Wer den Barkas auf dem Sockel an der Straße der Republik 84 in Niederoderwitz entdeckt hat, ist genau richtig. Hier zeigt das Deutsche Rote Kreuz ab Sonnabend, 17. Juni, seine in vielen Jahren zusammengetragene Schausammlung. Unterteilt ist die Ausstellung in drei Themenbereiche: die Historie des DRK im Raum Zittau, die Geschichte der Medizintechnik und die Großtechnik - vertreten vor allem durch zwei Barkas-Fahrzeuge mit kompletter Ausrüstung aus der Zeit vor der Wende.
Uwe Lammel ist stolz auf die Fülle der Exponate. Wie viele insgesamt gezeigt werden, kann der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Zittau gar nicht sagen. Es müssen hunderte sein. Mindestens. Gerade dieser Umfang macht die Schau in Niederoderwitz so einzigartig. Zumal es in Sachsen sowieso nur zwei Ausstellungen zur Geschichte des Roten Kreuzes gibt. Die andere befindet sich in Grünhain-Beierfeld, einer Stadt im Erzgebirgskreis.
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Noch immer bekommt das DRK in Niederoderwitz historische Gerätschaften, Aufzeichnungen, Uniformen zugespielt. "Die Anteilnahme der Bevölkerung ist enorm", freut sich Lammel. "Seit die Menschen wissen, dass wir uns mit diesem Projekt beschäftigen, nimmt die Flut potenzieller Exponate kein Ende." Auch künftig freue man sich über jedes neue Detail.
Wobei sich die Sammlung jetzt schon sehen lassen kann. Den Grundstock dafür hatte einst der kürzlich verstorbene Manfred Kretschmer gelegt. In den turbulenten Zeiten Anfang der 1990er sorgte er dafür, dass der Bestand nicht auseinander fiel. Später beschaffte er immer wieder neue Ausstellungsstücke. Zudem griffen auch die Ortsvereine des DRK in ihren Fundus. Nicht zu vergessen Zittaus Städtisches Museum, die mit einigen Leihgaben die Ausstellung bereichern.
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Die Geschichte des Roten Kreuzes im Raum Zittau geht auf das Jahr 1866 zurück. Damals standen sich Preußen und Österreicher im sogenannten "Deutschen Bruderkrieg" gegenüber. Sachsen kämpfte auf Seiten Österreichs. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Exponate: Säbel und Musketen. Die ersten Rot-Kreuz-Kräfte waren damals unterwegs, um zwischen den Gefechtslinien Hilfe zu leisten, Verwundete und Sterbende zu versorgen. Sie gehörten dem "Verein zur Pflege verwundeter und kranker Krieger im Felde" an, der auch einen Ableger in Zittau hatte.
Der Beginn dieses Krieges brachte für die Stadt einen großen Einschnitt mit. Denn gerade war das repräsentative Gebäude am Ring - heute das zweite Gebäude des Gymnasiums direkt gegenüber dem Theater - fertiggeworden. Doch es ging nicht etwa wie geplant als Bürgerschule in Betrieb, sondern diente zuerst als Lazarett. Zittauer Gymnasiasten verrichteten hier ihren Rot-Kreuz-Dienst.
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Interessant sind zweifellos die technischen Hilfsmittel der Vergangenheit. So werden in der Schausammlung eine Räderbahre zum Transport von Verwundeten und verschiedene Rollstühle unterschiedlichen Alters gezeigt. Ein Bild dokumentiert zudem, wie der russische Schriftsteller Konstantin Fedin während des Ersten Weltkriegs in der Kranken- und Vermisstensuchstelle in Zittau arbeitete. "Er war als Zivilinternierter hier und wurde als Dolmetscher eingesetzt", weiß Uwe Lammel.
Informiert wird auch über spektakuläre Einsätze, von denen es in der Geschichte des Roten Kreuzes im Raum Zittau einige gab. So rückten die 1904 gegründeten Sanitätskolonnen immer wieder ins Gebirge aus. 1929 war dort beim Lückendorfer Bergrennen ein Fahrzeug in die Zuschauermenge gerast. 1940 kam es zur Kolission von Bus und Bahn am Übergang Drausendorfer Krone. 1965 begleitete man die Rennradler bei der in jenem Jahr durch Zittau führenden Friedensfahrt.
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Für den medizinischen Teil der Sammlung hat sich vor allem der Oderwitzer Hausarzt Dr. Gottfried Hanzl engagiert. Viele Teile stammen auch aus dem Nachlass früherer Kollegen. Gezeigt wird die ganze Bandbreite von Medizintechnik und Gerätschaften aus den unterschiedlichsten Zeiten. Das reicht bis in die 1950er/60er Jahre zurück, zum Teil sind die Exponate auch noch älter. Besuchen kann man die Schausammlung des DRK auf Anfrage beim Kreisverband. Dann bekommen Interessenten bei einer Führung auch die passenden Informationen dazu.
Die Eröffnung am 17. Juni findet um 10 Uhr statt. Von 11 bis 17 Uhr ist eine Besichtigung möglich. Spätere Besuche können unter Tel. 03583 57790 angemeldet werden.