Andreas Franzke will das Thema endlich vom Tisch haben. Seit 2015 hält in Seifhennersdorf kein Zug mehr. Seither wurde immer wieder versucht, den damals außer Betrieb genommenen Abschnitt zwischen Seifhennersdorf und Varnsdorf wiederzubeleben. Immer scheiterte es an bürokratischen Hürden wegen des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs. "Ich habe mir fest vorgenommen, bis Ende nächster Woche das letzte Hindernis zu klären", sagt der Betriebsleiter der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) auf Nachfrage der SZ.
Aus seiner Sicht dürfte das nun eigentlich nicht mehr schwierig sein. Denn die größten bürokratischen Hürden sind genommen. Aber auch bei der tschechischen Bahn mahlen die Mühlen der Bürokratie manchmal sehr langsam. Für diese gilt die Wiederbelebung als Streckenverlängerung von etwa 300 Metern. Dabei ist es exakt die alte Strecke.
"Unser Ziel ist es, dass die Bahn Ende August wieder zwischen Varnsdorf und Seifhennersdorf fährt", sagt der DRE-Betriebsleiter. Dann würde es wieder eine direkte Zugverbindung von Varnsdorf über Seifhennersdorf und Großschönau nach Zittau geben, ohne mittendrin auf Schienenersatzverkehr umsteigen zu müssen.
Die Strecke samt der technischen Bahnanlagen ist auch auf den bis jetzt noch ungenutzten knapp zwei Kilometern betriebsbereit. Das gilt ebenso für den Seifhennersdorfer Bahnsteig am Bahnhof, schildert er. Der Zug hält dann wieder dort. Im März 2015 war das zum letzten Mal geschehen - damals noch am Behelfsbahnsteig. Am Bahnhof selbst liegt das schon viele Jahre länger zurück. Der zwischenzeitlich mal genutzte Behelfsbahnsteig ist 2019 bereits abgebaut worden.
Testfahrten haben gezeigt, dass die Strecke befahrbar ist
Lediglich 300 Meter der noch außer Betrieb genommenen grenzüberschreitenden Strecke liegen auf tschechischem Boden. 50 Kilometer pro Stunde darf der Triebwagenführer hier maximal fahren. Auf den 1,8 Kilometern des wieder zu belebenden Streckenabschnitts ist besondere Vorsicht für den Triebwagenführer geboten. Denn es gibt zahlreiche kleine nicht mit Signalanlagen oder Schranken gesicherte Bahnübergänge. Und die Leute haben sich auf beiden Seiten der Grenze daran gewöhnt, dass hier kein Zug mehr fährt.
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Jedes Mal, wenn der Zug eine Straße oder einen Fußweg kreuzt, muss er vorher pfeifen. Signale an der Strecke zeigen ihm an, wo der Triebwagenführer das zu machen hat. All diese Wege und Straßen darf er nur mit zehn Kilometern pro Stunde passieren. Zwischen Großschönau und Mittelherwigsdorf kann er immerhin 80 Kilometer pro Stunde und dann weiter nach Zittau mit Tempo 100 fahren.
Dass es aber funktioniert, haben Testfahrten am 12. und 13. Januar dieses Jahres gezeigt. An einer solchen Fahrt haben neben der Presse damals auch Vertreter vom Eisenbahnbundesamt, des sächsischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr, vom Straßenbauamt, Landkreis, der Stadt Seifhennersdorf sowie des Schienenwegbetreibers DRE und des Streckennutzers Länderbahn teilgenommen. Vor ihnen wurde ebenfalls der Ablauf am Bahnübergang Nordstraße simuliert. Seitdem steht dort am Kreuzungspunkt von Schienen- und Straßenverkehr - nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt - eine provisorische Ampelanlage.
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"Die können wir sofort scharf schalten", sagt Andreas Franzke. Es ist allerdings ein Provisorium. Eine endgültige Bahnübergangssicherung an dieser viel befahrenen Straße ist bereits in Planung. Die Umsetzung wird allerdings zwei bis drei Jahre dauern. Auch weil erst einmal entschieden werden muss, ob es ein beschrankter Bahnübergang wird, so wie es ihn hier vor der Außerbetriebnahme schon mal gab oder nur eine Signalanlage errichtet wird. Andreas Franzke hält einen beschrankten Bahnübergang für wahrscheinlich.
Am anderen Bahnübergang in der Stadt an der Südstraße gibt es das Problem nicht. Hier sind die Halbschranken noch intakt. Nach den Testfahrten im Januar hielten es die Bahnunternehmen für möglich, schon im März wieder auf der Strecke Seifhennersdorf-Varnsdorf zu fahren. Das ist zwar nicht gelungen, aber viele Hausaufgaben von damals sind gemacht. Ende August scheint nun realistisch.
Dass es überhaupt Bewegung für ein Wiederbeleben der Bahnstrecke gibt, ist auch der Tatsache geschuldet, dass es vor zwei Jahren eine Änderung der Zuständigkeiten für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr gab. Statt auf Bundesebene kann nun die Landesbahnaufsicht darüber entscheiden.