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Neues Café: Prager Flair zieht in Zittaus Innere Weberstraße

Wo einst Brot und Brötchen verkauft und Tattoos gestochen wurden, gibt es jetzt Eis und Kaffee. Warum das neue Café die überschaubare Größe gerade als Vorteil sieht.

Von Frank-Uwe Michel
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Patrick Schulze kredenzt im neuen "Cafè Praha" auf der Inneren Weberstraße in Zittau Kaffee- und Eisspezialitäten. Der Name des Cafés verspricht tschechisches Flair.
Patrick Schulze kredenzt im neuen "Cafè Praha" auf der Inneren Weberstraße in Zittau Kaffee- und Eisspezialitäten. Der Name des Cafés verspricht tschechisches Flair. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Das Verlangen nach Süßem ist offenbar groß unter den Zittauern. Obwohl draußen noch kein Schild den Namen verkündet, ist das kleine Ladenlokal im oberen Teil der Inneren Weberstraße bereits gut besucht. Seit Montag ist es geöffnet. Draußen stehen ein paar Tische und Stühle, einige Senioren lecken begeistert an ihrem Eis. Drinnen schaut Patrick Schulze über die Theke und preist an, was er in den Kühlbottichen zu bieten hat: Black Mamba, Johannisbeere Lavendel oder auch Omas Teigschüssel nennen sich die Sorten. Wie die mit Großmutters Namen schmeckt? "Wie damals, als wir Kinder mit dem Finger ein Stück vom süßen Teig stibitzt haben", lächelt der Standortleiter verschmitzt.

Das "Café Praha" ist das jüngste unter den, in letzter Zeit immer mehr werdenden Zittauer Cafés. "Die Idee dazu hatten wir schon länger", erzählt die von den Inhabern mit der Umsetzung beauftragte junge Frau. Sie ist Tschechin und agiert lieber im Hintergrund. Auch ihre Auftraggeber wollen nicht öffentlich in Erscheinung treten. Viele Zittauer würden gern ins Tschechische fahren, Kuchen und Torten essen oder auch zu den beliebten Baguettes und den landestypisch belegten Schnitten - den "Klebitschki" - greifen. "Das alles hat uns auf den Gedanken gebracht, den Menschen diese Angebote gleich hier, in Zittau, zu machen." In einem kleinen Café mitten in der Stadt. Mit dem Flair, wie es deutsche Besucher aus Prag zu schätzen wissen.

Allerdings war es nicht ganz leicht, passende Räume für die Idee zu finden. "Bis wir dann bei Immobilienangeboten irgendwann auf dieses Ladenlokal in der Inneren Weberstraße gestoßen sind", erzählt die junge Tschechin. Hier habe früher ein Bäcker Brot, Brötchen und Kuchen verkauft. Später sei ein Tattoo-Studio in das Objekt gezogen. In der Corona-Zeit war sogar eine Test-Station da untergebracht.

Nun also "Café Praha". Der Name über der ausgerollten Markise fehlt zwar noch. Nur am Schaufenster ist er klein zu lesen. Das Äußere ist zwar wichtig, vielmehr aber noch der Inhalt. Bei dem haben sich die Betreiber richtig Mühe gegeben. Angesichts der letzten Mieter musste drinnen komplett umgebaut werden. "Wir haben tatsächlich umfassend renoviert", berichtet die Tschechin. Bis zu 18 Plätze stünden jetzt drinnen zur Verfügung, draußen auf dem Gehweg weitere fünf oder sechs. "Wir wollten nichts Riesiges, werden auch in Zukunft klein bleiben, wenn das Geschäft richtig läuft." Gerade darin sehen die Investoren das Erfolgsrezept. "Die Leute wollen gemütlich sitzen und von der Gestaltung her ein angenehmes Flair." Das sei einer der Unterschiede zu den großen Cafés, die es in der Zittauer Innenstadt natürlich ebenfalls gibt.

In der Inneren Weberstraße öffnet derzeit ein Lokal nach dem anderen: Erst vor Kurzem hatte die Sushi-Bar "Taumii" (im Hintergrund) aufgemacht, jetzt hat direkt daneben das "Café Praha" nachgezogen.
In der Inneren Weberstraße öffnet derzeit ein Lokal nach dem anderen: Erst vor Kurzem hatte die Sushi-Bar "Taumii" (im Hintergrund) aufgemacht, jetzt hat direkt daneben das "Café Praha" nachgezogen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Ein anderer ist das Angebot. Das dürfte in der Stadt aufgrund seiner Anlehnung ans Tschechische tatsächlich einzigartig sein. Die Produkte stammen - bis auf das Eis - komplett aus dem Nachbarland. Partnerfirmen aus Liberec (Reichenberg) liefern jeden Tag frische Kuchen und Torten sowie belegte Brötchen an. Ein Blick in die Auslage lässt erahnen, was es gibt und wie gut es schmeckt. Punschschnitte zum Beispiel, Rumkugel oder Sachertorte. Auch bei den Kaffeespezialitäten ist Abwechslung Trumpf. Dazu wurde extra eine Spitzen-Maschine angeschafft. Die Mitarbeiter werden in einem Barista-Lehrgang noch extra geschult. "Wir arbeiten derzeit noch am vollen Programm, bauen die Kaffeekarte allmählich auf", erzählt die von den Inhabern beauftragte Tschechin. Parallel dazu würden Verhandlungen mit einer Kaffeerösterei aus dem Nachbarland geführt. Denn auch die verwendeten Bohnen sollen tschechisch sein.

Ebenfalls landestypisch ist das angebotene Bier: Gäste können unter zwei Sorten wählen. Zum Anstoßen gibt's natürlich den typischen Kräuterschnaps: Becherovka in vier Geschmacksrichtungen. Noch nicht ganz klar ist, aus welchem tschechischen Anbaugebiet der Wein künftig geliefert wird. "Hier sind die Gespräche noch nicht abgeschlossen. Die Besucher dürfen aber sicher sein: Die ausgewählten Tropfen schmecken ganz sicher gut."

Nicht vom Nachbarn, sondern aus der deutschen Hauptstadt kommt das Eis im "Café Praha". "Wir haben in Berlin eine Manufaktur entdeckt, die uns überzeugt hat", erklärt die Tschechin. Wie zum Beweis weist Patrick Schulze auf die frostige Auslage mit insgesamt 30 Sorten. Das Bananeneis sei lecker, meint er. Es schmecke total nach Früchten. "Wir haben einen Partner gesucht, das Probeeis verkostet - dann war schnell klar: Das ist es." Nun finden sich die verschiedenen Sorten auch in den Eisbechern des Cafés in der Inneren Weberstraße wieder. Zu den bisher acht Kreationen sollen demnächst noch weitere hinzukommen.