Zittau
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"Wir müssen den Gästen etwas bieten"

Zittau will beim O-See wieder enger mit Olbersdorf zusammenarbeiten. Das ist dringend nötig, findet Klaus Schwager von der O-See Challenge. Ein Gastbeitrag.

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Klaus Schwager gehört zu den fünf Gründern der O-See Challenge. Seither ist er der Organisationschef. Ihm ist es zum großen Teil zu verdanken, dass am Fuße des Zittauer Gebirges in diesem Jahr die Cross-Triathlon-Europameisterschaft stattfindet.
Klaus Schwager gehört zu den fünf Gründern der O-See Challenge. Seither ist er der Organisationschef. Ihm ist es zum großen Teil zu verdanken, dass am Fuße des Zittauer Gebirges in diesem Jahr die Cross-Triathlon-Europameisterschaft stattfindet. © Rafael Sampedro

Von Klaus Schwager

Kurz vor Weihnachten nach dem ganzen Hickhack der letzten Wochen um Kulturhauptstadtbudget und Nachfolgeprojekt, um Schwimmbadschließung und Haushaltskonsolidierung dann doch noch was Versöhnliches in Sachen Zittauer Kommunalpolitik: Zittaus Stadtrat hat einmütig die von ZKM eingebrachte Beschlussvorlage abgesegnet, wonach man in Sachen O-See (Olbersdorfer Flur) und angrenzenden Westpark (Zittauer Flur) wieder enger mit Olbersdorf zusammenarbeiten will - und damit auch ein stückweit auf Olbersdorf zugeht. Natürlich ist da erst einmal jede Menge Symbolik dabei, denn die eigentliche Arbeit oder besser Zusammenarbeit beginnt ja gerade. Es soll also eine gemeinsame Arbeitsgruppe gegründet werden, welche sich der verschiedensten Themen und Probleme rund um die Bewirtschaftung und Entwicklung des gesamten Naherholungsareals annehmen soll.

Gerade Olbersdorfs Bürgermeister fühlte sich in der Vergangenheit immer wieder bei der Lösung eben dieser Probleme, den O-See betreffend (zuletzt bezüglich der Absicherung der Wasserrettung am Badestrand) alleingelassen und appellierte an die Anfangsjahre des O-Sees, als man durch beherztes gemeinsames Handeln das Tagebaurestloch zu einem attraktiven Erholungsgebiet und touristischen Hotspot entwickelte. So gelang es damals, die Sächsische Landesgartenschau 1999 an den O-See zu verorten, verbunden mit einigen vielen, damals noch D-Mark Förderung. Damals war's – mit Hartmut Schulze-Gerlach ...

Inzwischen ist die ganze, eben damals geschaffene Infrastruktur gut in die Jahre gekommen. Olbersdorf hat immer mal wieder eine Menge Geld zur Instandsetzung/Modernisierung seines Kronjuwels in die Hand genommen (und plant es für 2021 im großen Stile wieder) und viele Zittauer haben es dankend zur Kenntnis genommen, dass ihre quasi "Badewanne" in Schuss gehalten wurde. Auf Zittauer Seite, also im Westpark ist es dagegen etwas stiller geworden, wohl weil die Attraktivität des O-Sees dem Westpark in der jetzigen Form buchstäblich etwas das Wasser abgegraben hat. Aber das muss ja nicht so bleiben. Vielmehr sollte man wohlgewählte Kontrapunkte zum O-See setzen und das dort geschaffene Angebot ganz gezielt ergänzen. Die dort angesiedelte Stadtgärtnerei könnte zum Beispiel aus meiner Sicht viel mehr Öffentlichkeit vertragen, woanders sind das die Highlights von Garten- und Parkanlagen. Aber da muss man sich hinsetzen und auch mal die Köpfe zusammenstecken.

Mehr als nur Ferienwohnungen

Ich hoffe, dass mit dem Beschluss nun ein frischer Wind in die Weiterentwicklung dieses gesamten Areals kommt. Der aus meiner Sicht bitter nötig ist, auch durch die Brille des Tourismusexperten gesehen. Der ich weiß Gott nicht bin. Aber dank der 20 Jahre O-See Challenge, mit allen Höhen und Tiefen habe ich doch etwas mitbekommen, wie das Geschäft läuft. Oder eben nicht läuft. Fakt ist, wenn Tourismus ein Wirtschaftsstandbein sein soll, bedarf es mehr, als nur paar Ferienwohnungen zu vermieten. Wir haben mit dem Lausitzer Bergland/Luzicke Hory und den sich anschließenden Sudeten in der einen Richtung, der Sächsisch-Böhmischen Schweiz in der anderen Richtung und der Heide- und Teichlandschaft Richtung Norden allerbeste Voraussetzungen, um bei der Vermarktung auf die Karte Natur und landschaftliche Vielfalt zu setzen. Und trotzdem reicht es nicht, nur auf die Landschaft zu verweisen - der Mensch will beschäftigt, animiert, berieselt, "entertaint" und bewirtet werden. Das hat man vielerorts auch erkannt.

Daher kommt also noch ein Aspekt dazu: Man muss sich im Angebot abheben, man braucht Alleinstellungsmerkmale. Will sagen, das Tourismusgeschäft ist ein Haifischbecken. Man muss schon um die Gäste und deren Verweildauer kämpfen. Das geht schlecht nur mit Hochglanzpapieren und markigen Webseiten, jedenfalls nicht nachhaltig. Im Gegenteil, wenn hochgeschraubte Erwartungen nicht erfüllt werden, ist das auch rum wie ein Lauffeuer. Also muss man dicke Bretter bohren, den Gästen was bieten wie es früher hieß. In Neudeutsch: buchbare Angebote schaffen, die touristische Infrastruktur den sich wandelnden Bedürfnissen der Bevölkerung nachführen, Dienstleister animieren, etwas zu wagen und diese dabei aber auch wirkungsvoll unterstützen. Visionen entwickeln, über den Tellerrand schauen. Das geht aber eben nur zusammen.

Weitere Schritte müssen folgen

Zusammen und Oberlausitzer ... Ja lacht nur, ich weiß. Aber es gibt keine Alternative. Oder wir müssen uns mit den heruntergefallenen Krumen des Geschäfts begnügen. Daher sehe ich diesen Beschluss zur vielschichtigen Zusammenarbeit, der von den Olbersdorfern übrigens noch quasi "gegengezeichnet" werden muss als richtigen Schritt in die einzig richtige Richtung. Da müssen dann aber noch viele weitere Schritte folgen, von Zittau, Olbersdorf und den sieben anderen Naturparkgemeinden, denn der Handlungsdruck ist inzwischen verdammt groß geworden. Wenn ich so sehe, was bei unseren östlichen und südlichen Nachbarn in den letzten Jahren so passiert ist.

Ich freue mich jedenfalls, dass es im speziellen Fall O-See nun einen kleinen Schritt voran ging und hoffentlich weitere Schritte folgen. Liegt mir sehr am Herzen, aber das ist ja inzwischen allseits bekannt. In dem Sinne: Lasst uns 2021 da weitermachen und gemeinsam die vorgenannten dicken Bretter bohren.

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