Bewegende Trauerfeier mit Blumen, Tränen und Weinschorle

Als die Mutter seiner Tochter spricht, wird es still auf der Brücke. Es ist der wohl bewegendste Moment einer bewegenden Trauerfeier - so außergewöhnlich und besonders wie es auch der Mensch war, von dem sich am Montagabend mehr als 300 Freunde, Kollegen, Bekannte und Weggefährten verabschiedet haben. André Matthausch, der beliebte Wirt der Zittauer Seeger-Schänke, ist am 10. Juli völlig unerwartet gestorben. Er wurde nur 48 Jahre alt.
Enge Freunde hatten die Trauerfeier auf der Mandau-Brücke an der Äußeren Oybiner Straße in Zittau spontan organisiert. Bunt und fröhlich sollte der Abschied werden - so wie auch André Matthausch es war: ein bunter Vogel, ein herzensguter, liebevoller und fröhlicher Mensch, einer den alle mochten. Und es wird bunt an diesem Montagabend auf der Brücke, die mit Genehmigung der Stadt Zittau extra gesperrt wird.
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Bunte Blumen, bunte Luftballons, bunte Kleider. Seifenblasen, rosa Papierblumen, Girlanden und Regenbogenfarben. André Matthausch hatte aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht. Und zum ersten Mal spricht an diesem Abend auch Sandy, seine allerbeste Freundin, ebenfalls homosexuell - und die Mutter seiner zehnjährigen Tochter.
Sie sei unendlich dankbar dafür, dass dieses "Experiment", das viele in ihrem Umfeld anfangs auch sehr kritisch gesehen hatten, so wunderbar geglückt sei. "Wenn wir etwas richtig gemacht haben, dann das", sagt sie. André sei der beste Papa der Welt gewesen, die Jahre mit ihm die buntesten, schönsten und lebenswertesten ihres Lebens. In ihrer gemeinsamen Tochter wird nun ein Teil von ihm weiterleben. Hunderte Augen füllen sich bei diesen Worten mit Tränen.
Aber dann wird angestoßen: "Auf André!" Kathrin Scholz, die Chefin des Dresdner Hofs, und die anderen Kollegen aus Matthauschs Wirte-Gruppe, haben Weinschorle spendiert - Andrés Lieblingsgetränk. Die gibt's stilvoll aus dem Glas. Danach steigen bunte Luftballons in den Himmel und in die Mandau regnet es Blumen. Ein buntes Blumenmeer, das bis ins Meer schwimmen soll.
"Wir werden Sie vermissen", schreibt eine Zittauerin in das Kondolenzbuch, das auf einem Pult auf der Fußgängerinsel steht. Ganz Zittau wird André Matthaus vermissen, sagt ein Ehepaar: seine beliebte Art als Wirt der Seeger-Schänke, seine schillernden Travestie-Show-Auftritte als Molly Wood, die bunten Straßenfeste, die er organisiert hat.
Fotos und Videos mit den Bildern aus seinem Leben laufen an diesem Abend auf einem Bildschirm an der Brücke. Und so wird André Matthausch in Erinnerung bleiben: als ein bunter, lebensfroher und liebenswerter Mensch. Die Zittauer stehen an diesem Abend noch lange mit einem Glas Weinschorle auf der Brücke. Bis die Sonne untergeht. In diesem Moment ist - wie passend - am Himmel über dem Zittauer Gebirge ein Regenbogen zu sehen. Das hätte André Matthausch gefallen. Er wurde am Montagnachmittag im Kreise seiner Familie auf dem Friedhof in Lückendorf, seinem Heimatort, beigesetzt.