Zittau
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Holocaust-Gedenken in Corona-Zeiten

Während in Löbau, Zittau und anderen Städten Kränze niedergelegt werden, stellen sich erstmals die Stolperstein-Paten digital vor.

Von Thomas Christmann
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Zum internationalen Holocaust-Gedenktag hat Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker einen Kranz am Mahnmal am Klienebergerplatz niedergelegt.
Coronabedingt fand das Gedenken in diesem Jahr nur im kleinen Rahmen statt.
Zum internationalen Holocaust-Gedenktag hat Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker einen Kranz am Mahnmal am Klienebergerplatz niedergelegt. Coronabedingt fand das Gedenken in diesem Jahr nur im kleinen Rahmen statt. © Matthias Weber/photoweber.de

Ob Auschwitz, Theresienstadt, Mauthausen, Dachau oder Treblinka: Auch jüdische Familien aus der südlichen Oberlausitz kamen in den Konzentrationslagern um, weil sie verhungerten oder ermordet wurden. Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) kann bis heute nicht fassen, das Millionen Deutsche das Verbrechen an ihren Nachbarn zuließen, nicht wenige hätten davon profitiert. "Deshalb ist es unsere Pflicht, wieder und wieder daran zu erinnern, und denjenigen, die verharmlosen, relativieren und leugnen, die die Geschichte und Symbole für ihre Zwecke umdeuten und missbrauchen, entschlossen entgegenzutreten", sagt er. "Wir müssen verhindern, dass so etwas niemals wieder geschieht."

Deshalb hat Thomas Zenker am Mittwochvormittag anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages mit Vertretern des Stadtrates am Klienebergerplatz zur mahnenden Erinnerung einen Kranz niedergelegt. Angemeldet als Versammlung mit zehn Personen hielten sie Abstand zueinander und trugen einen Mund-Nasen-Schutz. Auch die Stadt Löbau hat ein Blumengesteck am Gedenkstein Wettiner Platz niedergelegt. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage allerdings in aller Stille.

In Seifhennersdorf gedachten ebenso Bürgermeisterin Karin Berndt (UBS), Stadträte und Bürger der Opfer des Faschismus. Sie legten einzeln und unabhängig voneinander Blumen am Gedenkstein ab. "Auch heute noch muss uns dieser Tag in besonderem Maße daran erinnern, wohin es führt, wenn man den radikalen Rechten, den Rassisten und Faschisten nicht entschieden entgegentritt", so die Bürgermeisterin. Die ideologischen Grundlagen dieses grausamen Systems seien bei weitem nicht überwunden.

© Stadt Seifhennersdorf

Die Hillersche Villa in Zittau gestaltet normalerweise am 27. Januar mit Stolpersteinpaten eine öffentliche Gedenkveranstaltung. Vergangenes Jahr trafen sie sich beispielsweise, um über Formen und Möglichkeiten des Erinnerns in einer Zeit ohne lebende Zeitzeugen zu sprechen. Im Anschluss machten sich die rund 30 Anwesenden in Kleingruppen auf den Weg, um an allen 27 Zittauer Stolpersteinen Gedenklichter aufzustellen, Blumen niederzulegen und Biografien zu verlesen.

"Da so eine gemeinsame Aktion unter den aktuellen Umständen nicht möglich ist, haben wir uns entschieden, auf anderem Wege ein Zeichen zu setzen", teilt Anne Kleinbauer von der Hillerschen Villa mit. In kurzen Videos auf dem Youtube-Kanal stellen sich die Paten vor. Darin erzählen die Unterstützer, was sie mit den Biografien der Menschen verbinden, für die "ihre" Stolpersteine verlegt wurden und wieso es wichtig ist, auch heute noch an deren Leben zu erinnern. Das erste Video ist am Mittwoch online gegangen, täglich kommt ein neues dazu. Eine Karte aller Stolpersteine und die dazugehörigen Biografien finden sich auf der Internetseite der Hillerschen Villa.

Für Fragen und Anregungen oder Spenden für die Verlegung neuer Stolpersteine ist die Hillersche Villa unter 03583 779622 oder [email protected] zu erreichen

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