Zittau
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Als Zittau 16 neue Straßen bekam

Vor 30 Jahren hat der Zittauer Stadtrat einer ganzen Reihe neuer Straßen Namen verpasst. Warum das damals noch kaum jemanden interessiert hat.

Von Dietmar Rößler
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Ehemaliges Kasernengebäude auf dem Armeegelände in Zittau am Villingenring 4, 5, 6.
Ehemaliges Kasernengebäude auf dem Armeegelände in Zittau am Villingenring 4, 5, 6. © SAE Sächsische Zeitung

Am 27. Mai 1993 beschloss der Zittauer Stadtrat auf einen Schlag 16 neue Straßennamen. Öffentliche Reaktionen darauf gab es kaum. Schließlich wohnte an diesen Straßen nahezu niemand. Und in den neu entstandenen Gewerbegebieten hinter der Weinau und in Pethau waren die meisten künftigen Firmen- und Handelsstandorte bestenfalls in Planung. Doch die Straßen waren bereits gebaut und mussten Namen erhalten. Bei deren Findung bediente man sich einer geografischen Logik.

In Pethau ist heute um Hainewalder und Hörnitzer Straße ein Gewerbepark in Betrieb. Die Oderwitzer Straße dagegen ist eine völlig unbedeutende kurze Sackgasse. Von der Anlage her hätte aber gerade sie eine wichtige Verbindung von der B 96 zum Löbauer Platz werden können. Der Ausbau dieser Sackgasse mit Abbiegespur und Ampel belustigte jedenfalls in den 1990ern manche Zittauer.

Nach der gleichen Logik wie in Pethau wurden im Gewerbegebiet Weinau acht Straßen nach Nachbarorten im Nordosten der Stadt benannt. Zittau hat seitdem eine Dittelsdorfer, Drausendorfer, Leubaer, Oberseifersdorfer, Ostritzer, Rosenthaler, Schlegler und Wittgendorfer Straße. Der Hirschfelder Ring wurde schon ein Jahr vorher getauft. Bekannt dürften diese Straßen und ihr Verlauf bis heute aber nur den Beschäftigten in dem gut besetzten Gewerbegebiet sein. Dennoch ist es erfreulich, dass man auf nichtssagende Namen wie „Industriestraße“ oder „Straße 4“ verzichtete.

Im Gelände der ehemaligen Kaserne in Zittaus Süden wurden die Namen der Straßen geografisch bedeutend weiter gefasst. Naheliegend war der Lausitzer Weg. Der Namensgeber des Mosbacher Weg, der Kreisstadt des Neckar-Odenwaldkreises, ist es dagegen deutlich weiter entfernt. Der Kreis war Partner des Landkreises Zittau nach der Wende. Bis Villingen-Schwenningen, Zittaus Partnerstadt seit 1990, ist es noch ein Stück weiter.

Beim Schwenninger Weg stellt sich die Frage, warum man im ehemaligen Kasernengelände auf Wege statt auf Straßen setzte. Jedenfalls ist der Schwenninger Weg durchaus eine Straße. Der Pistoiaer Weg ist nach der Stadt in der italienischen Toscana benannt, die bereits seit 1971 Partnerstadt von Zittau ist, der Portsmouther Weg nach der Stadt in Ohio (USA), seit 1992 Partnerstadt Zittaus.

Bei 216 Straßen im offiziellen Straßenverzeichnis der Stadt Zittau machen die vor 30 Jahren 16 neu benannten Straßen immerhin fast acht Prozent des Bestandes aus. Zwar sind sie eher unbekannt, haben aber immerhin den Anteil von Oberlausitzer Ortschaften an den Straßennamen deutlich erhöht.