Kurhaus: Wiederbelebung mit Kauf-Wohnungen für Senioren

Noch ist das ehemalige Kurhaus in Lückendorf alles andere als ein Schmuckstück, in dem man gern seinen Lebensabend verbringen möchte. Im Gegenteil, 30 Jahre Leerstand haben das Gebäude stark sanierungsbedürftig gemacht. Und im Inneren des Kurhauses sieht es noch viel schlimmer aus. In einigen Zimmern sind sogar schon die Decken heruntergebrochen.
Das alles schreckt aber weder eine Projektgesellschaft als Investor noch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ab. Sie haben ein Konzept, das funktionieren kann. Davon sind beide Seiten fest überzeugt. "Ich bin vor etwa einem viertel Jahr angesprochen worden, ob ich mir vorstellen könnte, ob das DRK das Haus - wenn es saniert ist - in irgendeiner Form als betreutes Wohnen oder etwas ähnlichem betreibt", schildert der Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes Zittau Dr. Gottfried Hanzl. Der Hausarzt gibt zu, anfangs beim ersten Treffen im Kurhaus Lückendorf skeptisch gewesen zu sein. Er befürchtet, dass in absehbarer Zeit keine neuen Pflegeheime mehr gebraucht werden.
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Aber dann erinnerte er sich an eine neue Wohnform, die kürzlich Nordrhein-Westfalens Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann, vorstellte. Und das wiederum kann sich Gottfried Hanzl sehr gut im ehemaligen Kurhaus in Lückendorf vorstellen. Es ist eine neue Art von Wohnform im Alter. Für das Kurhaus-Betreiber-Konzept wird sie etwas abgewandelt. Das Konzept sieht so aus: Viele ältere Leute haben ein Häuschen. Sie leben allein darin. Ihre Kinder und Enkel wohnen weit weg. Wie wäre es, wenn diese älteren Leute ihr Haus verkaufen und dann Geld haben, um sich im Kurhaus eine Eigentumswohnung mit 24-Stunden-Rundum-Betreuung zu kaufen?
Aus seiner eigenen Praxiserfahrung als Hausarzt weiß Dr. Hanzl, wie schnell es vorkommen kann, das im Alter ein Ehepartner zum Pflegefall wird und der andere allein kaum noch Haus und Grundstück bewirtschaften kann. Oft kommt dann der pflegebedürftige Partner in ein Seniorenheim und der andere bleibt allein zurück. So ein Paar könnte sich eine Wohnung im Kurhaus kaufen.
Es würde sich auch nichts ändern, wenn der zweite Ehepartner auch zum Pflegefall wird. Der 24-Stunden-Betreuungs-Service ist ja im Haus vorhanden. Auch wenn einer der beiden Partner stirbt, ändert sich ebenfalls nichts. Die Wohnung gehört ihnen ja.
Alle Wohnungen werden behindertengerecht
Die Wohnungen werden alle behindertengerecht eingerichtet. So weit wie möglich sollen dabei die Wünsche der Käufer berücksichtigt werden. Da es Eigentumswohnungen sind, können die Besitzer natürlich ihre Möbel mitbringen.
"Mich haben bereits einige Leute darauf angesprochen, als sie davon hörten", sagt der DRK-Vorstandsvorsitzende. Er kann sich das richtig gut vorstellen, dass das Konzept funktioniert. "Man kann im Alter noch selbst bestimmen, wo man seinen Lebensabend verbringen möchte. Die Lage des ehemaligen Kurhauses an der Kammstraße hat eine herrliche Aussicht. Es gibt einen großen Parkplatz mit einer Bus-Haltestelle direkt vorm Haus und eine schöne Parkanlage gleich nebenan", schildert er.
Zwölf bis 20 Kaufwillige werden nun für die Eigentumswohnungen gesucht. Geplant sind Zwei-Zimmerwohnungen mit Einbauküche und Bad.
Peter Würgatsch gehört zu der Berliner Investorengruppe, die für ihr Projekt extra die Kurhaus Lückendorf GmbH & Co. KG mit Sitz in Schönefeld gegründet hat. Der gebürtige Bautzener kennt die Oberlausitz und ist nicht nur regelmäßig zu Verwandtschaftsbesuchen in der Gegend. Der Wahl-Berliner kommt aus der Immobilien- und Finanzbranche und wird das Projekt vor Ort koordinieren. Die anderen beiden Berliner Mit-Investoren arbeiten in der Bau- und IT-Branche.
100-jähriges Gebäude wird denkmalgerecht saniert
Schon vor etwa einem Jahr haben die ersten Vorbereitungsarbeiten im und am Gebäude begonnen. "Wir haben erst einmal das Gebäude, das Grundstück und die Garagen beräumt", schilderte am Dienstag Peter Würgatsch. Die Garagen sind mittlerweile abgerissen.
Das über 100-jährige Gebäude wird denkmalgerecht saniert. Deshalb bleibt auch die schöne Seitenansicht mit dem historischen Holz-Balkon zum Park hin erhalten und wird aufgearbeitet. Das Kurhaus verfügt über einen 4.600 Quadratmeter großen Garten, der ebenfalls wieder ansehnlich gestaltet werden soll. Nach einer ersten groben Schätzung gehen die Investoren von einem Sanierungsaufwand von etwa 3,5 Millionen Euro für das Kurhaus aus.
Oybins Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) ist froh, dass an dem immer mehr verfallenen Gebäude im Ortsteil Lückendorf jetzt endlich etwas passiert und es nun auch ein Nutzungskonzept gibt.
Der DRK-Kreisverband Zittau betreibt bereits unter anderem das Betreute Wohnen in der Oststraße und auf der Neustadt in Zittau mit Tagespflege, drei Kitas in Oderwitz, Seifhennersdorf und Olbersdorf. Außerdem ist die ambulante Pflegestation des DRK in vielen Orten rings um Zittau unterwegs.