Zittauer Theatermacher brechen mit Traditionen

Wenn August Strindbergs Tragödie "Fräulein Julie" in einem Theater aufgeführt wird - und das ist oft der Fall gewesen - dann wird es in der Regel auf einer kleinen Bühne gespielt. Das passt zu dem Kammerspiel, das der schwedische Autor 1888 verfasste. Die Zittauer Theatermacher gehen nun neue Wege: Sie inszenieren "Fräulein Julie" als Open-Air-Stück im Klosterhof. Premiere ist am Sonnabend, dem 21. Mai.
Der Innenhof des Franziskanerklosters habe etwas Seltenes, eine relativ geschlossene Atmosphäre mit Grüften und der Stadtarchitektur, sagt Regisseurin Beatrix Schwarzbach. "Wenn man es als Freilichtinszenierung macht, dann dort am besten", ist sie überzeugt.
Andere Stücke lassen sich ihrer Meinung nach leichter unter freiem Himmel spielen. "Fräulein Julie" sei dagegen nicht auf jeder Freilichtbühne umsetzbar. "Man braucht die richtige Open-Air-Umgebung", steht für die Regisseurin fest.
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Gemeinsam mit Ausstatterin Maria Frenzel erschuf sie eine Bühne, die die Chance bietet, das Kammerspiel größtmöglichst zu konzentrieren, gleichzeitig aber auch ein bisschen was von den Freiheiten zu nutzen, die der Klosterhof als Freilicht-Spielstätte bietet. "Ich denke, dass wir das Beste aus Beidem verbinden", sagt Schwarzbach. Eine der Freiheiten ist die Einbindung des Publikums an der einen oder anderen Stelle, deutet die Regisseurin an. In einer geschlossenen Form im Theater hätte man das nicht gemacht.
Umgeben von Grüften, im Schatten der alten Weide, schwelgen die drei Figuren, die junge Adlige Julie, Hausdiener Jean und dessen Verlobte Kristin, abwechselnd zwischen sommerlicher Leichtigkeit und bitterer Finsternis. Die Grafentochter und der Diener feiern gemeinsam Mittsommernacht. Ein Spiel um Liebe und Macht beginnt, ein Kampf, indem es am Ende keinen Sieger geben wird. Im Licht des erwachenden Tages wird deutlich, dass erotische Anziehung soziale Schranken nicht überwinden kann.
Durch Jeans Ablehnung, mit Julie eine Beziehung einzugehen, treibt der Diener die Adlige letztendlich in den Selbstmord.
Die drei Figuren sind mit Ensemblemitglied David Thomas Pawlak sowie den zwei Gastschauspielerinnen Katinka Maché und Lilja van der Zwaag besetzt.
Die neue Theaterleitung bricht mit "Fräulein Julie" eine weitere Tradition. Im Klosterhof werden in der Regel komödiantische Stoffe aufgeführt - so wie 2021 "Beute". Die Theatergäste wollen sich in den lauen Sommernächten gut unterhalten lassen. Auch "Fräulein Julie" habe unterhaltende Momente, meint Schwarzbach. "Wie die Menschen in extremen Situationen handeln, darin kann ein Unterhaltungsfaktor liegen", findet sie. Eine "Schenkelklopfer-Komödie" dürfen die Zuschauer aber nicht erwarten.

Beatrix Schwarzbach arbeitet das erste Mal am Zittauer Theater. Sie kennt den Chefdramaturgen Martin Stefke von anderen Projekten und so kam es zu der Zusammenarbeit am Gerhart-Hauptmann-Theater. Die gebürtige Wienerin, die in Berlin lebt, ist offen für weitere Projekte in Zittau. Und sie hat einen Wunsch: Sie würde gern mal eine rasant geschriebene Komödie mit Tür-auf-Tür-zu-Situationen machen. Vielleicht gelingt das beim nächsten Mal - vielleicht als typische Klosterhof-Komödie.
- Premiere hat "Fräulein Julie" am 21. Mai, 20 Uhr, im Klosterhof Zittau. Weitere Vorstellungen gibt es am 27. und 28. Mai, 4., 5., 9. und 11. Juni jeweils um 20 Uhr. Bis zum 11. August wird das Stück insgesamt 16 Mal gespielt.