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Auf Neißeradweg überfallen - jetzt erzählt der Tourist

Unbekannte rauben dem Mann aus dem Münsterland sein Fahrrad. Er will trotzdem wiederkommen.

Von Markus van Appeldorn
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Auf dem Oder-Neiße-Radweg bei Hirschfelde wurde ein Radler überfallen und beraubt.
Auf dem Oder-Neiße-Radweg bei Hirschfelde wurde ein Radler überfallen und beraubt. © Matthias Weber (Symbolfoto)

Es war ein Verbrechen ohne Beispiel: Am Dienstagnachmittag wurde auf dem Neißeradweg bei Hirschfelde ein Tourist von zwei Unbekannten überfallen und seines Fahrrads und Gepäcks beraubt. Der Mann aus Nordrhein-Westfalen war als Rad-Tourist unterwegs. Jetzt spricht das Opfer mit SZ über den ungewöhnlichen Vorgang.

Torben G. (50, Name von der Redaktion geändert) aus dem Münsterland ist ein versierter Radler. Bis zu 10.000 Kilometer im Jahr spult er ab. "Ich war mit dem Rad schon in jedem Bundesland und auch in Litauen, Polen oder Tschechien", sagt er. Auch den Neißeradweg war er 2010 schon einmal geradelt. Auf all seinen Touren wurde er niemals bestohlen oder von irgendwem attackiert - und jetzt dieser Raubüberfall am helllichten Tag.

Die geplante Route entlang Neiße und Elbe

Am vorigen Sonnabend war er mit seinem Trekkingrad in Frankfurt an der Oder gestartet. Erst ein Stückchen der Oder entlang wollte er dann der Neiße bis zur Quelle im tschechischen Isergebirge folgen. "Von dort wollte ich dann zur Elbe-Quelle fahren, mich dort mit einem Cousin treffen und gemeinsam mit ihm der Elbe entlang bis Dresden fahren", erzählt er. Neiße und Elbe-Quelle liegen nur etwa 40 Kilometer auseinander. Dieses Treffen mit dem Cousin sollte am Freitag stattfinden.

Doch die Tour endete ungeplant bereits am Dienstag. Am Morgen war er in Görlitz gestartet. "Ich habe mir noch die Landskron-Brauerei und den riesigen Bagger in Hagenwerder angeschaut", erzählt er. Dann wechselte er auf die polnische Seite und kam in Ostritz wieder nach Deutschland. Dort legte er eine Rast im Kloster St. Marienthal ein. Dann machte er sich auf den Weg weiter nach Zittau.

Die Täter noch durch die Neiße verfolgt

Bei Hirschfelde sah er die beiden Männer schon von weitem auf dem Radweg. "Ich hielt die für Wanderer", sagt er. Als er dann an ihnen vorbeifahren wollte, hätten die beiden Männer plötzlich angefangen zu gestikulieren, Anhaltezeichen zu geben. "Ich dachte, die haben eine Frage", sagt er. Doch in diesem Moment griff schon einer an die Lenkstange, der andere hielt das Rad hinten am Gepäckträger fest. Es gab ein Gezerre um das Fahrrad. "Ich habe laut geschrien. Hilfe! Überfall!", schildert er die Sekunden - doch es war weit und breit niemand, der ihm hätte helfen können.

Einer der beiden Räuber entriss ihm schließlich das Rad und lief damit gleich in die Neiße hinein. "Die ist da vielleicht knietief", sagt Torben G. Der andere Täter habe ihn zunächst noch festgehalten, sei dann aber auch in den Fluss hinein. So einfach wollte er den Tätern sein Fahrrad nicht überlassen. "Ich bin hinterher, auch hinein in die Neiße. Die haben mich vom anderen Ufer aus mit Steinen beworfen", erzählt er. Getroffen wurde er nicht. Noch während er mitten in der Neiße stand, griff er zu seinem Mobiltelefon und rief die Polizei an. "Alle anderen Sachen waren ja in den Fahrradtaschen, aber das Telefon habe ich immer in der Hosentasche", sagt er.

Bei einem Stopp an der Rakotzbrücke machte Torben G. noch diese Aufnahme von seinem Trekkingrad.
Bei einem Stopp an der Rakotzbrücke machte Torben G. noch diese Aufnahme von seinem Trekkingrad. ©  privat

"Ich werde weiter Fahrradurlaube dort machen"

Er gelangte schließlich auch an das polnische Ufer der Neiße, verfolgte den einen auf dem Rad flüchtenden Täter zu Fuß - konnte ihn aber nicht mehr einholen. "Nach einer Dreiviertelstunde kam dann auch die Polizei", sagt er. Die habe ihn mit nach Zittau genommen. "Ein Polizist hat mir sogar 20 Euro gegeben", erzählt er. Damit habe er sich dann in die KultUhr gesetzt und sich verpflegt. "Ich habe meinen Bruder angerufen und ihn gebeten, mich abzuholen", erzählt er. Der sei dann schließlich auch um 22 Uhr in Zittau gewesen.

Torben G. wurde bei dem Überfall nicht verletzt und ist mittlerweile wieder daheim. Auch wenn dieser Überfall eine schlechte Visitenkarte für die Oberlausitz war, hat er überwiegend nur schöne Erinnerungen hieran. "Die Gegend ist ja richtig schön. Ich werde weiterhin Fahrradurlaube dort machen", sagt er, und: "Das tut mir wahnsinnig leid, wenn die Region wegen solcher Typen blöd da steht. Ich werde jetzt nicht schlecht über die Oberlausitz erzählen."