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Erste Gaststätten kürzen Öffnungszeiten

Viele Gastronomen suchen händeringend Mitarbeiter - oft ohne Erfolg. Deshalb ziehen einige nun Konsequenzen.

Von Jan Lange
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Jasmin Klemm hat in der "Klosterschenke" in Marienthal alle Hände voll zu tun und wünscht sich Kollegen.
Jasmin Klemm hat in der "Klosterschenke" in Marienthal alle Hände voll zu tun und wünscht sich Kollegen. © Matthias Weber/photoweber.de

Dringend gesucht werden Koch oder Köchin, Servicekräfte oder Restaurantfachleute. Diese oder ähnliche Annoncen sind in den vergangenen Monaten vielfach zu lesen gewesen, in der Zeitung, auf Webseiten oder in sozialen Netzwerken. Auch das Kloster St. Marienthal sucht für die "Klosterschenke" händeringend neue Mitarbeiter - zu besetzen ist hier jeweils eine Stelle in der Küche und eine im Restaurant.

"Die Personalsituation ist sehr angespannt – besonders im Service", sagt Äbtissin Elisabeth Vaterodt. "Die vom Arbeitsamt zugewiesenen arbeitslosen Fachkräfte haben sich – bis auf eine – erst gar nicht bei uns gemeldet. Das ist schon sehr dramatisch", so die Äbtissin, die als Cellerarin auch für die Kloster-Wirtschafts-GmbH verantwortlich ist.

Es gebe auch Bewerber, die probeweise arbeiten kommen, aber die passenden Angestellten sind bislang noch nicht gefunden. Das Kloster hat klare Vorstellungen bezüglich der neuen Mitarbeiter. Sie sollten möglichst eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufserfahrung in der Gastronomie haben, gut Deutsch sprechen, ein ordentliches Auftreten haben und motiviert die Arbeit erledigen.

Der Personalmangel hat Konsequenzen: Die "Klosterschenke" ist abends nur noch bis 20 Uhr geöffnet. Früher konnten die Gäste hier bis 22 Uhr speisen und trinken.

Die "Klosterschenke" in Marienthal ist kein Einzelfall. In der "Töpferbaude" in Oybin wurde ebenfalls auf die schwierige Personalsituation reagiert. Neben dem Dienstag bleibt die Baude nun auch am Montag geschlossen. Normalerweise ist bis Oktober nur ein Ruhetag. Doch Gastwirtin Karin Golebiowski hat schon jetzt reagiert und den zweiten Ruhetag in der Woche eingeführt.

Das Personal sei am Limit, meint die Oybiner Gastwirtin. Die "Töpferbaude" sucht ebenfalls für die Küche und den Service zusätzliche Mitarbeiter. Und wirbt mit den attraktivsten Arbeitszeiten von 9.30 bis 18 Uhr.

Fürs Kochen fand sich bisher niemand, für den Service hat Karin Golebiowski vielleicht jemanden für 2022 in Aussicht. Die Zeit bis dahin muss das Team "überbrücken". Das heißt aber auch, dass die Baude um 18 Uhr schließt. Doppelschichten seien mit dem derzeitigen Personal nicht zu schaffen, sagt Karin Golebiowski.

14 Stellenangebote für Köche

Der SZ sind weitere Gaststätten bekannt, wo früher geschlossen oder mehr Ruhetage eingeführt wurden. Nicht jeder Gastronom will aber darüber mit der Presse sprechen.

Der Personalmangel bleibt ein großes Problem in der Gastronomie. 14 Stellenangebote für Köche gab es im August allein bei der Agentur für Arbeit in Löbau. Das sind jeweils eine Stelle mehr als in den beiden Vormonaten. In der Zittauer Agentur waren es im August elf Stellenangebote für Köche, hier stieg die Anzahl gegenüber Juli um vier an.

Aber nicht nur Köche werden gebraucht. Das Angebot an freien Stellen stieg insgesamt für die Gastronomie, Hotellerie und den Tourismus an: Der Agentur für Arbeit in Zittau waren 21 Arbeitsstellen gemeldet - fünf mehr als im Juli und acht mehr als im Juni, wie Corina Franke, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Bautzen, mitteilt. In der Löbauer Geschäftsstelle erhöhte sich die Zahl der freien Arbeitsstellen in den drei Bereichen zwischen Juni und August von zehn auf zwölf.

Gleichzeitig sinkt die Zahl der Arbeitslosen mit Hotel-, Gaststätten- und Tourismusberufen. In der Löbauer Agentur verringerte sie sich zwischen August 2020 und August 2021 von 32 auf 21 Personen. Im Zittauer Bereich ging die Zahl der arbeitslos gemeldeten Köche im gleichen Zeitraum von 18 auf sieben Personen zurück.

Der Mangel an Personal ist auch an der Zahl der geringfügig Beschäftigten zu erkennen. Deren Zahl ist in den Geschäftsstellen Löbau und Zittau im Dezember 2020 gegenüber Dezember 2019 um 23,3 Prozent auf 339 Personen gesunken. "Es wird längere Zeit dauern, bis die Zahl der Minijobber im Hotel- und Gastgewerbe wieder das Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie erreichen wird", glaubt die Agentur-Sprecherin.

Zu den Gesamtbeschäftigten in der Gastronomie liegen der Agentur für Arbeit noch keine Zahlen vom Sommer vor. Die aktuellsten sind von Dezember 2020 und zeigen einen Rückgang in den beiden Geschäftsstellen Zittau und Löbau. Der ist winterbedingt, wie auch dem Lockdown geschuldet.