Theater Zittau/Görlitz: Wenn Songs Geschichten erzählen ...

Typ trifft Mädchen, Mädchen trifft Typ, doch die Wege der Liebe sind verschlungen und unergründlich. Oft führen sie ins Glück, manchmal aber auch nicht.
So gehen die ältesten Geschichten der Welt, so geht es im Leben und so geht es auch im Musical "Once", das am Dienstag im Zittauer Theater Premiere hatte. Bis Donnerstag ist es dort noch zu sehen, danach von Freitag bis Sonntag in Görlitz.
Eine Tschechin in Irland
Die beiden Hauptfiguren haben nicht einmal Namen, weil ihre Geschichte so universal ist und überall auf der Welt spielen könnte. Sie spielt aber in Dublin. Er (Eiko Keller) ist Ire und trauert seiner Exfreundin nach; sie (Sybille Lambrich) gehört zu den jungen Tschechinnen, die in den Nullerjahren zu Tausenden nach Irland auswanderten und sich da ein besseres Leben erhofften. Auch sie hat mit einer vergangenen Beziehung noch nicht abgeschlossen.

Was die beiden verbindet, ist zunächst ihre Liebe zur Musik. Er schreibt Songs und verdient etwas Geld als Straßenmusiker. Sie war in Tschechien Pianistin. Musikalisch finden die zwei zueinander – ob auch im Leben, wird sich zeigen.
Begleitet wird der Weg der beiden von einer außergewöhnlichen, originellen Band, in der ein paar verrückte Tschechen, ein irischer Macho mit spanischen Wurzeln, ein Banker am Cello und die Mutter des Mädchens zusammenfinden. Alle acht Darsteller, fünf Männer, drei Frauen, spielen mehrere Instrumente und singen dazu. Sie sind zugleich Musiker, Schauspieler, Komödianten – eine erstklassige Kombination an Talenten und Fähigkeiten, mit denen sie das Zittauer Premierenpublikum für sich einnahmen.
Keiner der Mitwirkenden ist fest am Gerhart-Hauptmann-Theater engagiert. Die erste deutschsprachige Inszenierung des Stückes, das der irische Dramatiker Enda Walsh nach dem Independentfilm "Once" von 2006 schrieb und das 2011 am Broadway uraufgeführt wurde, ist eine Koproduktion des Theaters Zittau/Görlitz mit den Hamburger Kammerspielen. Die deutsche Uraufführung fand im Oktober in Hamburg statt, in Zittau sollte sie am 1. Dezember zu sehen sein, verschob sich aber wegen der pandemiebedingten Theaterschließung ins neue Jahr.
Nur Koproduktion mit Hamburg war finanziell machbar
Wie es zu dieser Koproduktion kam, erklärt Daniel Morgenroth, Generalintendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters: Die Intendanten beider Theater hätten sich ursprünglich um die Rechte an einem anderen Stoff beworben, kamen dadurch ins Gespräch und entwickelten die Idee, "Once" gemeinsam aufzuführen. Die Produktion sei hochkarätig besetzt und von einem der besten Musicalregisseure im deutschsprachigen Raum inszeniert worden.

Wegen ihrer vielseitigen Begabungen hätten die Darsteller in jedem Fall von extern engagiert werden müssen, sagt Morgenroth. Dies und auch den Regisseur Gil Mehmert hätte sich jedes Theater allein nicht leisten können.
Das Bühnenbild, ebenfalls hauptsächlich von Gil Mehmert gestaltet, ist so praktisch, wie es für eine wandernde Inszenierung sein muss, bietet aber dennoch Illusionen ganz verschiedener Räume.
Ein schwarzer Tresen im Hintergrund verwandelt sich durch wenige Klappschilder zum Tresen eines Musikladens, einer Reparaturwerkstatt oder eines Pubs, mal zum Regieraum eines Tonstudios oder zur geschlossenen Zimmerwand. Die Instrumente bleiben auf der Bühne, sie werden ohnehin in fast jeder Szene gebraucht. Für eine Episode im Freien breiten die Darsteller eine grüne Stoffbahn über Piano, Gitarren und Drumset aus – so grün wie die hügelige Küste der Dublin Bay. Etwas Bühnennebel wird zum kühlen Ozeandampf.
Deutsche Songs können mit Original nicht mithalten
Die Geschichte der beiden Hauptfiguren und der Musiker, die miteinander eine CD aufnehmen und Freunde werden, wäre schnell erzählt. Doch was wirklich zwischen Menschen vorgeht, davon sprechen die Songs. Um Liebe und Schmerz, Erfüllung und Abschied, Glück und Sehnsucht geht es in den Texten, sanft und traurig, tief romantisch, auch voller Glück und Leidenschaft ist die Musik.
Der Song "Falling Slowly" aus dem Film "Once" bekam 2008 einen Oscar in der Kategorie "Bester Song". In Zittau heißt er "Augenblick" und erklingt mehrmals. Die ins Deutsche übersetzten Texte und auch die Stimmen der beiden Hauptfiguren können mit der originalen Filmmusik zwar nicht ganz mithalten, doch das Zusammenwirken der Musiker, der Humor, die Selbstironie der Nebenfiguren, der originelle Umgang mit Klischees von Irland, Spanien, Osteuropa – all das macht das Musical zu einem Erlebnis, das erfüllt, schöne Musik bietet und zudem noch Spaß macht.