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Wo sich frierende Einwohner im Notfall aufwärmen können

Falls es wirklich zum Total-Ausfall der Gasversorgung kommt, ist die Gemeinde Olbersdorf jetzt gewappnet - mit einem detaillierten Not-Plan für Evakuierungen.

Von Jana Ulbrich
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Die Olbersdorfer Gemeindeverwaltung könnte im Ernstfall vorübergehend frierende Einwohner aufnehmen.
Die Olbersdorfer Gemeindeverwaltung könnte im Ernstfall vorübergehend frierende Einwohner aufnehmen. © Matthias Weber

Das Bestandsverzeichnis ist nüchtern: Vier kleine Notstromaggregate, 18 Notfall-Liegen samt Decken und Kopfkissen, 5.000 leere Sandsäcke, Füllmaterial beim Gärtner Sowieso. Handynummer. Torschloss-Code. Das Papier soll ja auch bei Hochwasser helfen. Die angekündigte 5-B-Wetterlage mit örtlichen Starkregenfällen aber ist es nicht, die den Olbersdorfer Gemeinderat zum Aufstellen eines detaillierten "Notfallplans für Evakuierungen und Benennung von Schwerpunktobjekten" veranlasst hat. Es ist vielmehr die aktuelle Energiepolitik in der Russlandkrise und eine mögliche "Gasmangellage", über die derzeit ganz Deutschland spricht.

Falls also tatsächlich im Winter kein Gas mehr ankommen sollte in der Gemeinde am Fuße des Zittauer Gebirges, dann muss gesichert sein, dass kein Einwohner friert. Für diesen Fall also gibt es in Olbersdorf jetzt einen Krisenstab, der bei Bedarf sofort zusammentreten kann. Und es gibt einen genauen Plan, was zu tun ist: Welche öffentlichen Objekte auf jeden Fall warm gehalten werden müssen: die Pflegeheime, Kindertagesstätten und die Grundschule etwa zuerst, die - genauso wie die Gemeindeverwaltung oder das Sportlerheim - zur Not auch als Notquartiere dienen müssen oder in denen sich frierende Menschen aufwärmen können.

Auch das Gemeindeamt gehört beispielsweise dazu: Geeignet für die kurzzeitige Unterbringung, nicht geeignet für Übernachtungen. Vorteile: Es gäbe Toiletten, zwei kleine Küchen, Räumlichkeiten mit Privatsphäre, Internet und einen behindertengerechten Fahrstuhl. Nachteile: Der Verwaltungsablauf wäre erheblich gestört.

So und so ähnlich listet der Plan alle Einrichtungen mit allen Vor- und Nachteilen für einen mehr oder weniger langen Not-Aufenthalt auf, dazu Verantwortlichkeiten und Telefonnummern. "Wir haben damit jetzt einen Leitfaden, den wir in der Gemeinde für jeden Notfall nutzen können", sagt Karsten Hummel, der Geschäftsführer der beiden kommunalen Gesellschaften Wohnungsverwaltung (KWV) und Wärmeversorgung (WVO). Und letztere eben ist es jetzt, die möglicherweise bald nicht mehr so sicher sein könnte wie vor Kurzem noch gedacht.

Karsten Hummel hat den Plan maßgeblich mit ausgearbeitet. "Wir haben bei der WVO zwar ausreichend Gas geordert - wenn auch zum doppelten Preis, aber wir können nicht auf den Vertrag pochen, wenn uns das Gas abgedreht wird", weiß der Geschäftsführer. Für diesen Fall hätte die WVO eine Ölreserve. Die aber, so erklärt Hummel, reiche nur für das Heizen von Schwerpunktobjekten und dafür, alles andere wenigstens frostfrei zu halten. Keine rosigen Aussichten, von denen aber keiner hofft, dass sie eintreten. "Wir wissen ja noch gar nicht, wie sich die ganze Situation weiter entwickeln wird", sagt Hummel. Der Notfallplan sei das, was der Name schon sagt, der Plan für den absoluten Ernstfall. "Damit dann alle wissen, was zu tun ist und wo es Hilfe gibt." Die Olbersdorfer Gemeinderäte haben dem Papier geschlossen zugestimmt.