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Wo wohnt die Kleine Hufeisennase noch?

Die seltene Fledermaus-Art ist in Ostsachsen bisher nur im Zittauer Gebirge aufgetaucht. Nun soll mehr über ihre Lebensweise herausgefunden werden.

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Die Kleine Hufeisennase nutzt eine Höhle im Zittauer Gebirge als Winterquartier.
Die Kleine Hufeisennase nutzt eine Höhle im Zittauer Gebirge als Winterquartier. © Thomas Frank

Das Leben der Kleinen Hufeisennase im Zittauer Gebirge soll untersucht werden. Der Nachweis dort gilt derzeit als der einzig bekannte in Ostsachsen. "Mittels Telemetrie und zielgerichteter Suche in geeigneten Gebäuden sollen hoffentlich weitere Quartiere gefunden werden", teilt Brigitte Westphal von der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz mit, die sich mit dem Büro Chiroplan aus Dresden dieses und kommendes Jahr mit der seltenen Fledermaus-Art beschäftigt. Ziel ist ihr Erhalt und die Förderung durch Optimierungs- und Schutzmaßnahmen.

Die ursprünglich mediterrane Fledermausart bewohnt im Sommer ausschließlich Gebäudequartiere und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im wärmebegünstigten Elbtal bei Meißen, Dresden bis ins Elbsandsteingebirge sowie den Elbnebentälern. In Zittau verschwand die letzte Reproduktionsgemeinschaft 1994 durch den Abbruch des Wochenstubenquartiers.

Vorkommen der Kleinen Hufeisennase in Sachsen ab 2005 (Blaue Punkte), Wochenstuben (Rote Punkte)
Vorkommen der Kleinen Hufeisennase in Sachsen ab 2005 (Blaue Punkte), Wochenstuben (Rote Punkte) © Zentrale Artdatenbank, LfULG

Völlig isoliert von den anderen sächsischen Vorkommen bezieht die vier Zentimeter kleine Hufeisennase inzwischen eine Höhle im Gebirge als Winterdomizil. Von 2002 bis 2017 war hier jeweils ein Tier zu beobachten. Ab 2018 erhöhte sich die Zahl auf acht und im Winter 2020/2021 konnten elf Exemplare beobachtet werden. "Bis auf die Höhle ist über die Raumnutzung der Population überhaupt nichts bekannt", so Brigitte Westphal.

Doch was machen die Hufeisennasen des Zittauer Gebirges eigentlich, wenn sie sich nicht in ihrem Winterquartier aufhalten? Wo ziehen sie ihren Nachwuchs auf? Wie nutzen die Tiere die Umgebung? Gibt es wichtige Jagdhabitate? Welches Potenzial gibt es zur Verbesserung der Lebensraum- oder Quartiersituation? Um mehr über diese seltene Art zu erfahren, sollen die Fragen innerhalb des Projekts beantwortet werden und einzelne Tiere durch renommierte Fachexperten mit Sendern versehen und einige Tage lang verfolgt werden. Das Ziel: Weitere Quartiere zu finden und bestenfalls sogar eine Wochenstube der stark gefährdeten Art.

Die erste Begehung im Mai 2021 hat laut Brigitte Westphal gezeigt, dass die Tiere das Winterquartier wie angedacht auch außerhalb der kalten Jahreszeit intensiv aufsuchen. "Leider konnten hierbei aber keine Weibchen besendert werden, die uns zu den Wochenstuben hätten führen können", äußert sie. Um die Störung für die Gemeinschaft so gering wie möglich zu halten, wird der nächste Versuch im Spätsommer dieses Jahres durchgeführt. "Nur unter Kenntnis der Quartiere dieser so seltenen Art können wir diese langfristig sichern." Dazu dient auch eine Vernetzung mit tschechischen und polnischen Kollegen, die innerhalb des Vorhabens in Angriff genommen werden soll.

Das Projekt wird gefördert über die Richtlinie "Natürliches Erbe 2014" des Freistaates Sachsen und läuft bis Ende Oktober 2022. (SZ)