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Prominente Paten für Zittauer Stolpersteine

OB Thomas Zenker und Stolperstein-Mitinitiator Armin Pietsch erinnern zum Holocaust-Gedenktag an zwei jüdische Mitbürger. Um wen es sich dabei handelt.

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Am internationalen Holocaustgedenktag übernahm Bürgermeister Thomas Zenker die Patenschaft für den Stolperstein von Leo Elend, der in der Reichenberger Straße wohnte.
Am internationalen Holocaustgedenktag übernahm Bürgermeister Thomas Zenker die Patenschaft für den Stolperstein von Leo Elend, der in der Reichenberger Straße wohnte. © Matthias Weber/photoweber.de

Zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust an diesem Donnerstag hat Zittau zwei neue Paten für Stolpersteine: Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) kümmert sich ab sofort um den für Leo Elend in der Reichenberger Straße 19 und Armin Pietsch als ehemaliger Mitarbeiter der Hillerschen Villa und Mit-Initiator der Stolpersteine-Aktion um den von Bertha Hiller am Klienebergerplatz 1. Am Nachmittag erhielten beide ihre Urkunden im Kreise anderer Stolperstein-Paten im Ratssaal überreicht, bevor sie zum Gedenken entsprechende Lichter an den Orten der ehemaligen jüdischen Mitbürger aufstellten. Darüber informiert die Stadt Zittau.

Bertha Hiller (1869 bis 1942) war die Frau von Gustav Hiller, dem Gründer der Zittauer Phänomen-Werke. Sie stammte aus einer jüdischen Familie, war aber protestantisch getauft. Ihre vier Kinder Fritz, Rudolf, Charlotte und Kurt erzog sie christlich. In der Hillerschen Villa lebte Bertha Hiller 43 Jahre lang. Die letzten vier Jahre ihres Lebens verbrachte die Mutter und Ehefrau unter Hausarrest, der sie als von den Nazis deklarierte "Volljüdin" vor Deportation und Ermordung schützte und gleichzeitig gesellschaftliche Isolation bedeutete. Kurz vor Kriegsbeginn 1939 feierte sie ihren 70. Geburtstag und erkrankte an Parkinson. Zu dieser Zeit durfte sie das Haus schon nicht mehr verlassen. Bertha Hiller starb am 16. September 1942. Sie ist an der Seite ihres Mannes auf dem Zittauer Frauenfriedhof beerdigt.

Leo Elend (1896 bis 1939) war ein jüdischer Gelehrter und ab 1929 Prediger und Religionslehrer der Zittauer jüdischen Gemeinde. Zunächst wohnte er in der Komturstraße, von 1934 bis 1938 in der Reichenberger Straße 19. Dann zog Leo Elend nach Chemnitz, um dort die jüdischen Sonderklassen zu unterrichten. Von hier aus kam er am 10. November nach Buchenwald. Im selben Monat strich das NS-Regime die Mittel für die jüdischen Schulklassen. Leo Elend verlor seine Anstellung. Am 8. März 1939 nahm er sich das Leben. Seine Frau Bertha verließ wenig später Deutschland. Das Schicksal der Tochter Ruth ist unbekannt.

Die 1992 von Künstler Gunter Demnig eingeführten Stolpersteine sind das weltweit größte dezentrale Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2005 organisiert die Hillersche Villa die Verlegung von Stolpersteinen in Zittau, bietet seit 2018 Patenschaften an. Diejenigen kümmern sich um die Pflege der Steine, organisieren Aktionen zu Gedenktagen und tauschen sich zu Themen der Erinnerungskultur und Regionalgeschichte aus. (SZ)

Wer eine Patenschaft übernehmen will, meldet sich unter [email protected] oder 03583 779633.