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„Zittauer fühlen sich von Bäumen bedroht“

Rosita Pohl beklagt mangelndes Verständnis für die Natur und die mutwillige Zerstörung von Pflanzungen.

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© Stadt Zittau

Von Mario Heinke

Rosita Pohl, Baumbeauftragte bei der Stadtverwaltung Zittau spricht aus aktuellem Anlass mit der SZ über den besorgniserregenden Umgang der Zittauer mit den Bäumen in der Stadt.

Immer wieder brechen Menschen die Triebe und Spitzen ...
Immer wieder brechen Menschen die Triebe und Spitzen ... © Stadt Zittau
... von neu gepflanzten Bäumen ab.
... von neu gepflanzten Bäumen ab. © Stadt Zittau
Die Baumbeauftragte der Stadt Zittau Rosita Pohl in ihrem Büro.
Die Baumbeauftragte der Stadt Zittau Rosita Pohl in ihrem Büro. © Thomas Eichler

Frau Pohl, im Stadtanzeiger fordern Sie mehr Sorgfalt im Umgang mit Pflanzen. Was hat Sie zu dem Hilferuf veranlasst?

Auslöser war die Feststellung einer Kappung von drei Jungbäumen im Ortsteil Wittgendorf. Die Bäume wurden im Zuge der Stützmauersanierung als Ersatz gepflanzt. Die Bäume stehen auf öffentlichen Grund und Boden in ausreichenden Abstand zur Bebauung und verursachen keinerlei störende Beeinträchtigungen. Scheinbar hat sich trotzdem jemand bedroht gefühlt, zur Selbsthilfe gegriffen und die Bäume abgeschnitten. Dieser Fall ist beispielgebend für den allgemeinen Trend, der sich derzeit abzeichnet. Bislang fühlte sich nur die Stadtbevölkerung durch den Laub- und Fruchtfall oder den Schattenwurf gestört. Dieses Phänomen scheint jetzt auch im Dorf angekommen zu sein, wo dort das Naturverständnis eigentlich größer sein sollte. Insgesamt ist festzustellen, dass scheinbar auch die Gartenfreunde die natürlichen Lebensäußerungen der Bäume nur noch als Last empfinden. Das wird daran sichtbar, dass viele genehmigungsfreie Bäume ersatzlos entfernt wurden oder die Kronen so stark beschnitten werden, dass nur noch der Hauptstamm steht.

Registrieren Sie mehr Schäden an Bäumen als früher?

Die Anzahl der Schäden an öffentlichen Bäumen hat sich nicht erhöht, aber die Anfragen der Bürger zur Beseitigung oder Einkürzung von Straßenbäumen und zur Unterstützung bei der Laubbeseitigung nehmen zu.

Gibt es Schwerpunktgebiete mit besonders vielen Beschädigungen?

Einen Schwerpunkt gibt es an der Chopinstraße. Die 1999 gepflanzten elf Säulenebereschen zwischen Leipziger- und Kämmelstraße wurden in den Jahren nach der Pflanzung mehrfach geköpft. Das gleiche Schicksal zeichnet sich auch bei den im Jahr 2013 neu gepflanzten Bäumen zwischen dem Lutherplatz und der Leipziger Straße ab. Bei mindestens sieben Bäumchen wurden die Spitzen abgebrochen.

Sie sind die Baumbeauftragte der Stadt. Wie viele Bäume hat Zittau überhaupt?

Die Stadt Zittau hat zusammen mit den Ortsteilen einen Bestand von rund 7 000 Straßen- und 3 000 Parkbäumen im öffentlichen Raum.

Hat sich der Baumbestand in der Stadt in den vergangenen Jahren verändert?

Der öffentliche Baumbestand hat sich zahlenmäßig nicht verändert, allerdings sind die Bäume durch die Ersatzpflanzungen im Durchschnitt etwas jünger geworden. Im privaten Bereich ist mit der Novellierung des Sächsischen Naturschutzgesetzes im Jahr 2010 ein Rückgang bei den ungeschützten Baumarten insbesondere bei Birke und Nadelbäumen zu verzeichnen.

Wird heutzutage mehr oder eher gefällt als früher?

Tendenziell ja.

Können Zittauer, die etwas Gutes tun möchten, auf eigene Kosten Bäume pflanzen, ohne selbst ein Grundstück zu besitzen?

Wichtiger als die Ersatzpflanzung ist der Erhalt vorhandener Bäume, da nicht jeder Standort für eine Neupflanzung geeignet ist. Die Zittauer können zum Erhalt der Straßenbäume beitragen, indem sie beispielsweise die Pflege der Baumscheibe übernehmen, den Schattenwurf dulden oder ihrer Gehwegreinigungspflicht vollumfänglich nachkommen. Auch die Schädigung der Bäume durch Hunde-Urin lässt sich bei entsprechender Rücksichtnahme vermeiden.

Gibt es Baumpatenschaften?

Eine Baumpflanzung ohne eigenes Grundstück ist schwierig, da große Flächen für öffentliche Anpflanzungen nicht zur Verfügung stehen. In der Stadt gibt es zwar zwei derartige Patenschaftsprojekte, jedoch sind diese nur einem begrenzten Teilnehmerkreis zugängig. Wer dennoch einen öffentlichen Baum pflanzen möchte, kann sich gern an mich wenden.