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Wegen Kreisel-Bau: Zittauer Mandau-Höfe dienen als illegale Durchfahrt

Das private Gelände auf der Äußeren Oybiner Straße in Zittau nutzen täglich Autofahrer, um die Groß-Baustelle zu umgehen. Der Verwalter hat schon Maßnahmen ergriffen. Auch Stadt und Polizei sind eingeschaltet.

Von Thomas Christmann
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Am Tor von der Äußeren Oybiner Straße weisen Schilder darauf hin, dass auf dem Gelände der Mandau-Höfe nur Tempo 10 erlaubt und die Durchfahrt verboten ist.
Am Tor von der Äußeren Oybiner Straße weisen Schilder darauf hin, dass auf dem Gelände der Mandau-Höfe nur Tempo 10 erlaubt und die Durchfahrt verboten ist. ©  Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Am Tor zu den Mandau-Höfen staut sich mitunter der Verkehr. "Hier hat keiner Zeit zum Warten", berichtet Jana Rudolph, die ihr Büro am Eingang des Gebäudekomplexes an der Oybiner Straße 14/16 in Zittau unterhält und daher das Geschehen miterlebt. Da würden Autofahrer schon mal den Motor aufheulen lassen oder die Hupe drücken, so die Verwalterin der Immobilie. Beispielsweise, wenn ein Lieferant gerade seinen Transporter auslädt - und dadurch andere nicht vorbeikommen. Mitunter folgen gar "unqualifizierte Bemerkungen". Die Ungeduldigen sind jedoch keine der 47 Mieter oder deren Kunden und Besucher. Sondern Fremde, die das Gelände als illegale Abkürzung nutzen.

Ursächlich dafür ist die benachbarte Kreuzung zwischen Schramm-/Goldbach-/Äußerer Oybiner und August-Bebel-Straße, die seit April zum Kreisverkehr umgebaut wird. Der Bereich ist deshalb unpassierbar. Erschwerend kommt hinzu, dass bereits im März die nebenan liegende Brücke über den Goldbach an der Edmund-Kretschmer-Straße gesperrt werden musste - es besteht Einsturzgefahr. Wegen der Baustelle haben Stadt und Landkreis zwar eine Umleitung ausgeschildert, trotzdem verzeichnet Jana Rudolph seit deren Beginn doppelt so viel Verkehr durch die Mandau-Höfe wie zuvor. Genau das hatte sie "leider befürchtet". Daraus könnten nun Schäden auf dem Belag oder der Brücke vor dem Tor resultieren, wobei diese noch in einem technisch gutem Zustand sein soll.

So wird der Verkehr um die Baustelle herumgeleitet.
So wird der Verkehr um die Baustelle herumgeleitet. © Gernot Grunwald

Dabei weisen Schilder an den Ein- und Ausgängen der Äußeren Oybiner sowie Edmund-Kretschmer-Straße darauf hin, dass die Durchfahrt verboten ist. "Das interessiert niemanden", so die Verwalterin. Auch "halten sich die wenigsten" an die erlaubten Tempo 10. Und wer abkürze, sei besonders schnell, sagt sie und hat schon Maßnahmen ergriffen, um das Problem in den Griff zu bekommen. So stehen auf ihre Initiative hin Baken am Durchgang der Äußeren Oybiner Straße, wodurch Autofahrer nur in Schlangenlinie vorwärtskommen. "Und gezwungen sind, abzubremsen", erklärt sie. Damit sollen vor allem die Fußgänger geschützt werden. Doch mancher hätte die Baken schon zur Seite gerückt. Anfang des Monats kamen sogar welche weg. Mieter schlugen deshalb zusätzlich Tempo-Schwellen vor. Die seien teuer, die Maßnahme noch nicht abschließend beurteilt, informiert Jana Rudolph.

Tor bleibt über Nacht und am Wochenende zu

Die Verwalterin hat zunächst veranlasst, das Tor über Nacht und am Wochenende zu schließen. Das hielt anfangs Autofahrer nicht davon ab, selbiges wieder zu öffnen. Deshalb ist nun zusätzlich eine Kette drumherum. Tagsüber bleibt das Tor erstmal weiter auf. "Um den Mietern das Leben nicht unnötig schwerzumachen", sagt sie. Schließlich sind diese ebenso von der Baustelle betroffen wie alle anderen. Aber in Absprache mit ihnen will Jana Rudolph auch diese Tagsüber-Variante nicht ausschließen. "Als erzieherische Maßnahme." Ihre Hoffnung: Wer einmal vor verschlossenem Tor steht, überlegt sich einen zweiten Versuch. Zudem hat sie sich an Stadt und Polizei gewandt - und um Hilfe gebeten.

Dort ist das Problem seit Baubeginn bekannt. Und kam erst beim jüngsten kommunalen Präventionsrat zur Sprache, der aus Mitarbeitern der Verwaltung und Polizei besteht und als Netzwerkstelle fungiert. Der Tenor: Die Umleitung über den Stadtring ist die einzige Möglichkeit, um von der Entlastungsstraße zur Dresdner Straße zu kommen. Die Baustellen-Situation stelle für alle Anwohner und Durchreisende eine Belastung dar, meint Kai Siebenäuger von der Polizeidirektion Görlitz. Doch in dem Bereich würden sich weder Unfälle häufen noch stelle dieser eine Gefahr dar. Darauf aber richte die Polizei das Hauptaugenmerk. Im Fall der Mandau-Höfe gebe es daher unregelmäßige Kontrollen. Wer dann trotz des Verbots durch das Tor fährt, dem drohen 50 Euro Bußgeld.

Die Verkehrsbehörde der Stadt ist erst in der Woche vom 18. bis 24. Juli vor Ort gewesen. Dabei konnten laut Rathaus-Sprecher Kai Grebasch keine übermäßigen Durchfahrten durch die Mandau-Höfe festgestellt werden. Die Stadt sieht darüber hinaus keine Möglichkeiten, um die Situation zu verbessern. So bleibt auch die Sperrung an der Edmund-Kretschmer-Straße bestehen. Die Brücke sollte beim Ausbau der Äußeren Oybiner Straße mit erneuert werden. Doch für das millionenschwere Vorhaben fehlt das Geld. "Dazu gibt es keinen neuen Stand", so Kai Grebasch.

Die Polizei hingegen schlägt eine neue Beschilderung vor, für die sie aber nicht zuständig ist. Beispielsweise eine mit der Aufschrift "Anfahrt Parkplatz über Edmund-Kretschmer-Straße". Dann wären die Mandau-Höfe ausschließlich über diese Seite zu erreichen und das Tor könnte geschlossen bleiben. "Das sollte ausreichen", sagt Kai Siebenäuger.