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Zoff um Dresdens Messe-Chef

Mitarbeiter werfen Ulrich Finger Mobbing vor und bitten Aufsichtsräte um Hilfe. Er spricht von „Neid und Missgunst“.

Von Andreas Weller
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Ulrich Fingers Mitarbeiter sprechen von einem „Klima der Angst".
Ulrich Fingers Mitarbeiter sprechen von einem „Klima der Angst". © Sven Ellger

Wirbel bei Dresdens Messe. In der städtischen Gesellschaft schwelt ein Konflikt zwischen Mitarbeitern und dem Chef Ulrich Finger. Dieser eskaliert nun. Für einige der 30 Beschäftigten ist es so schlimm, dass sie keinen anderen Ausweg wussten, als einen Brief an die Aufsichtsräte und Aufsichtsrats-Chefin, Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke), zu schreiben. Dieser Brief liegt Sächsische.de vor.

Die Vorwürfe, die gegen Finger erhoben werden, wiegen schwer. „Ein Großteil der Mitarbeiter ... sieht die wirtschaftliche Zukunft der Messe aufgrund fehlender Zielsetzungen, Strukturen und persönlichen Interessensabwägungen der Geschäftsführung nachhaltig gefährdet. Die Kommunikation zwischen der Geschäftsführung und Teilen der Belegschaft hat sich bedrohlich verschlechtert“, heißt es darin.

Eigentlich schwele der Streit seit 2015. Ein zweitägiger Workshop mit einem Trainer habe nicht zur erhofften Verbesserung des Klimas geführt. „Zwei Mitarbeiterinnen, die auch Betriebsrätinnen waren, wurden 2017 durch Bossing aus dem Unternehmen gedrängt.“ Finger würde aus seiner Chefrolle heraus Mitarbeiter mobben, ihnen drohen, Aufgaben entziehen, sie abmahnen bis hin zu Kündigungen. Es herrsche ein Klima der Angst, sagen Mitarbeiter, die nicht genannt werden wollen.

Dann gab es eine Datenpanne. Interne Schreiben der Geschäftsführung konnten eine Weile von allen Mitarbeitern eingesehen werden. Darin soll es auch darum gegangen sein, wen Finger loswerden wolle und wie das juristisch möglich sei.

Finger sagt dazu auf SZ-Anfrage: „Es wurden brisante, interne Daten gehackt und öffentlich gemacht.“ Daraufhin habe er ein Rundschreiben geschickt. „Darin habe ich darauf verwiesen, dass so ein Angriff strafbar ist und auch verfolgt wird, sollte so etwas wieder vorkommen. Das würde ich aber nicht als Drohung bezeichnen.“ Dagegen würde sich jedes Unternehmen wehren. „Wenn ich die Person finden könnte, würde ich sie fristlos kündigen“, so Finger.

Die sonstigen Vorwürfe nennt er „Quatsch“. Es gebe ein Sicherheitskonzept für Konzerte. In dem Brief wird das angezweifelt. Ja, er habe einzelnen Personen Aufgaben weggenommen und anderen Kollegen übertragen. „Weil sie es nicht auf die Reihe bekommen haben.“ Auch habe er versucht, Mitarbeiter zu entlassen. Die Kündigungen hatten aber schon aus formalen Gründen vor Gericht keinen Bestand.

„Ich weiß aber, dass das Ganze insbesondere von zwei Mitarbeiterinnen betrieben wird“, so Finger. „Das ist eine mittlere Katastrophe und ein interner Krieg. Getrieben von Neid, Missgunst und Eifersucht.“ Tatsächlich stehen aber nach Informationen von Sächsische.de deutlich mehr Mitarbeiter hinter der Kritik an Finger. „Das sind Mitläufer, die überzeugt wurden“, meint Finger.

Die Aufsichtsräte der Messe reagieren verwundert. Aus dem Schreiben haben sie erst von den Problemen erfahren, sagten mehrere gegenüber Sächsische.de. Sie fordern Erklärungen. An diesem Freitag tagt der Aufsichtsrat. Dann will sich Finger gegenüber den Politikern erklären. Aufsichtsrats-Chefin Klepsch spricht von Differenzen zwischen Finger und einzelnen Mitarbeitern. Das sei ihr bekannt. „Um auszuloten, in wieweit diese zu klären sind, wurden Einzelgespräche mit den betroffenen Mitarbeitern sowie dem Geschäftsführer geführt.“ Zudem gab es ein Vermittlungsgespräch. „Dabei trat zutage, dass sich gegenseitig widersprechende Aussagen getroffen wurden.“ Jetzt empfehle Klepsch eine externe Mediation. Die möchte auch Finger.