Wie Deutschlands ältestes Stadtbad entstanden ist

Das Zittauer Stadtbad am Töpferberg macht es möglich: Auch mitten im Winter lädt es zum Badespaß ein. Eine zweimonatige coronabedingte Schließzeit ist seit 20. Januar Geschichte. Wenngleich noch einige Zugangsregeln zu beachten sind – eines der ältesten Stadtbäder Deutschlands, dem man dank großer Umbauten und Sanierungen in den Jahren 2006 bis 2009 sein Alter nicht ansieht, ist einen Besuch wert.
Seine Ursprünge finden sich bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Da baute der Kaufmann Jakob Fleischer in sein Sommerhaus am Töpferberg ein Bad ein und gestattete die öffentliche Nutzung zweier Badekammern. Die Stelle am Berg war gut gewählt, entsprangen doch hier drei kalte mineralhaltige Quellen, deren Wässer beständig flossen. Der städtische Rat ließ diese Quellen einfassen und errichtete später ein Brunnenhaus mit Pumpe. Von hier drückte man das Wasser hinauf ins Bad.

Da die Zahl der Badestuben in Zittau bald nicht mehr ausreichte, baute 1812 der Apotheker Dr. Johann Georg Knispel eine weitere Badeanstalt. Sie entstand ebenfalls zwischen dem Bautzner- und dem Webertor. Die große Stadtmauer bildete die Rückwand. Das Badehaus bekam ein vorgezogenes Dach, das sich auf vierzehn Säulen stützte. Männern standen hier sechs Badestuben, Frauen fünf zur Verfügung. Alles war größer und moderner, möbliert und beheizt. Bereits ein Jahr darauf wurden in diesem Bad über 3.500 Besucher gezählt.
Der Zwinger davor war in einen Park verwandelt worden. Hier gab es einen Pavillon mit Kuppeldach (über einer Büste des Königs) und ringsum Gehölze und Blumenrabatten. Man wollte sogar den alten „Speyviel“, einen Turm der Stadtbefestigungsanlage, in einen Aussichtsturm verwandeln und hatte dazu schon Fenster eingesetzt, aber das Vorhaben scheiterte. Besucher begrüßte am Eingang dieses Schild: „Der du diesen Zwinger betrittst, gebrauche die darin eingerichteten Bäder, um den Körper wieder zu beleben und zu stärken“. Den Text hatte der Zittauer Heimatforscher Carl Gottlob Morawek (1816-1896) geschrieben.
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Bei einem großen Fest erhielt „Das neue Bad“ – wie es bis dahin genannt wurde – am 3. August 1816 zu Ehren des Sächsischen Königs Friedrich August den Namen „Augustusbad“. Doch bereits 50 Jahre später erkannte Stadtbaumeister Emil Trummler den Bauzustand als besorgniserregend. So beschloss Zittaus Rat einen Neubau von der Art der Stadtbäder, die damals in Mode war, und das an gleicher Stelle.
Aber das neue Projekt sollte größer und schöner werden, ein Aushängeschild für die Stadt. Stadtbaumeister Trummler fuhr deshalb nach Berlin, Magdeburg und Hannover und ließ sich von den dortigen Badeanstalten inspirieren. Danach wurden Konzepte entworfen, Aufrisse gezeichnet und Berechnungen aufgestellt. 40.000 Taler sollte das neue Stadtbad kosten, wobei man auf 6.000 Taler zurückgreifen konnte, die Zittaus Senator Just für diesen Badbau stiftete. Wie beschlossen, wurde das alte „Augustusbad“ 1869 abgebrochen. Als man dabei die Stadtmauer zur Milchgasse hin öffnete, verschwanden auch Pavillon, Königsbüste und Park.
Am 26. März 1871 wurde der Grundstein für das neue Bad gesetzt. Schon am 5. April 1873 eröffnete das Herrenbad in der Nähe der Lindenstraße, das für Frauen ein Jahr später. Dabei zeigte sich die Findigkeit des Zittauer Baumeisters, der den „Speyviel“ sinnvoll integrierte. In den Turm, der einmal Gefängnis war, baute man zwei große Wasserbehälter und den Schornstein ein. Die Reste von Zittaus Ummauerung drumherum waren vollständig abgetragen worden. Ein Park wurde wieder angelegt. In diesem Stadtbad spätklassizistischen Stils erfreuten zwei Schwimmbecken mit Wellrad, Wannenbäder, Dampfbäder und weiteres die Badegäste, die nicht nur aus Zittau kamen. Das Bad, das später noch ein „elektrisches Lichtbad“ und ein Schaumbad bekam, wurde zwar 1961/62 mit beschränkten DDR-Möglichkeiten etwas saniert.
Aber 2001 musste es wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Zum Glück nicht für immer. 2009 war nach über dreijähriger Bauzeit das Zittauer Stadtbad, das viele schon abgeschrieben hatten, als modernes Sport- und Wellnessbad wiedererstanden, denkmalgerecht saniert.