet oder so aufbereitet werden, dass sie eingesetzt werden können." Die Umsetzung dieser Ankündigung erscheint laut Thomas Göttsberger unmöglich. Zum einen lande das Abrissmaterial im Rahmen der schon teilweise erfolgten Entkernung in Containern, zum anderen werde im Regelfall die Abrissfirma Eigentümerin davon.
Die Petition des Stadtforums gegen den Abriss der Kantstraßen-Häuser haben vom Stand Donnerstag 386 Personen unterschrieben, nur ein kleiner Teil stammt überhaupt aus Zittau. Ziel sind 500. "Teilweise wurden sehr emotionale Kommentare beigefügt", berichtet Göttsberger. Noch bis 16. August läuft die Petition, um das Ensemble oder den größeren Teil davon zu retten. Ursprünglich sollte sie bis Anfang August beendet sein. Nun geht sie zwei Wochen länger.
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Aktuell findet nach Auskunft von Thomas Göttsberger ein Umdenken auf Bundes- und Landesebene zum nachhaltigen Umgang mit Bestandsimmobilien statt. "Die Abrissförderung mutiert insoweit zum Auslaufmodell, die nur noch von wenigen Kommunen in Anspruch genommen wird." Zittau sei eine davon.