Jeder vierte Corona-Patient ist gestorben

"Wer immer noch glaubt, Corona sei nur eine etwas schwerere Grippe, den sollten diese Zahlen doch eines Besseren belehren", sagt Jana-Cordelia-Petzold. Und die Sprecherin des Klinikums Oberlausitzer Bergland wünscht sich, mit der Statistik, die jetzt vor ihr auf dem Schreibtisch liegt, auch den letzten Zweifler überzeugen zu können. Auf Petzolds Schreibtisch liegt an diesem Nachmittag die tragische Seite der Pandemie: Auf den ersten Blick sind es Zahlen und Tabellen. Auf den zweiten sind es Schicksale - oft leidvolle.
Das Klinikum hat die Corona-Fälle aus dem vergangenen Jahr statistisch ausgewertet. Nur in den Monaten bis zum 31. Dezember 2020 lagen insgesamt 531 Patientinnen und Patienten mit schweren und schwersten Krankheitsverläufen in den beiden Krankenhäusern in Zittau und Ebersbach: 250 Frauen und 281 Männer. 67 Männer und Frauen mussten auf den Intensivstationen beatmet werden. "Das mutet auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so viel an", sagt Jana-Cordelia Petzold, "aber das ist ja nur die Patientenzahl aus der ersten Hälfte der zweiten Infektions-Welle.
Man könne durchaus davon ausgehen, dass die Anzahl der Covid-Patienten von Januar bis März dieses Jahres, die noch nicht vollständig statistisch erfasst ist, eine ähnliche Dimension erreicht. Und noch etwas hatte die Lage im Klinikum zeitweise dramatisch werden lassen: "Wir hatten an beiden Standorten extra Isolierstationen eingerichtet, aber dort nur maximal 100 Betten zur Verfügung", erklärt die Sprecherin. "Die Covid-Patienten lagen aber meistens mehreren Wochen bei uns, manche sogar Monate."
31-mal musste deshalb der Rettungshubschrauber der deutschen Luftrettung im November und Dezember in Zittau oder Ebersbach landen, um Patienten, denen das zuzumuten war, in andere Einrichtungen zu verlegen - weil im Klinikum einfach kein Bett oder kein Beatmungsgerät mehr zur Verfügung standen. Mehrfach hatten Ärzte aus dem Klinikum auf die dramatische Situation aufmerksam gemacht. Chefarzt Matthias Mengel, der Ärztliche Direktor der Klinik, hatte schließlich das Wort "Triage" in den Mund genommen und mit seinem öffentlich geäußerten Hilferuf für bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt.

Zur hohen Patientenzahl kam das Problem, dass sich auch Ärzte und Pflegepersonal mit dem Virus infizierten. Zeitweise fehlten bis zu 100 Mitarbeiter, weil sie selbst erkrankt oder in Quarantäne waren. "Wir hatten wirklich Land unter", wird Klinikum-Geschäftsführer Steffen Thiele später sagen.
Und insgesamt 127 Menschen - 49 Frauen und 78 Männern - konnten die Ärzte mit ihrer Kunst nicht mehr helfen. "Wir haben eine Sterblichkeitsrate von 24 Prozent erlebt", sagt Jana-Cordelia Petzold. Das Sterben so vieler Menschen in so kurzer Zeit mitzuerleben und ihnen nicht mehr helfen zu können, dass sei für die Mitarbeiter eine sehr große psychische Belastung. Auch, weil sie eine vergleichbare Situation noch nie erlebt haben.
Den höchsten Anteil der Patienten hat die Altersgruppe der 70- bis 90-Jährigen ausgemacht. In dieser Altersgruppe gab es 2020 auch die höchste Zahl an Beatmungen, insgesamt 49 der 67 Fälle. In der Altersgruppe der 80- bis 90-Jährigen ist jeder dritte Patient gestorben.
Und um noch einen Vergleich zur "normalen" Influenza-Grippe heranzuziehen: Im gesamten Landkreis Görlitz sind in der vergangenen Grippesaison 2019/20 vier Menschen an oder mit dem Influenza-Virus gestorben, in der großen Grippewelle 2017/18 gab es 14-Influenza-Todesfälle. Die Corona-Pandemie zählt im Kreis Görlitz bisher 995 Todesopfer.
Gegenwärtig ist die Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern in Zittau und Ebersbach wieder auf einem beherrschbaren Niveau. Im Klinikum Oberlausitzer Bergland ist man aber auch auf eine dritte Welle vorbereitet. Corona ist noch nicht vorbei.
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