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Die traurige Liste der Top-10-Unfallschwerpunkte im Kreis

Die Polizei hat 2021 zwischen Zittau, Görlitz und Weißwasser wieder mehr Verkehrsunfälle registriert. Einige Stellen sind Dauergast in der Unfallstatistik.

Von Markus van Appeldorn
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Im Februar hatte es an der Kreuzung Kälbersträucher bei Spitzkunnersdorf mal wieder gekracht.
Im Februar hatte es an der Kreuzung Kälbersträucher bei Spitzkunnersdorf mal wieder gekracht. © Archiv: xcitepress/Christian Essler

Es passieren wieder mehr Verkehrsunfälle im Landkreis Görlitz. Einer der Spitzenreiter in dem für die Landkreise Görlitz und Bautzen zuständigen Polizeidirektion ist der Revierbereich Görlitz. Hier krachte es im Jahr 2021 in 2.632 Fällen - 128 Mal öfter als 2020. Im Südkreis gab es mit 2.525 Verkehrsunfällen 70 mehr als im Jahr zuvor. Auf Anfrage von SZ hat die Polizeidirektion nun eine Liste der zehn gefährlichsten Unfallschwerpunkte erstellt, an denen es 2021 am häufigsten krachte. Angeführt wird diese Liste von einer fast schon berüchtigten Kreuzung bei Spitzkunnersdorf.

Es gibt auch einen digitalen Unfallatlas, der jährlich von den statistischen Landesämtern erstellt wird. Unter der Internetadresse https://unfallatlas.statistikportal.de/ wird streckenabschnittsgenau wiedergegeben, wie viele Unfälle mit Personenschaden wo passiert sind. Der Landkreis ist auf dieser Karte bundesweit gar nicht auffällig. Naturgemäß ist das Unfallgeschehen in Großstädten und Ballungsräumen viel höher - einfach wegen der höheren Verkehrsdichte. Aber die statistischen Landesämter betreiben keine Ursachenforschung. Für die Polizei gelten bestimmte Regeln dafür, ob eine Stelle als Unfallschwerpunkt eingestuft wird.

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Wie die Polizei auswertet

"Dabei sind sowohl die Schwere als auch die Gleichartigkeit der Verkehrsunfälle im Auswertezeitraum Kriterien", erklärt Diplom-Ingenieur Peter Demme, bei der Polizeidirektion Görlitz Sachbearbeiter Verkehr. "Im Drei-Jahres-Zeitraum werden dabei nur Verkehrsunfälle mit Personenschäden bewertet. In der Einjahresauswertung ist die Gleichartigkeit (gleicher Unfalltyp) Hauptkriterium", so Demme. Dabei würden alle Verkehrsunfälle des Jahres betrachtet, gleich ob Personen- oder Sachschaden. Allein das Kriterium „Wo es am meisten gekracht hat“ sei für eine erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit wenig aussagefähig.

Hier nun also die 10 ersten aktuellen Unfallhäufungsstellen im gesamten Gebiet des Landkreises Görlitz. Stand 2021:

1. Kreuzung Kälbersträucher bei Spitzkunnersdorf

Im Zeitraum 2019-2021 gab es dort fünf Verkehrsunfälle mit Personenschaden, dabei vier mit zehn Schwerverletzten und vier Leichtverletzten, bei dem weiteren Unfall gab es zwei Leichtverletzte. In allen Fällen handelte es sich um Vorfahrtsunfälle.

2. Weißwasser, B156 Muskauer Straße zwischen Friedrich-Bodelschwingh-Straße und Straße des Friedens

Im Zeitraum 2019-2021 gab es zehn Verkehrsunfälle mit Personenschaden, dabei drei mit insgesamt drei Schwerverletzten und sieben mit acht Leichtverletzten. "Hier handelt es sich um eine sogenannte Unfallhäufungslinie", erklärt Demme. Im genannten Streckenabschnitt kam es zu einer Häufung von Verkehrsunfällen mit querenden Fußgängern.

3. Görlitz, K6334 Grüner Graben/ Pontestraße

Im Zeitraum 2019-2021 neun Verkehrsunfälle mit Personenschaden, dabei einer mit einem Schwerverletzten, acht weitere mit je einem Leichtverletzten. In den meisten Fällen verlieren hier Radfahrer (einmal ein Motorradfahrer) die Kontrolle über ihr Fahrzeug. In zwei Fällen handelte es sich um Vorfahrtsunfälle.

4. Görlitz, Kreisverkehr Reichenbacher /Wiesbadener Straße

"Der Kreisverkehr tauchte seit 2015 erstmals wieder als Häufungsstelle auf, dabei sogar in der 3- und 1-Jahresauswertung", erklärt Demme. Im Jahr 2021 wurden elf Verkehrsunfälle mit einem Schwerverletzten und drei Leichtverletzten festgestellt, im Dreijahreszeitraum 2019-2021 (nur Verkehrsunfälle mit Personenschaden) acht Verkehrsunfälle mit einem Schwerverletzten und sieben Leichtverletzten. "Registriert wurden sowohl Vorfahrts-, Abbiege- und Auffahrunfälle, jedoch auch mehrere Verkehrsunfälle, bei denen die Kontrolle über das Fahrzeug (mehrfach Radfahrer beim Ausfahren zur Wiesbadener Straße) verloren wurde", so Demme.

Der Görlitzer Kreisverkehr an der Reichenbacher Straße/Wiesbadener Straße.
Der Görlitzer Kreisverkehr an der Reichenbacher Straße/Wiesbadener Straße. © Nikolai Schmidt

5. Löbau, S115/K8610/Karl-Liebknecht-Str. (Schneiderkreuzung)

Im Zeitraum 2019-2021 sieben Verkehrsunfälle mit Personenschaden, dabei einer mit einem Schwerverletzten und sechs mit je einem Leichtverletzten. "Die Konflikte bestehen hier vor allem zwischen Benutzern der untergeordneten Straßen zum Vorfahrtsberechtigten oder dem gegnerischen Abbieger", erklärt Demme

6. Görlitz, B99/Nieskyer Straße/Zeppelinstraße

"Dieser Knoten wird seit 2006 immer wieder als Häufungsstelle auffällig. Dabei muss gesagt werden, dass im Verhältnis zu der dort herrschenden Verkehrsbelegung und ungünstigen Geometrie (Gefälle, Steigung) die Zahl der registrierten Verkehrsunfälle nicht sehr hoch ausfällt", sagt Demme. Im Jahr 2021 fanden dort zehn Verkehrsunfälle mit vier Leichtverletzten statt, die Auswertung 2019-2021 (nur Verkehrsunfälle mit Personenschaden) ergab sieben Unfälle mit je einem Leichtverletzten. "Typisch sind hier Auffahrunfälle und Kollisionen stadtauswärts von rechtsabbiegenden Kfz mit geradeaus fahrenden Radfahrern am Ast Zeppelinstraße/Heilige-Grab-Straße", sagt Demme.

Die Zeppelinstraße in Görlitz ist stark befahren.
Die Zeppelinstraße in Görlitz ist stark befahren. © Christian Suhrbier

7. Görlitz, Jakobstunnel/Sattigstraße

Im Zeitraum 2019-2021 sechs Verkehrsunfälle mit Personenschaden, dabei alle mit je einem Leichtverletzten. "Besonderheit ist hier, dass alle Verkehrsunfälle unter Radfahrerbeteiligung stattfanden", sagt Demme. In zwei Fällen waren es gleich zwei Radfahrer, die vorschriftswidrig auf dem Gehweg fahrend von der Sattigstraße in den Jakobstunnel einbogen und mit einem entgegenkommenden Radfahrer kollidierten. Auch alleinbeteiligte Radfahrerunfälle wurden hier verzeichnet.

Im Jakobstunnel kommt es oft zu Unfällen zwischen Fahrradfahrern.
Im Jakobstunnel kommt es oft zu Unfällen zwischen Fahrradfahrern. © Martin Schneider / SZ-Archiv

8. Holtendorf, S125/B6 Hohe Straße

Im Zeitraum 2019-2021 fünf Verkehrsunfälle mit Personenschaden, dabei einer mit vier Leichtverletzten und vier weitere mit je einem Leichtverletzten. "Bis auf einen Vorfahrtsunfall durch einen „Rotfahrer“ handelt es sich ausschließlich um Auffahrunfälle, vor allem aus Richtung Nordosten", sagt Demme.

9. Weißwasser, B156 Bautzener Str./Görlitzer Straße

Im Zeitraum 2019-2021 fünf Verkehrsunfälle mit Personenschaden, dabei einer mit einem Schwerverletzten und vier mit je einem Leichtverletzten. "Gegenüber den vergangenen Jahren sind die Verkehrsunfälle hier rückläufig. Auffällig ist, trotz totaler Verschiedenartigkeit der Unfälle, eine hohe Radfahrerbeteiligung", erklärt Peter Demme.

10. Zittau, B96 Dresdner Str./Tongasse

Im Zeitraum 2019-2021 sechs Verkehrsunfälle mit Personenschaden, insgesamt neun Leichtverletzte. "Von den sechs Vorfahrtsunfällen fanden fünf zwischen von Süd nach Nord auf der Tongasse fahrenden Autos mit Vorfahrtberechtigten der Dresdner Straße statt.

Auf der Dresdner Straße in Zittau kracht's besonders an einer Stelle immer wieder mal.
Auf der Dresdner Straße in Zittau kracht's besonders an einer Stelle immer wieder mal. © xcitepress

Die Höhe der Sachschäden ist immer schwer zu erfassen. "Die Polizei erfasst lediglich die vor Ort sichtbaren Schäden, tatsächlich entstehen in der Werkstatt sowie durch Heilbehandlung und zum Beispiel Verdienstausfall deutlich höhere Kosten", sagt Demme. Als Beispiel: Bei den fünf Verkehrsunfällen an den Kälbersträuchern hat die Polizei eine Gesamtschadenssumme von 45.000 Euro erfasst, die (nach gängigen Modellen) berechneten Unfallkosten betrügen aber 1.093.000 Euro.

Korrekturhinweis, 15.08.2022, 13.15 Uhr: In einer ursprünglichen Version dieses Textes hatte es beim Unfallschwerpunkt Nummer 10 in Zittau geheißen, an der Kreuzung Dresdner Straße / Tongasse befinde sich eine Lichtzeichenanlage. Das ist nicht der Fall.