Von Mario Heinke
Zittau/Oderwitz. Tom Scholz arbeitet derzeit beim Schokoladenhersteller Riegelein in Oderwitz, verpackt dort Osterhasen und bedient Maschinen im Schichtdienst. Eigentlich unglaublich, denn der Zittauer gehört zu den besten Azubis Deutschlands.
Anfang Dezember erhielt er in Berlin die Auszeichnung als bester Verfahrensmechaniker in der Steine- und Erdenindustrie, Fachrichtung Transportbeton. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages und EU-Kommissar Günther Oettinger überreichten Urkunde und Pokal. Für die jährliche Ehrung der bundesbesten IHK-Azubis im Maritim-Hotel warf der 24-Jährige sich in Schale mit Schlips und Anzug. Rund 1 000 Gäste nahmen an der Preisverleihung teil. Unter ihnen Vertreter der Ausbildungsbetriebe, Kammern, Berufsschullehrer und Bundestagsabgeordnete. Entertainerin Barbara Schöneberger führte durch die Veranstaltung, die live im Internet übertragen wurde. Die geehrten Super-Azubis erreichten die höchsten Punktzahlen in ihren Abschlussprüfungen, sind damit die Besten unter mehr als 300 000 Prüfungsteilnehmern Deutschlands in ihren Berufen. Insgesamt gab es 213 Bundesbeste in 207 Berufen.
Vergangene Woche kam dann noch ein Paket von der IHK in Leipzig. Der Inhalt, ein Pokal mit der Aufschrift: „Landesbester 2017 in Sachsen“ und die dazugehörige Urkunde. Der 24-Jährige ist somit auch Sachsens bester Azubi aller Fachrichtungen. Tom Scholze hängt die Ehrung nicht so hoch, denn gebracht hat sie ihm zunächst erst einmal gar nichts. Sein Ausbildungsbetrieb in Bautzen wollte ihn nach der Ausbildung zwar übernehmen, aber für fünf Jahre festnageln, erzählt er. Der Abiturient hatte allerdings bei Ausbildungsbeginn gesagt, dass er noch studieren oder den Meister machen will. Deshalb lehnte er den angebotenen Job als „Springer“ zwischen den Betonmischanlagen des Unternehmens in ganz Sachsen ab. Um die „baufreie Zeit“ bis Februar zu überbrücken, nahm Scholz die Arbeit in der Schokoladenfabrik an.
Ab dem Frühjahr möchte er dann wieder in seinem Ausbildungsberuf arbeiten, Geld verdienen und praktische Erfahrungen sammeln, die ihm später beim Studium nützen. Verfahrensmechaniker in der Fachrichtung Transportbeton bedienen, warten und betreuen Betonmischanlagen, untersuchen die Mischungen und Zutaten labortechnisch auf Festigkeit und Eigenschaften. Außerdem managen sie alle Abläufe an der Anlage, bestellen beispielsweise Fahrmischer oder Pumpen und erledigen die anfallenden Verwaltungstätigkeiten. Die Chancen, im näheren Umkreis als Verfahrensmechaniker arbeiten zu können sind gering, denn die Anzahl der Betonmischanlagen ist überschaubar, sagt der Zittauer. „Oft sind die Anlagen nur mit einem Mitarbeiter besetzt“, erzählt er. Deshalb werde er wohl ein Angebot in Süddeutschland annehmen und die Region verlassen, so der Techniker, der vor der Lehre ein soziales Jahr im Olbersdorfer Altenheim absolviert hat. Scholz spricht langsam, ist eher ein Mann der leisen Töne, obwohl er als ausgewiesener Metal-Fan gern extrem laute Musik hört. Zur Freude seiner Nachbarn in der Wohngemeinschaft in einem Dachgeschoss in der Johannisstraße benutzt er dazu aber immer die Kopfhörer.