Für die Baude auf dem 544 Meter hohen Warnsdorfer Spitzberg (heute Varnsdorfský Špičák) direkt an der Landesgrenze wurde die Nacht vom 26. zum 27. November 1905 eine schreckliche. Die erst sieben Jahre zuvor errichtete Bergwirtschaft mit Sommerveranda und 14 Meter hohem Aussichtsturm stand lichterloh in Flammen. Zuerst wurde der Brand kurz vor Mitternacht in Spitzkunnersdorf bemerkt. Als hier bereits die Sirenen heulten, hatte man in Warnsdorf noch gar nichts mitbekommen. Erst eine halbe Stunde später wurde dort Alarm ausgelöst. Wie aus Berichten der in Neugersdorf erschienenen „Oberlausitzer Dorfzeitung“ hervorgeht, brannte zunächst die Ostveranda.
Ursache soll ein Defekt an der Gasolin-Lichtanlage gewesen sein. „Lange Stichflammen stießen hervor, wenn wieder ein Rohr der Acetylenleitung schmolz. Kurz nach ¾ 1 Uhr wurde auch der aus Holz und Bindwerk bestehende Turm vom Feuer erfaßt. Das Blechdach glühte auf wie eine Riesenkerze. Um ½ 2 Uhr stürzte der brennende Turm in sich zusammen. Um 3 Uhr Montag morgens war alles nur noch ein rauchender Trümmerhaufen“, so die Schilderung des Brandes. Obwohl Feuerwehren aus der ganzen Umgebung im Einsatz waren, konnten sie nicht viel ausrichten: Das Löschwasser reichte nicht.
Zuletzt für Grenzwachen gebraucht
Bergwirt Fritz Kühnel ließ sich davon jedoch nicht entmutigen und baute unmittelbar danach eine neue Baude, allerdings ohne Turm. Schon im Frühjahr 1906 wurde sie eröffnet. Aber auch dieses Ausflugsziel sollte ein Opfer der Flammen werden. Knapp zehn Jahre nach dem ersten Brand, am 5. Juli 1915, der Tag war gerade zwei Stunden alt, wurden die Feuerwehren wieder zur Phonolitkuppe des Spitzberges gerufen. Wieder brannte die Baude lichterloh.
Es soll lediglich 20 Minuten gedauert haben, bis das Dach zusammenbrach. Und wieder konnten die Floriansjünger nichts ausrichten. Aus dem Brand von 1905 hatte man keine Lehren gezogen. Ein Löschwasserreservoir fehlte auf dem Berg nach wie vor. Nun sollte es bedeutend länger dauern, bis wieder eine Baude errichtet wurde. Es war 1930 zunächst eine kleine Bergschänke mit Sommerhütte, die wegen des Gästezuspruchs bald erweitert und modernisiert wurde.
Weihnachten 1933 wurde das nunmehr dritte Warnsdorfer Spitzbergrestaurant eröffnet. Wenn auch der Zweite Weltkrieg der Gaststätte nichts anhaben konnte, die Jahre danach taten es umso mehr. Als eine Sperrzone entlang der deutsch-tschechischen Grenze eingerichtet wurde, wurde die Baude als Unterkunft für die Grenzwachen gebraucht und daher zu Beginn der 1950er Jahre geschlossen. Schließlich brannte das Gebäude vollkommen aus. Als man 1966 die Grenzdrähte entfernte, waren nur noch Ruinen übrig geblieben. „Auf dem Hauptgipfel sieht man die vom Wald überwachsenen Reste des früheren Restaurants, und man kann hier noch die ehemaligen Terrassen und eine kurze Allee mit hochgewachsenen Laubbäumen vom umgebenden Wald unterscheiden“, beschreibt Jiri Kühn auf seiner Internetseite www.luzicke-hory.cz die Überbleibsel.
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