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Zittauer Stadtrat fordert Verteilungsstopp

Oberbürgermeister Thomas Zenker lehnt das ab, obwohl die FFF-Fraktion 27 Mängel in der neuen Image-Broschüre festgestellt haben will.

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© Repro: SZ

Von Thomas Mielke

Zittau. Eigentlich hat die neue Imagebroschüre der Stadt ihren Zweck zu einem Teil schon erfüllt: Sie hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt und tut es noch. In den sozialen Medien verfolgten Tausende die Diskussion über den provokanten Titel „Zittau – Weltstadt der Oberlausitz“. Hunderte Menschen holten sich das Heft in den ersten Tagen nach der Veröffentlichung im Januar ab, um sich die positive Werbung für ihre Heimatstadt anzusehen. Doch dabei sind einigen Lesern Fehler aufgefallen. Nun sorgen diese für weitere Aufmerksamkeit. Die Wellen des Ärgers schlagen so hoch, dass die Unzulänglichkeiten sogar am Donnerstag Thema im Stadtrat geworden sind.

Als Erster hat sich Rainer Harbarth (Linke) zu Wort gemeldet. Er kritisierte, dass auf Seite 28 offenbar der Olbersdorfer mit einem imaginären Oybiner See verwechselt worden ist. Deshalb wollte er wissen, wer die Broschüre vor der Veröffentlichung auf Inhalt und Rechtschreibung gegengelesen hat. Mehrere Mitarbeiter der Stadtverwaltung und natürlich er selbst, antwortete Kai Grebasch, als Stadtmarketing-Mann verantwortlich für die Broschüre. Er gab das Problem mit dem Oybiner See unumwunden zu und räumte zusätzlich zwei Rechtschreibfehler ein.

Grebasch sagte auch, dass er sich furchtbar darüber ärgern würde und sich die Fehler nur mit einer gewissen Betriebsblindheit beim Gegenlesen erklären könne. Noch wesentlich deutlicher fiel die Kritik an der Imagebroschüre und Grebasch als dafür Verantwortlichen durch die Mitglieder der FFF-Fraktion aus. „Sie werden dafür bezahlt, dass die Broschüre eine ansprechende Qualität hat“, sagte Fraktionschef Thomas Krusekopf (parteilos). Dass die Qualität in seinen Augen nicht stimmt, untermauerte er anhand einer Liste, die der SZ inzwischen vorliegt.

Darin formulieren die Fraktionsmitglieder nach einem Studium der Broschüre insgesamt 27 Dinge, die ihrer Meinung nach nicht passen, als Fragen an den OB. Das sind der imaginäre Oybiner See, vier Rechtschreibfehler, 20 Kritikpunkte zu Inhalt, Formulierung und Gestaltung sowie Bildauswahl und zwei Werbefotos, auf denen Fahrradfahrer gegen die Verkehrsregeln verstoßen. An den Formulierungen des externen Dresdner Texters bemängelt die FFF-Fraktion so unterschiedliche Dinge wie die Wortgruppe „den grünen Weinaupark im Herzen der Stadt“ und, dass der Satz „Doch wer allein auf deren barockes Erbe schaut, dürfte in Zittau einiges verpassen.“ im Konjunktiv statt im Imperativ geschrieben wurde.

Beim Inhalt vermissen die Stadträte unter anderem die Erwähnung der Neiße-University, des Titels „European Town of Sports“ und des Schlegler Baumkuchens. Grebasch hatte dazu bei der Vorstellung der Broschüre gesagt, dass unmöglich alle Zittauer Qualitäten in so einer Imagebroschüre aufgezählt werden können, weil sie sonst überfrachtet würde.

Die Kritik gipfelte in der Forderung von Fraktionschef Krusekopf, die weitere Verteilung der Broschüre zu stoppen. Zudem verbietet sich in seinen Augen die anstehende Übersetzung der Broschüre in Tschechisch und Polnisch von selbst.

Abgestimmt wurde über Krusekopfs Antrag aber nicht. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) stellte sich schützend vor seine Mitarbeiter und sagte: „Ich halte die Broschüre nach wie vor für gelungen.“ Krusekopf kündigte im Gespräch mit der SZ an, dass er den Antrag auf Einstellung der Verteilung auf die Tagesordnung der März-Stadtratssitzung setzen lassen will.