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Berliner tot im Zittauer Gebirge gefunden?

Kletterer entdecken einen Leichnam bei einer Tour in den Mühlsteinbrüchen bei Jonsdorf. Die Identifizierung wird schwierig.

Von Markus van Appeldorn
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Retter der DRK-Bergwacht Zittauer Gebirge bei der Bergung der unbekannten Leiche an der Kiefernwand.
Retter der DRK-Bergwacht Zittauer Gebirge bei der Bergung der unbekannten Leiche an der Kiefernwand. © DRK-Bergwacht Zittauer Gebirge

Einen grausigen Fund machten Kletterer am Sonnabend, dem 24. Juli, in den Mühlsteinbrüchen bei Jonsdorf. Die Polizei steht noch vor einem Rätsel.

Wie die Polizei mitteilt, entdeckten Kletterer bei ihrer Tour gegen 17 Uhr in einer Felsspalte, der sogenannten Kiefernwand, eine Leiche. Die Fundstelle ist schwer zugänglich. Daher gelang die Bergung erst am Sonntag gegen 13 Uhr mithilfe der Bergwacht und eines Rettungshubschraubers.

Nach Angaben der Polizei lag die Leiche schon lange dort und war bereits skelettiert. Zur Stunde habe man noch keinerlei Hinweise zur Identität einer Person. Es sei nicht einmal bekannt, ob es sich um einen Mann oder Frau handelte. Ebenso sei noch keine Aussage dazu möglich, ob die Person durch einen Unfall oder ein Verbrechen ums Leben gekommen ist.

Gleich drei dramatische Vermisstenfälle in Jonsdorf

Indes gibt es durchaus Hinweise, um wen es sich bei der unbekannten Person handeln könnte. Räumlich passend ist etwa ein Vermisstenfall, den die Polizeidirektion Görlitz seit Oktober 2020 bearbeitet. Damals hatte die Polizei die Gebiete um den Nonnenfelsen und die Mühlsteinbrüche erfolglos nach dem Berliner Touristen Jens-Bernd Stade abgesucht. Der 51-Jährige war am 5. Oktober 2020 zuletzt als Gast in der Jonsdorfer Gondelfahrt gesehen worden. Nach Aussage seiner Angehörigen kannte er das Zittauer Gebirge sehr gut. Er trug sportliche Outdoorkleidung - bei dem nun gefundenen skelettierten Leichnam wurde indes keine Kleidung gefunden oder andere Dinge gefunden, die eine Identitätsfeststellung erleichtern könnten.

Ein weiteres Bild des vermissten Berliners.
Ein weiteres Bild des vermissten Berliners. © Polizei

Ein weiterer Vermisstenfall, der in Jonsdorf spielt, ist der von Sonnhild Israel. 1992 verschwand die damals 34-Jährige spurlos aus ihrem Haus in Jonsdorf. Im Jahr 2000 war die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass ihr Ehemann sie ermordet hatte und ließ den Garten umgraben. 2001 wurde der Ehemann von der Mordanklage freigesprochen. Rätselhaft bleibt dieser angebliche "Mordfall ohne Leiche" bis heute und lieferte auch Stoff für Kriminalliteratur.

Nach wie vor vermisst ist auch die Jonsdorferin Christiane Herzig. Die damals 32-Jährige hatte sich am 9.Juni 2020 von ihrer Familie zu einer Wanderung ins deutsch-tschechische Grenzgebiet verabschiedet. Ihr VW Golf blieb am grenznahen Wanderparkplatz im Waltersdorfer Ortsteil Herrenwalde zurück. Ab da verliert sich ihre Spur.

Die aufwendige Bergung

Björn Pommerenck von der DRK Bergwacht Zittauer Gebirge berichtet von der komplizierten Bergung des Leichnams. "Wir wurden am Sonnabend gegen 19.15 Uhr von der Polizei alarmiert, weil deren Kräfte nicht zu der Leiche vordringen konnten", erzählt er. Die habe sich in sehr exponierter Lage befunden. Mehrere Bergretter seien dann zur Spitze der etwa 30 Meter hoch messenden Kiefernwand aufgestiegen und hätten erste Seilsicherungen für die Bergung gelegt. "Wegen der einsetzenden Dunkelheit war dann an dem Abend nicht mehr an eine Bergung zu denken", sagt Pommerenck.

Am Sonntagmorgen, dem 25. Juli, habe man dann den Einsatz fortgesetzt und sei zu dem Leichnam hinabgestiegen. "Um ihn sicher in einen Bergesack verpacken zu können, mussten die Helfer ihn zuerst noch auf ein etwa zehn Meter unter dem Fundort liegendes Plateau verbringen", erklärt Pommerenck. Von dort aus wurde der Leichnam dann mit der Seilwinde des Rettungshubschraubers Christoph 62 geborgen.

Der Leichnam wird in den Rettungshubschrauber gewinscht.
Der Leichnam wird in den Rettungshubschrauber gewinscht. © DRK-Bergwacht Zittauer Gebirge
Die Bergretter mussten in dem schwer zugänglichen Gelände Seilsicherungen legen.
Die Bergretter mussten in dem schwer zugänglichen Gelände Seilsicherungen legen. © undefined