Ersatzverkehr zwischen Hagenwerder und Zittau treibt immer neue Blüten

Gregor Janik ist richtig sauer. Zum wiederholten Mal hat der Schienenersatzverkehr zwischen Zittau und Hagenwerder nicht funktioniert, sagt der Zittauer. Das erste Mal stand er am 2. Juli vergeblich an der Haltestelle, ohne dass ein Ersatzbus kam.
Am vorigen Sonntag wollte er 8.46 Uhr von Zittau mit dem Ersatzbus nach Hagenwerder fahren, um mit dem Zug weiter nach Berlin zu kommen. In der Hauptstadt hatte der Anwalt um 14 Uhr einen Termin, den er bei reibungslosem Schienenersatzverkehr (SEV) ohne Probleme geschafft hätte. Sein Zug wäre halb zwei in Berlin angekommen.
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Doch der Ersatzbus fuhr nicht wie angegeben. Wie Gregor Janik standen etwa 20 weitere Fahrgäste vergeblich an der Haltestelle - und wussten nicht, was los ist. "Darunter waren auch einige ausländische Touristen, die völlig ratlos waren", sagt der Zittauer.
An der Anzeigetafel in der Bahnhofshalle habe nur gestanden, dass zwischen Zittau und Hagenwerder Schienenersatzverkehr besteht. Dass ein Bus ausfällt oder zu spät kommt, dazu gab es keinerlei Info, berichtet Janik. Auch im Reisecenter konnten sie sich nicht erkundigen - das war zu dieser Zeit noch geschlossen.
Auf Nachfrage bei der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (Odeg) teilt Geschäftsführer Lars Gehrke mit, dass besagter Bus laut Aussage des Busunternehmens gefahren sei. Er hatte allerdings zehn Minuten Verspätung.
Fahrgäste mussten wieder aussteigen
Darauf angesprochen, sagt Gregor Janik, dass tatsächlich ein Bus gekommen sei, als er gerade gehen wollte. Das sei aber 20 Minuten nach der geplanten Abfahrtszeit gewesen. Der Bus habe an der Haltestelle gehalten und die Fahrgäste aussteigen lassen, die von Hagenwerder nach Zittau gefahren sind, so Janik.
Danach stiegen die Fahrgäste, die nach Hagenwerder wollten, ein. Der Busfahrer ließ sie wieder aussteigen, berichtet Janik. Seine Begründung: Er nehme erst Fahrgäste in Ostritz und Hagenwerder auf. So stand es auf seinem Plan, den Janik selbst gesehen hat. Er vermutet, dass er die Info nur von der Odeg haben kann. Und liegt damit nicht so falsch: Wie Lars Gehrke bestätigt, bekommen die Busunternehmen die Informationen von der Odeg. "Im Bedarfsfall kommunizieren die Leitstellen miteinander", fügt er hinzu.
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Dem Busfahrer gibt er keine Schuld. Das beauftragte Busunternehmen komme aus Niesky und der Fahrer müsse sich auf die Infos verlassen, die man ihm gibt, findet Janik. Seinen Termin in Berlin an diesem Sonntag schaffte er nicht mehr. Es sei zum Glück nur ein privater Termin gewesen, den er neu vereinbaren kann, meint Gregor Janik. Doch er denkt an diejenigen, die den Schienenersatzverkehr aus beruflichen Gründen nutzen müssen und die bei Ausfällen und Verspätungen Probleme haben.
Probleme könnte es theoretisch weiter geben. Der Zugausfall und somit Ersatzverkehr mit Bussen ist auf dem Abschnitt Görlitz – Zittau noch bis Ende September vorgesehen, teilt Gehrke mit. Es gebe keine Ersatzteile für die beschädigte Brücke.
Die Kommunikation eines Busausfalles sei schwieriger als bei einem Zug, begründet Gehrke die fehlenden Infos. Die Haltestellen verfügen oft nicht über die entsprechenden Anzeigen. "Wir informieren somit über unsere Homepage", sagt der Odeg-Chef.
Odeg: Keine Ausfälle wegen Personalmangel
Ausfälle wegen Personalmangel gebe es nicht, so Gehrke. "Sollte ein Fahrer ausfallen, wird schnellstmöglich nach Ersatz gesucht. Ein systematisches Problem liegt nicht vor."
Von diesen Aussagen lässt sich Janik nicht beruhigen. Es seien zum wiederholten Male Kabel an der Bahnstrecke gestohlen worden. Die Odeg müsse seiner Meinung nach Übung im Organisieren eines Schienenersatzverkehrs haben. Doch er erlebte selbst, wie am 2. Juli die Odeg-Mitarbeiterin hektisch herumtelefonierte, um einen Ersatz zu heranzuholen. Sie sei nach Hagenwerder gekommen, während die Fahrgäste weiter warten mussten, so Janik. Das zeige ihm, dass die Odeg für den Notfall keinen Plan habe.
Er will sich die SEV-Probleme nicht mehr gefallen lassen - und Kreisräte einschalten. Sie sollen dafür sorgen, dass bei der nächsten Vergabe der Bahnstrecke die Odeg nicht mehr zum Zuge kommt, fordert Janik.
Widerspruch kommt sofort vom Odeg-Chef. Die Regionalbahn 65 (Zittau - Görlitz) sei eine der zuverlässigsten Linien der Odeg, sagt Gehrke. "Natürlich kommt es immer einmal zu Störungen und damit einhergehenden Verzögerungen." Die Forderung , dass die Odeg keine Ausschreibungen mehr in dieser Region bekommen sollte, spiegele in keiner Weise die sehr gute Qualität wieder, die das Odeg-Personal in diesen schwierigen Zeiten anbiete, findet Gehrke.