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Dornröschen einmal anders

Das Zittauer Weihnachtsmärchen greift ein bekanntes Märchen auf - erzählt es aber ein wenig anders als die Gebrüder Grimm. Samstag ist Premiere.

Von Jan Lange
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Rosa und der eitle Prinz in dem Weihnachtsmärchen "Dornröschen".
Rosa und der eitle Prinz in dem Weihnachtsmärchen "Dornröschen". ©  Theater/Pawel Sosnowski

So kennen Millionen Kinder die Geschichte vom "Dornröschen": Eine böse Fee verflucht die neugeborene Prinzessin, sie steche sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel und sterbe. Eine andere Fee mildert den Tod in einen 100-jährigen Schlaf ab, aus dem ein Prinz sie erweckt. Der Prinz küsst die schlafende Prinzessin nach besagter Zeit wach.

Im Weihnachtsmärchen des Zittauer Theaters wird die Geschichte ein wenig anders erzählt. Hier spielt das Mädchen Rosa die Hauptrolle. Sie liest die Geschichte vom Dornröschen, aber sie taucht in ihrem Traum irgendwann selbst in die Handlung ein.

Sie trifft auf ihren Papa, der König ist, und auf die böse Fee. Sie sticht sich an einer Spindel und fällt in einen tiefen Schlaf. Aus dem erwacht Rosa wieder, merkt aber, dass alles um sie herum verwunschen ist und sie die Figuren retten muss.

Dabei muss sie eigene Ängste bestehen. Auf dieser Reise begegnet sie auch einem Prinz, der nicht so heldenhaft wie im Märchen ist, und einem Küchenjungen, der zum Zwerg verwandelt wurde. Am Ende erwachen die Schlafenden auch im Zittauer Theaterstück wieder - nur eben nicht mithilfe des Prinzen.

Dass Regisseur Johannes Zametzer die Geschichte aus Sicht von Rosa erzählt, habe praktische Gründe. "Das Märchen der Gebrüder Grimm ist nur ein paar Seiten lang, da wären wir nach fünf Minuten fertig", meint er. Gleichzeitig seien die weiblichen Figuren immer passiv, dabei können auch Mädchen Abenteuer erleben, meint Zametzer.

Und da Dornröschen ein Mädchen ist, sei eben auch das Kind, dass sich in das Märchen träumt eine Rosa - und kein Max oder Hans.

Im Weihnachtsmärchen kommen alle Figuren vor, die bei der Grimm'schen Geschichte eine Rolle spielen - und einige mehr aus anderen Märchen. Das funktioniert nur, wenn die Schauspieler mehrere Rollen in dem Stück übernehmen. Mehrfachbesetzungen sind nicht nur dem verkleinerten Zittauer Ensemble geschuldet, sondern bei Zametzer Prinzip. "Ich gebe jedem Schauspieler so viel zu tun, dass er gerade noch schafft, sich zwischendurch umzuziehen", sagt der Regisseur.

Sabine Krug (rechts) spielt die böse Fee.
Sabine Krug (rechts) spielt die böse Fee. © Theater/Pawel Sosnowski
Auch der Kochlehrling darf im Zittauer Weihnachtsmärchen nicht fehlen.
Auch der Kochlehrling darf im Zittauer Weihnachtsmärchen nicht fehlen. © Theater/Pawel Sosnowski

Trotz der erzählerischen Abwandlungen und Andeutungen auf Selfie-Wahn und soziale Netzwerke sei das Zittauer "Dornröschen" kein "moderner Quatsch", wie der Regisseur versichert. Er erzähle das Märchen mit alten theatralischen Mitteln, ganz ohne Projektionen oder Videoeinspielungen.

Das Zittauer "Dornröschen" erinnert an "Die unendliche Geschichte", wo sich ein Kind ebenfalls in die Handlung träumt und die Fantasiewelt rettet. Die "unendliche Geschichte" hat Zametzer selber auf die Bühne gebracht - gut 100 Mal wurde sie in Nürnberg gespielt. So viele Vorstellungen sind vom "Dornröschen" am Gerhart-Hauptmann-Theater nicht geplant - derzeit sind es 34 in Zittau und Görlitz.

Johannes Zametzer ist in Sachen Grimms Märchen erfahren: 1981 inszenierte er mit "Rotkäppchen" seinen ersten Grimm, dem viele weitere folgten. Trotz seiner nun 40-jährigen Regieerfahrung war die Pandemie für den gebürtigen Franken nicht einfach. Zwei Jahre verdiente er als freischaffender Theatermacher nichts, sechs Inszenierungen fielen Corona zum Opfer. Und jetzt holen die Theater weniger Gäste an ihre Häuser.

Das Gerhart-Hauptmann-Theater setzt weiter auf Gäste - und das nicht nur bei der Regie. Auch die Titelrolle übernimmt eine Gastschauspielerin: Eddie Rabenberger.

- Premiere hat "Dornröschen" am Samstag, dem 6. November, 18 Uhr im Theater Zittau. Weitere Termine unter www.g-h-t.de.