Zittau
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Zittauer Theater: Schauspiel über einen sich radikalisierenden Mann

Das Zittauer Theater zeigt ab 21. Januar hinter dem Vorhang Heinrich von Kleists "Michael Kohlhaas". Dessen Probleme sind ziemlich aktuell.

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Das Ensemble des Zittauer Theaters probt schon für die Premiere von "Michael Kohlhaas".
Das Ensemble des Zittauer Theaters probt schon für die Premiere von "Michael Kohlhaas". © Theater Zittau

Im Zittauer Theater steht die nächste Premiere an: Am 21. Januar präsentiert das Ensemble auf der Bühne hinterm eisernen Vorhang "Michael Kohlhaas". Das Schauspiel nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist wird von Schauspieldirektor Ingo Putz, der in der letzten Spielzeit "Slaptick" und "Der Graf von Monte Christo" auf die Bühne brachte, inszeniert und lässt das siebenköpfige Ensemble angelehnt an den antiken Chor oft gleichzeitig sprechen und einzelne Spieler für unterschiedliche Rollen heraustreten, teilte das Theater mit. Die Rolle des Kohlhaas wird ebenfalls im Wechsel von allen Spielern übernommen. Der Grundgedanke dahinter: Jeder kann sich in Kohlhaas wiederfinden. Denn jeder kennt Situationen, in denen er sich ungerecht behandelt und der Willkür anderer ausgesetzt fühlt und sich wünscht, das selbst beheben zu können.

Das Publikum sitzt hinter dem eisernen Vorhang, um die von Sven Hansen gestaltete Bühne herum und ist beinahe Teil der Geschichte des Rosshändlers Michael Kohlhaas, der zuerst mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Gerechtigkeit sucht und sich, als ihm diese verwehrt wird, zunehmend radikalisiert. Die bekannte Schauspielerin Blache Kommerell, am bekanntesten für ihre Rolle als Rotkäppchen im gleichnamigen DEFA-Klassiker, wird die Rolle der Wahrsagerin übernehmen.

In dem Schauspiel geht es um Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, der im 16. Jahrhundert an den Ufern der Havel lebte. Bei einer seiner Reisen muss er zwei edle Pferde an einer Grenzstation zurücklassen. Von ihm werden Papiere verlangt, die er bei seinen bisherigen Reisen zwischen Brandenburg und Sachsen noch nie vorweisen musste. Als er die Tiere auslösen will, findet er sie halbverhungert und zerschunden wieder. Kohlhaas fordert Schadensersatz. Doch dieser wird ihm wieder und wieder verwehrt. Zunehmend verengt sich sein Blick, eskaliert seine Gewaltbereitschaft. Was als Widerstand eines wehrlosen Bürgers auf der Suche nach Gerechtigkeit beginnt, endet in einem Blutbad.

Gibt es ein Recht auf Widerstand gegen die Staatsgewalt, wenn der Staat den Gesellschaftsvertrag von seiner Seite aus bricht? Wo beginnt und wo endet dieses Recht? Ist Kohlhaas ein Rebell, der sich von der Obrigkeit nicht unterdrücken lässt? Oder ist seine schrittweise Radikalisierung ein Weg in einen Terror, der vor nichts mehr zurückschreckt? Ist er Freiheitskämpfer oder Terrorist? Held oder Mörder? Kleists Novelle aus dem Jahre 1808 fällt kein Urteil, sondern irritiert bis zum Schluss mit wechselnden Perspektiven. Und ist angesichts der Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung im Spektrum von Corona-Maßnahmen bis zum Schutz des vom Bagger bedrohten Dorfes Lützerath hochaktuell.

Aufführungstermine

  • Sonnabend, 21. Januar, 19.30 Uhr ­ - Premiere
  • Sonntag, 22. Januar, 19.30 Uhr
  • Freitag, 27. Januar, 19.30 Uhr
  • Sonnabend, 28. Januar, 19.30 Uhr
  • Mittwoch, 1. Februar, 10 Uhr
  • Donnerstag, 2. Februar, 10 Uhr
  • Sonntag, 5. Februar, 15 Uhr
  • Dienstag, 07. Februar, 10 Uhr